«Das können Sie nicht machen!» Trump sammelt mehr Spenden als Biden – und gibt denkwürdiges Interview

tmxh / dpa / SDA

6.8.2020

Donald Trump (rechts) hat inzwischen über eine Milliarde Dollar Spenden gesammelt – mehr als Joe Biden.
Donald Trump (rechts) hat inzwischen über eine Milliarde Dollar Spenden gesammelt – mehr als Joe Biden.
Rourke/Semansky/AP/dpa

Donald Trump hat für seine Wahlkampagne über eine Milliarde Dollar Spenden gesammelt – und damit mehr als Herausforderer Joe Biden, der aufgrund der Coronapandemie nicht zum Demokraten-Parteitag anreist. Indes gab der US-Präsident eines seiner denkwürdigsten Interviews.

US-Präsident Donald Trump und seine Republikaner haben für ihren Wahlkampf nach eigenen Angaben inzwischen mehr als eine Milliarde US-Dollar Spenden erhalten. Im Juli seien 165 Millionen Dollar (etwa 150 Millionen Franken) eingegangen, was den Gesamtbetrag der bisher eingesammelten Spenden auf 1,1 Milliarden Dollar bringe, erklärte Trumps Kampagne am Mittwochabend (Ortszeit). Bislang sei in keinem Monat so viel Geld eingegangen wie im Juli – auch nicht bei der Wahl 2016, hiess es weiter.

Die Kampagne von Trumps demokratischem Herausforderer Joe Biden erklärte, im Juli seien 140 Millionen Dollar Spenden eingegangen. Im Juni hatten er und die Demokraten 141 Millionen Dollar eingesammelt – und damit den zweiten Monat in Folge etwas mehr als Trump und die Republikaner.



Der Präsident wirbt aber schon wesentlich länger als Biden hohe Spenden ein, zumal es seit Langem als sicher galt, dass er sich für die Republikaner um eine zweite Amtszeit bewerben würde. Biden musste sich zunächst gegen viele Rivalen durchsetzen und wird formell erst diesen Monat zum Kandidaten der Demokraten nominiert.

Die hohen Spendensummen für beide Kandidaten liessen erkennen, wie umkämpft die Wahl vom 3. November weiterhin ist. Die Spenden zeigten auch, dass Trump trotz der Coronavirus-Pandemie und zuletzt sehr schlechter Umfragewerte längst nicht ausgezählt werden kann.

Biden reist nicht zum Parteitag an

Derweil liess der designierte US-Präsidentschaftskandidat Joe Biden mitteilen, dass er wegen der Coronapandemie nicht zum Parteitag der Demokraten nach Milwaukee (Wisconsin) reisen werde. Biden werde seine Rede zur Nominierung im US-Bundesstaat Delaware halten, wo er zu Hause ist, erklärte die Demokratische Partei am Mittwoch.

Details sollen zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben werden. Auch andere Redner bei dem Parteitag würden nicht nach Milwaukee reisen, hiess es. Derweil spielt Amtsinhaber Donald Trump mit der Idee, seine Nominierungsrede aus dem Weissen Haus zu halten.



Wegen befürchteter Gesundheitsrisiken hatten die Demokraten den ursprünglich für Juli geplanten Parteitag bereits auf August verschoben und später angekündigt, die Versammlung weitgehend digital abzuhalten. Der Parteitag ist für den 17. bis 20. August geplant. Normalerweise nehmen an der mehrtägigen Veranstaltung Tausende Menschen teil, darunter Delegierte und Journalisten. Auch die Republikaner haben ihre Planungen für den Parteitag Ende August wegen der Coronapandemie umgeworfen.

Präsident Trump brachte wegen der Pandemie nun auch ins Spiel, die Rede nach seiner Nominierung, die für Ende August geplant ist, an seinem Amtssitz zu halten: «Wir denken darüber nach, es vom Weissen Haus aus zu tun, weil dann nichts in Bewegung gesetzt wird, es einfach ist, und ich denke, es ist eine wunderschöne Umgebung», sagte Trump am Mittwoch dem TV-Sender Fox.

Dabei blieb zunächst unklar, ob die Nutzung des Amtssitzes für eine Parteiveranstaltung legal ist. Wie genau der Parteitag der Republikaner Ende August in Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina ablaufen wird, ist unklar.



Trump warnte auf Fox derweil vor einer chaotischen Wahl im November aufgrund vieler erwarteter Briefwahlstimmen. Die Verkündung des Ergebnisses könnte sich «Monate oder Jahre» hinziehen und zum «Desaster» werden. Tatsächlich gehen Beobachter davon aus, dass das Ergebnis der Abstimmung nicht wie sonst üblich in der Wahlnacht feststeht.

Trump drängt trotz der Pandemie darauf, dass möglichst viele Menschen persönlich zur Abstimmung erscheinen. Auf die Frage, welche Sicherheitsmassnahmen für Wähler getroffen würden, sagte er, die Infektionszahlen würden sinken und das Land sei bis dahin «wahrscheinlich in einer grossartigen Verfassung».

Denkwürdiges Interview

In einem weiteren Interview erregte Trump abermals Aufsehen: Im Gespräch mit dem Journalisten Jonathan Swan für den Sender HBO relativierte der Präsident die Probleme der USA in der Coronapandemie: «Wir haben so viele Fälle, weil wir weltweit am besten testen», erklärte Trump. Das Land schneide in den meisten Kategorien bezüglich der Pandemie vorbildlich ab.



Etwa mit Blick auf die Todesrate: Diese sei eine der niedrigsten der Welt, so der Präsident. Dabei bezog er sich jedoch auf die Zahl der Toten in Relation zur Zahl der Infizierten – und nicht relativ zur Einwohnerzahl, wie der Interviewer bemerkte. Darauf Trump, der eigens drei Blätter mit Statistiken hervorholte und dem Reporter zeigte: «Das können Sie nicht machen!»

Nach der Erklärung Swans, dass ansonsten die Statistik zur Todesrate verzerrt würde, wehrte sich der US-Präsident weiter: «Sie berichten das falsch, Jonathan.» Auch nachdem der Journalist die Themen wechselte, folgten weitere unsichere Minuten Trumps. Das Gespräch gilt schon jetzt vielen als eines der denkwürdigsten Trump-Interviews überhaupt.

Trump gab bei HBO ein denkwürdiges Interview.

HBO / YouTube

In den USA mit rund 330 Millionen Einwohnern sind bislang mehr als 156'000 Menschen an einer Coronavirus-Infektion gestorben, wie aus den Daten der Universität Johns Hopkins in Baltimore hervorgeht. Bislang gibt es über 4,7 Millionen bestätigte Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2. Das ist in absoluten Zahlen mehr als in jedem anderen Land der Welt. Gemessen an der Gesamtbevölkerung schneiden Länder wie Italien, Spanien und Grossbritannien schlechter ab.

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