«Wir lieben die Idee, Sir!»Trump serviert Musk Golden Dome auf dem Silbertablett
Philipp Dahm
21.5.2025
Trump: Musk muss zurück zu Autos und Raketen
Elon Musk will sich aus der Politik zurückziehen. Geht es nach ihm, würde er aber weiterhin ein paar Tage pro Woche für Donald Trump aktiv sein. Doch der US-Präsident klingt im Weissen Haus, als wäre das Kapitel für ihn abgeschlossen: «Er war eine enorme Hilfe.»
24.04.2025
Kaum hat sich Elon Musk von der politischen Bühne verabschiedet, winkt ihm auch schon der erste grosse Auftrag aus Washington: Donald Trump will ein Raketen-Abwehrschild erreichten, das überraschend billig sein soll.
Er habe es im Wahlkampf versprochen, sagt Donald Trump, und deshalb müsse er nun auch liefern. Nein, die Rede ist nicht von tieferen Lebensmittelpreisen oder einem Ende des Ukraine-Krieges. Es geht um den Aufbau eines neuen «hochmodernen Raketen-Abwehrschilds».
Innert drei Jahren soll dieser Golden Dome erreichtet werden, dessen Haube die USA vor jedwedem Raketenangriff schützen soll – auch wenn dieser «von an anderen Seiten der Welt» oder aus dem All heraus erfolgten. «Wir werden das beste System haben, das je gebaut worden ist», tönt Trump.
Man habe sich für eine «Architektur» des Systems entschieden, das mit Sensoren und Abfangeinrichtungen im All und am Boden arbeite. Trump sagt, die USA hätten Israel beim Aufbau ihres Iron Dome geholfen, das Jerusalem erfolgreich vor Attacke aus der Luft schützt.
Nur noch 175 statt 542 Milliarden Dollar
Amerikas Golden Dome soll vor aller Art von Raketen schützen – auch jenen mit Hyperschallantrieb, die schneller als 6200 km/h sind. «Sie werden alle vom Himmel geholt», prophezeit der 78-Jährige. Die Regierung beende damit die Arbeit von Ronald Reagans «Star-Wars-Programm» der 80er.
«Kanada hat uns angerufen: Sie wollen daran teilhaben. Sie wollen auch Schutz», erzählt Trump und zieht diese Grimasse: «Also helfen wir Kanada – wie immer. Wir tun unser Bestes.»
Screenshot:YouTube/NBC News
25. Milliarden Dollar sieht das Budget seiner Administration vor, um mit dem Bau des Golden Dome zu beginnen. Die Gesamtkosten beziffert Trump auf 175 Milliarden Dollar. General Michael Guetlein von der US Space Force werde das Projekt leiten, heisst es weiter.
Die Zahlen, die das Weisse Haus nun erstmals zu dem Projekt nennt, überraschen: Das Congressional Budget Office geht von ganz anderen Grössen aus, berichtet «Bloomberg» am 5. Mai. Der Golden Dome werde bis zu 542 Milliarden Dollar über 20 Jahre verschlingen, schätzen die Prüfer.
«Ich habe es vorgeschlagen»
Die Schätzungen seien grob, weil das weltraumbasierte Abfangen eine noch unerforschte Technik sei. Zwar seien in der Sparte heute die Kosten heute geringer als zu Zeiten von Präsident Reagan, aber dafür sei die Bedrohungslage und die US-Politik heute auch eine andere.
Donald J Trump am 20. Mai bei der Golden-Dome-Pressekonferenz im Weissen Haus. Vor dem Porträt von Ronald Reagan stehen (von links nach rechts) schön aufgereiht Pete Hegseth und die Senatoren Kevin Cramer und Dan Sullivan.
KEYSTONE
Heute könnten Nordkorea, Russland und China die USA mit Interkontinental-Raketen bedrohen, was bei der Ausrichtung der Abwehr eingepreist werden müsse. Hinzu kommt beim Vergleich mit Jerusalem, dass das Territorium Israels nur der Grösse eines einzelnen Bundesstaates der USA entspricht: Trump braucht deutlich mehr Material für seine Kuppel.
Hat sich NORAD, die binationale US-kanadische Behörde, die den Luftraum über Nordamerika schützt, um den Golden Dome bemüht? Wie sind Verteidigungsministerium und Militärs auf das Projekt gekommen? «Ich habe es vorgeschlagen», lüftet Trump das Geheimnis, «und alle sagten: ‹Wir lieben die Idee, Sir!›.» Er fügt an: «So muss es sein, oder?»
«SpaceX ist der führende Kandidat»
Sensoren im All, die den Start einer Rakete weltweit sofort erfassen und sie womöglich auch bekämpfen, wenn sie aus der Erdatmosphäre austritt – das ist ein lohnendes Geschäftsfeld für Elon Musk. «Bloomberg» spekuliert, Musks Space X werde sich mit Software-Firma Palantir und dem Drohnen-Unternehmen Anduril um den Auftrag bewerben.
Quid pro quo? Donald Trump (links) und Elon Musk.
Imago
Auch CNN schreibt von einer «Lobby-Kampagne», die nun im Pentagon im Gange sei. Und auch der linke Sender will erfahren haben, dass SpaceX seinen Hut in den Ring geworfen hat – zusammen Palantir Technologies, hinter dem unter anderem der erzkonservative Aktivist, Milliardär und Trump-Unterstützer Peter Thiel steckt, und Anduril Industries: Mit-Gründer Trae Stephens hat einst für Thiel gearbeitet.
Andererseits hat SpaceX in der Sache jede Menge Erfahrung und Erfolg vorzuweisen, räumt CNN ein: «Ja, SpaceX ist wahrscheinlich der führende Kandidat», drückt es eine anonyme Quelle aus, «aber sie sind derzeit der einzige echte Anbieter auf dem Markt.»
«Bedenken hinsichtlich eines Interessenkonflikts»
Eine Gruppe von 42 demokratischen Angeordneten hat sich bereits an den Generalinspektor des Pentagon gewendet: Space X sei auch «wegen Herrn Musks Position in der Regierung ein Top-Anwärter auf den Golden-Dome-Auftrag», schreiben sie. «Die formelle oder informelle Beteiligung von Herrn Musk an einem Verfahren zur Vergabe eines Regierungsauftrags wirft ernsthafte Bedenken hinsichtlich eines Interessenkonflikts auf.»
Für den Golden Dome wird Uncle Sam tief in die Tasche greifen müssen: Dass es bei Investitionen von 175 Milliarden Dollar bleiben wird, glaubt offenbar nicht mal Space-Force-General Chance Saltzman. Als er bei einer «Politico»-Veranstaltung gefragt wird, ob er die 542-Milliarden-Prognose angesprochen wird, verwirft er diese nicht. Im Gegenteil.
«Ich bin seit 34 Jahren in diesem Geschäft und habe noch nie eine frühe Schätzung gesehen, die zu hoch war. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass zusätzliche Mittel erforderlich sein werden», antwortet der Militär.
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