Wie ein Teenager-Liebesdrama: Kanadas Premier Mark Carney am 7. Oktober zu Besuch bei Donald Trump (rechts) in Washington.
Bild:Keystone
Ein von einer kanadischen Provinz bezahlter Werbespot hat Donald Trump mächtig auf die Palme gebracht. Dass er deshalb Handelsgespräche abbricht und Zölle erhöht, hat das Gegenteil von dem erreicht, was er wollte: Der Clip mit Ronald Reagan wurde 11,4 Milliarden Mal gesehen.
Sie sind ein Paar, das sich aus dem Weg geht. Obwohl es wegen des APEC-Gipfels quasi auf derselben Party eingeladen ist, weichen sich die beiden aus. «Ich möchte mich nicht mit ihm treffen», sagt Donald Trump am 27. Oktober trotzig über Mark Carney. «Ich werde mich eine ganze Weile nicht mit ihm treffen.»
Und der kanadische Premier? Macht anderen schöne Augen: Noch in dieser Woche soll Carney mit dem Präsident Xi Jinping zusammenkommen. Er setze auf einen bilateralen Neustart– auch wenn es Zeit brauche, die Beziehung wieder aufzubauen, weiss die «Canadian Broadcasting Corporation» (CBC).
The man child in the Oval got his feelings hurt, so he is punishing the American people with higher costs. pic.twitter.com/VmAdfOEMY7
Was klingt wie ein Teenager-Liebesdrama, ist eigentlich der neue Tiefpunkt eines sonderbaren Handelskrieges. Mark Carney kann noch nicht einmal was dafür: Es war Doug Ford, der sich Donald Trumps Zorn zugezogen hat, als er einen Werbespot im US-TV geschaltet hat. Damit hat der Premier des kanadischen Bundesstaates Ontario einen Nerv getroffen.
«KI oder sowas»
In dem Clip wettert der verstorbene US-Präsident Ronald Reagan gegen Zölle. Das wiederum verärgert Donald Trump derart, dass er via Truth Social nicht nur den Abbruch der Handelsgespräche mit Kanada, sondern auch weitere Zölle in Höhe von zehn Prozent verkündet.
«Sie haben betrogen bei einer Werbung», klagt Trump. «Reagan hat Zölle geliebt, und sie sagen, er hat es nicht getan. Ich glaube, es war KI oder sowas. Sie haben schlimm betrogen. Kanada wurde beim Betrügen bei einem Werbeclip erwischt. Können Sie das glauben?»
Trump: "They cheated on a commercial. Ronald Reagan loved tariffs and they said he didn't. And I guess it was AI or something. They cheated badly. Canada got caught cheating on a commercial. Can you believe it?" pic.twitter.com/3EzUEsDbxW
Der 79-Jährige wähnt sich im Recht, weil auch die Ronald-Reagan-Stiftung gegen den Clip protestiert. Das bewirkt jedoch wie beim Barbara-Streisand-Effekt das Gegenteil: 2003 verklagte die Hollywood-Schauspielerin einen Fotografen wegen Luftbildern ihres Hauses auf 50 Millionen – und macht seine Fotos damit erst berühmt.
Dasselbe gilt für den kanadischen Reagan-Werbespot, der laut Ford bereits 11,4 Milliarden Mal gesehen worden sei und sogar das Ausland wie Grossbritannien oder Indien erreicht habe. Und natürlich ruft Trumps Gegenwind Faktenchecker auf den Plan, die widerlegen, dass die Kanadier falsch spielen.
Die Zitate sind bloss nicht chronologisch angeordnet, doch seine Warnung vor Zöllen ist echt. Und so sorgt Trump dafür, dass sich im Oktober 2025 Menschen auf YouTube «Präsident Reagans Radioansprache über freien und fairen Handel vom 25. April 1987» ansehen. Ganz ohne KI.
Doch können Sie es glauben? Das ficht Donald Trump nicht an: «Eines der schwierigsten Länder ist Kanada», tritt Trump auf dem Weg nach Asien in der Air Force One nach. «So sehr ich Kanada und die Leute in Kanada liebe: Sie haben eine Menge schlechte Abgeordnete!»
«Also, das mag ich nicht»
Die Reagan-Stiftung habe die Kanadier «erwischt», wiederholt Trump. «Es war total das Gegenteil von dem, was sie gesagt haben. Also, das mag ich nicht. Das kann man nicht machen. Die hätten es nicht machen dürfen.» Der Werbespot sei zwar zurückgezogen worden, aber erst nach zwei Tagen.
🤥 JUST NOW: Trump again lied about the Canada ad (using the @reaganfoundation as cover)
PBS: “The overall message doesn’t misrepresent Reagan’s views on tariffs”
Tatsächlich hat Ontario den Werbespot noch während der World Series im Baseball laufen lassen und pausiert die Ausstrahlung seit dem 27. Oktober, um etwaige kanadisch-amerikanische Gespräche in Asien nicht zu gefährden. Dafür besucht Premier Doug Ford diverseUS-Sender, um dort seine Botschaft zu wiederholen, man möge doch wieder kooperieren.
Trump: "Ronald Reagan loved tariffs. He used them sparingly, which he probably made a mistake on that ... trade wasn't his strong suit ... Canada shouldn't have done it ... I don't know when [the new tariff] is gonna kick in. We'll see. But I really don't want to discuss it."
Ob Trump sich erweichen lässt? Das ist nach seinem bisherigen Kurs nicht zu erwarten: Im Juli hat er die Zölle für kanadische Waren auf 35 Prozent angehoben. Bei manchen Waren liegen sie bei 50 Prozent. Wann die jüngste zehn-Prozent-Erhöhung in Kraft treten soll, ist noch unklar.
Gegenbeispiel Mexiko
Ganz anders behandelt das Weisse Haus dagegen den südlichen Nachbarn: Kurz vor Ablauf einer erneuten Zollfrist haben sich die Vereinigten Staaten und Mexiko auf eine Verlängerung ihrer Handelsgespräche geeinigt.
Enten: "Canada is far more popular than Donald Trump is here in the United States. The net popularity of Canada is +49. Trump is -10. We're talking about Canada coming out nearly 60 points ahead on the net popularity ratings versus Donald Trump here in the US"
Beide Seiten hätten sich darauf verständigt, noch einige Wochen lang weiterzuverhandeln, sagte die mexikanische Staatschefin Claudia Sheinbaum nach einem Telefonat mit Trump. Bei den Gesprächen gehe es um die Abschaffung von 54 Handelsbarrieren für die Einfuhr von US-Produkten, die Washington von Mexiko fordert.
Trump: «Japan respektiert uns»
STORY: Es war ein weiterer Termin, ganz nach dem Geschmack von US-Präsident Donald Trump. Am Dienstag sprach er vor US-Soldaten auf dem Flugzeugträger «George Washington», der im Marinestützpunkt Yokosuka nahe Tokio vor Anker liegt. Ein Programmpunkt im Rahmen seines Japan-Besuchs. Rund 6000 US-Soldaten jubelten Trump zu. «Wir haben vier schwere Jahre hinter uns, aber jetzt wird Amerika wieder immer an erster Stelle stehen. Wenn ihr die richtige Person an der Spitze habt, die sich mit vielen verschiedenen Themen auskennt, werden wir grösser, besser und stärker werden. Und was noch wichtiger ist, Japan respektiert uns. Wenn man sich ansieht, was überall auf der Welt passiert, respektieren sie uns wieder. Sie respektieren uns wie nie zuvor.» Und weiter sagte Trump: «Und im Gegensatz zu früheren Regierungen werden wir nicht politisch korrekt sein. Das stört Sie doch nicht, oder? Wenn es um die Verteidigung der Vereinigten Staaten geht, sind wir nicht mehr politisch korrekt. Wir werden unser Land mit allen Mitteln verteidigen, und das ist in der Regel nicht die politisch korrekte Art und Weise. Wenn wir uns im Krieg befinden, werden wir diesen Krieg gewinnen. Wir werden ihn gewinnen wie noch niemand zuvor.» Trump suchte bei seinem Besuch in Japan demonstrativ die Nähe zur neuen Regierung in Tokio. Er lobte die die erste weibliche Regierungschefin Sanae Takaichi überschwänglich und begrüsste ihr Versprechen, Japan stärker aufzurüsten und ihre Bereitschaft, mit den USA Abkommen über Handel und seltene Erden zu unterzeichnen.