Chronologie der Schlüsselmomente Donald Trump: Darum ist der Fall Cohen so gefährlich für ihn

DPA

22.8.2018

Lange war Michael Cohen als «Ausputzer» von Donald Trump bekannt - als der Anwalt, der seinem Mandanten alle Probleme aus dem Weg räumte. Für Trump würde er sich sogar vor eine Kugel werfen, erklärte Cohen einst. Am Dienstag räumte der Jurist nun vor Gericht ein, unter anderem gegen Gesetze verstossen zu haben, die Wahlkampffinanzierung regeln.

Cohen sagte zudem aus, er und Trump hätten eine Zahlung von 130'000 Dollar an Pornodarstellerin Stormy Daniels sowie 150'000 Dollar für das Ex-Playboy-Model Karen McDougal arrangiert - mit dem Ziel, den Wahlausgang zu beeinflussen. Dabei ging es wohl darum, deren Behauptungen über sexuelle Abenteuer mit dem damaligen Kandidaten unter der Decke zu halten.

Als sich Cohen am Dienstag schuldig bekannte, nannte er weder die zwei Frauen noch Trump beim Namen. Er habe lediglich mit einem «ungenannten Kandidaten» zusammengearbeitet, sagte er aus. Doch die erwähnten Summen und Daten stimmen allesamt mit den Zahlungen an Daniels und McDougal überein.

Trumps Personalkarussell

Cohens Schuldeingeständnis markiert einen Wendepunkt: Vom jahrelangen Verbündeten ist der Anwalt nun zu einer möglichen Bedrohung für Trump geworden. Ob und wann der US-Präsident strafrechtlich verfolgt werden kann, ist unklar.

Die vorangegangenen Schlüsselmomente im Fall Cohen:

4. November 2016

Trump ist republikanischer Präsidentschaftskandidat. Das «Wall Street Journal» meldet, der Mutterkonzern des Magazins «National Enquirer» habe der Zahlung von 150 000 Dollar an McDougal für deren Geschichte über eine angebliche Affäre mit Trump im Jahr 2006 zugestimmt. Damals war der Immobilienunternehmer schon ein Jahr mit seiner Frau Melania Trump verheiratet. Das Mutterunternehmen American Media Inc., das Trumps Kampagne nahesteht, dementiert indes einen Kauf von McDougals Geschichte. Vielmehr habe man einen Deal geschlossen, nach dem zwei Jahre lang Kolumnen des früheren Playmates veröffentlicht werden sollten. Eine Sprecherin Trumps, Hope Hicks, bestreitet eine Affäre zwischen ihm und McDougal.

8. November 2016

Überraschend besiegt Trump seine demokratische Rivalin Hillary Clinton bei der Präsidentschaftswahl.

12. Januar 2018

Das «Wall Street Journal» berichtet, Cohen habe einen Monat vor der Wahl 130 000 Dollar an Daniels gezahlt. Dies war demnach Teil einer Abmachung, laut der sie öffentlich über ihre angebliche Affäre von 2006 Stillschweigen bewahren müsse. Cohen erklärte damals in einer Reaktion, dass Trump «einen solchen Vorgang vehement abstreitet.»

13. Februar 2018

Cohen räumt ein, Daniels aus eigener Tasche bezahlt und dafür keine Entschädigung von der Trump Organization oder dem Wahlkampfteam des Präsidenten bekommen zu haben. Später erklärt der Anwalt, das Geld stamme aus einem persönlichen Hauskredit, der an ein Konto einer Privatfirma gekoppelt sei.

März 2018

McDougal verklagt American Media Inc. mit dem Ziel, ihren mit dem Konzern geschlossenen Vertrag für ungültig erklären zu lassen. Dem TV-Sender CNN sagt sie, das Unternehmen habe unter Vorspiegelung falscher Tatsachen die Rechte an ihrer Geschichte gekauft und diese dann nicht gebracht, um Trump zu schützen. Zudem berichtet sie von einer langen Liaison, die sie 2006 mit Trump gehabt haben will. American Media Inc. erklärt, McDougal stehe es bereits seit 2016 frei, ihre Geschichte zu erzählen. Über Sprecher lässt Trump eine Affäre mit dem Ex-Playmate erneut dementieren.

5. April 2018

Vor Reportern an Bord der Air Force One streitet der US-Präsident ab, von einer Zahlung an Daniels gewusst zu haben. Auf die Frage, warum Cohen die Transaktion getätigt habe, entgegnete Trump: «Das müssen Sie Michael Cohen fragen.»

9. April 2018

Das FBI durchsucht Cohens Büro. Dabei beschlagnahmen die Agenten Dokumente, etwa zu der 130 000-Dollar-Zahlung an Daniels. Trump ist erbost. Die Razzia sei eine «Schande», das FBI sei in das Büro seines Anwalts «eingebrochen». Zudem twitterte er, dass die «Vertraulichkeit zwischen Anwalt und Mandant tot» sei.

Die Razzia bei Cohen verantwortet das Büro des Staatsanwalts in Manhattan. Cohens Anwalt Stephen Ryan sagt, die Durchsuchungen fussten zum Teil auf einem Hinweis von Sonderermittler Robert Mueller. Dessen Team prüft mögliche Absprachen zwischen Trumps Wahlkampflager und Moskau im Zuge der mutmasslichen russischen Einmischung in die Wahl 2016.

26. April 2018

Trump räumt ein, Cohen habe ihn im «verrückten Stormy-Daniels-Deal» vertreten. Zugleich versichert der Präsident in der Sendung «Fox & Friends», dass «dabei keine Wahlkampfgelder verwendet wurden, was sonst ein Problem gewesen wäre».

2. Mai 2018

Trumps Anwalt Rudy Giuliani sagt gegenüber Fox-News-Moderator Sean Hannity, die Zahlung an Daniels sei über eine Anwaltskanzlei abgewickelt worden - und der Präsident habe das Geld zurückgezahlt. Dies belege, dass es keinen Verstoss gegen Regeln zur Wahlkampffinanzierung gegeben habe. Regierungssprecherin Sarah Huckabee Sanders räumt ein, dass Trump von den Zahlungen «schliesslich erfahren» habe.

4. Mai 2018

Reporter erinnern den US-Präsidenten an sein vorangegangenes Dementi, was die Zahlung an Daniels angeht. Trump schlägt mit einer Attacke auf die Nachrichtenmedien zurück. Die Presse konzentriere sich auf «Scheiss»-Geschichten wie jene um die Pornodarstellerin. «Praktisch alles», was über die Zahlungen an sie berichtet worden sei, sei falsch, findet er. Die Reaktion von Daniels' Anwalt Michael Avenatti lässt nicht lange auf sich warten: «Für wie dämlich halten die uns eigentlich?», fragte er in einem Tweet.

20. Juli 2018

Cohen habe zwei Monate vor der US-Wahl 2016 heimlich ein Gespräch mit Trump über eine mögliche Zahlung an McDougal aufgenommen, melden mit den Ermittlungen vertraute Gewährsleute. Trump-Anwalt Giuliani sagt, letztlich sei kein Geld geflossen. Und überhaupt zeige der kurze Gesprächsmitschnitt, dass der Präsident sich nichts zu Schulden habe kommen lassen. In der Aufnahme ist zu hören, wie Cohen Trump sagt, er müsse eine Firma gründen «für den Transfer von all diesen Infos mit Bezug auf unseren Freund David» - ein möglicher Verweis auf David Pecker, ein Trump-Vertrauter und Präsident von American Media Inc.

Als Cohen im Mitschnitt von einer Finanzierung zu sprechen beginnt, unterbricht ihn Trump und fragt: «Was für eine Finanzierung?» Cohen antwortet: «Wir werden zahlen müssen.» Die Aufnahme klingt dumpf, doch sind Trumps Worte «bar bezahlen» zu hören. Unklar ist aber, ob er möchte, dass in bar bezahlt wird oder doch nicht. Sofort sagt Cohen jedenfalls mehrmals «Nein». Dann sagt Trump «Scheck.»

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