US-Wahlkampf Trump verspricht Anhängern baldiges Pandemie-Ende

SDA

20.10.2020 - 03:57

US-Präsident Trump spricht am Montag bei einer Wahlkampfveranstaltung am Flughafen von Tucson im Teilstaat Arizona.
US-Präsident Trump spricht am Montag bei einer Wahlkampfveranstaltung am Flughafen von Tucson im Teilstaat Arizona.
Source: Keystone/AP/Ross D. Franklin

Donald Trump geht mit Klagen über Corona-Müdigkeit auf Stimmenfang und stellt ein baldiges Ende der Pandemie in Aussicht. Zudem greift er den wohl renommiertesten Gesundheitsexperten der USA frontal an. Sein Herausforderer Biden findet dafür scharfe Worte.

Rund zwei Wochen vor der US-Wahl hat Präsident Donald Trump Stimmung gegen renommierte Gesundheitsexperten und die kritische Pandemie-Berichterstattung vieler Medien gemacht. «Die Leute haben die Pandemie satt», sagte der Republikaner am Montag (Ortszeit) bei einem Wahlkampfauftritt im südwestlichen Bundesstaat Arizona. «Die Pandemie ist bald vorbei», versprach er seinen Anhängern – obwohl das im Widerspruch zur aktuellen Entwicklung in den USA steht, wo die Zahl der Neuinfektionen zuletzt wieder anstieg.

Zuvor hatte Trump den Top-Immunologen Anthony Fauci Medienberichten zufolge schwer gescholten und ihm Fehler beim Management der Pandemie vorgeworfen. «Der Typ ist eine Katastrophe», sagte Trump nach Angaben der «New York Times» in einer Telefonschalte mit seinem Wahlkampfteam. «Die Leute haben es satt, Fauci und diese Idioten zu hören, all diese Idioten, die Fehler gemacht haben.» Trump sagte nach Angaben von CNN mit Blick auf Fauci: «Wenn ich auf ihn gehört hätte, hätten wir 500 000 Tote.» Trump dementierte die Berichte nicht. Auf Twitter schrieb er: «Alles, was ich von Tony verlange, ist, dass er bessere Entscheidungen trifft.»

In den USA, einem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern, sind bislang mehr als 220 000 Menschen nach einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben. Seit Beginn der Pandemie haben sich mehr als 8,2 Millionen Menschen in den Vereinigten Staaten mit dem Virus angesteckt. Die Zahl der Neuinfektionen stieg zuletzt wieder auf etwa 50 000 pro Tag.

Der renommierte Gesundheitsexperte Fauci (79) ist Direktor des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten und Teil der Corona-Arbeitsgruppe des Weissen Hauses. Selbst in Trumps Partei regte sich angesichts seiner heftigen Kritik Widerspruch. Der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im US-Senat, Lamar Alexander, teilte auf Twitter mit, Fauci sei einer der angesehensten Beamten überhaupt und habe unter sechs US-Präsidenten gearbeitet. «Wenn mehr Amerikaner auf seinen Rat hören würden, hätten wir weniger Fälle von Covid-19.»



Biden verurteilt Trumps Äusserungen zur Pandemie

Trump wiederum setzte seine Angriffe bei zwei Wahlkampfauftritten in Arizona fort. Die Menschen hätten es satt, dass Medien wie der liberale Sender CNN nur noch über die Pandemie sprächen, sagte Trump. Er warf CNN vor, so negativ über die Pandemie zu berichten, damit die Leute nicht zur Wahl gingen. «Die Leute kaufen Euch das nicht ab, CNN, ihr dummen Bastarde», sagte Trump unter dem Jubel seiner Anhänger.

Der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden verurteilte Trumps Äusserungen zur Pandemie und dessen Kritik an Fauci. «Herr Präsident, Sie haben in einer Hinsicht Recht: Die Amerikaner haben es satt. Sie haben ihre Lügen über dieses Virus satt», erklärte Biden. «Sie haben es satt, zuzusehen wie noch mehr Amerikaner sterben und mehr ihre Jobs verlieren, weil Sie sich weigern, diese Pandemie ernst zu nehmen.»

In Umfragen stellt eine Mehrheit der Amerikaner Trump seit Monaten ein schlechtes Zeugnis für dessen Krisenmanagement in der Pandemie aus. Fauci geniesst in Befragungen deutlich mehr Vertrauen als der Präsident.

Der Umgang mit der Pandemie dürfte für viele Wähler bei der Präsidentenwahl am 3. November eine grosse Rolle spielen. Landesweiten Umfragen zufolge liegt der Demokrat Biden deutlich in Führung. Auch viele Erhebungen aus wichtigen Bundesstaaten sehen ihn vor Trump. Doch vor vier Jahren lag Trump in Umfragen ebenfalls zurück – und setzte sich schliesslich doch gegen Hillary Clinton durch.

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