Drohnen-Angriff aus Russland Wie nur eine Drohne die gesamte Tschernobyl-Hülle beschädigte

Samuel Walder

26.3.2025

Ingenieure haben beim Bau des Schutzschildes in Tschernobyl nicht beachtet – Krieg.
Ingenieure haben beim Bau des Schutzschildes in Tschernobyl nicht beachtet – Krieg.
Bryan Smith/ZUMA Press Wire/dpa

Der Schutzschild von Tschernobyl galt als technisches Wunderwerk – doch eine russische Drohne hat ihn nun schwer beschädigt. Experten warnen vor langfristigen Risiken, während unklar ist, wie die Reparatur finanziert werden soll.

Samuel Walder

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Eine russische Shahed-136-Drohne hat am 14. Februar den Schutzschild über dem Reaktor 4 von Tschernobyl beschädigt.
  • Nun sind erhebliche Reparaturen nötig.
  • Der Angriff verursachte ein wochenlanges Feuer und beschädigte etwa die Hälfte des nördlichen Abschnitts der Hülle.
  • Experten diskutieren, ob eine provisorische Reparatur möglich ist oder ob der gesamte Schutzschild für Hunderte Millionen Dollar ersetzt werden muss.

Ein riesiger Schutzschild, gebaut für die Ewigkeit – und jetzt liegt er in Trümmern. «Die grösste bewegliche Struktur der Welt – getroffen von einer 20.000-Dollar-Drohne», titelt die «New York Times» über den Angriff auf den Schutzschild des Tschernobyl-Reaktors.

Was als technisches Meisterwerk galt, ist nun schwer beschädigt: Eine russische Shahed-136-Drohne hat am 14. Februar ein Loch in die 40.000 Tonnen schwere Stahlhülle gerissen. Die Ukraine spricht von einem gezielten Angriff, der Kreml weist jede Verantwortung zurück.

Die Struktur, die 2016 über den havarierten Reaktor 4 geschoben wurde, wurde von 45 Ländern mit 1,7 Milliarden Dollar finanziert. «Wir haben an Erdbeben, Tornados und extreme Witterung gedacht. Aber nicht an Krieg», sagt der 78-jährige Bauingenieur Eric Schmieman, einer der leitenden Berater des Projekts. Nun stehen die Ingenieure vor einer Herausforderung, die sie nie erwartet hatten.

Feuer und unsichtbare Gefahr

Der Drohnenangriff entfachte ein Feuer, das fast drei Wochen lang schwelte. Rettungskräfte mussten Löcher in die Aussenhülle schlagen, um die Flammen zu löschen – und setzten dabei das gesamte Bauwerk weiteren Schäden aus. Am 7. März erklärte die Ukraine den Brand für gelöscht, doch etwa die Hälfte des nördlichen Abschnitts der Struktur wurde beschädigt. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) bestätigte «erhebliche Schäden», die weitreichende Reparaturen erfordern.

Noch gibt es keine erhöhte Strahlenbelastung ausserhalb der Sperrzone, aber die Zukunft des Schutzschilds ist ungewiss. Experten warnen, dass Korrosion einsetzen könnte. «Jetzt haben die Russen im Grunde ein Loch hineingesprengt – physisch und metaphorisch», sagt Greenpeace-Experte Shaun Burnie. Die IAEO sieht die Einschlussfunktion der Hülle als beeinträchtigt an.

Reparatur oder Abriss? Millionenfrage ungelöst

Die Schäden könnten die geplante Demontage des Reaktors um Jahre verzögern. Laut Greenpeace müsse der gesamte Schild möglicherweise entfernt und ersetzt werden – ein finanzielles und technisches Mammutprojekt. «Eine vollständige Restaurierung ist praktisch unmöglich», sagt der ukrainische Ingenieur Artem Siryi. Kosten? Möglicherweise hunderte Millionen Dollar.

Schmieman schlägt eine pragmatische Lösung vor: «Erst einmal die Löcher provisorisch abdecken, um die Korrosion einzudämmen – so etwas wie Isolierband für Stahlhüllen.» Ob das reicht, bleibt fraglich. Die Ukraine setzt grosse Hoffnung auf Drohnen – diesmal als Helfer. «Vielleicht können kleine Drohnen den Schaden von innen inspizieren und sogar bei der Reparatur helfen», sagt Schmieman.

Tschernobyl bleibt Krisenherd

Fast jede Nacht kreisen weitere Drohnen über der Sperrzone. «Ihr Motorengeräusch ist uns mittlerweile vertraut», sagt Siryi.

Der Angriff auf den Schutzschild zeigt, dass selbst ein seit Jahrzehnten stillgelegtes Atomkraftwerk noch immer zum Spielball geopolitischer Spannungen wird. Während die Welt auf eine Lösung wartet, bleibt eine unbequeme Wahrheit: Die radioaktive Bedrohung von Tschernobyl ist noch lange nicht vorbei.

Der Redaktor hat diesen Artikel mithilfe von KI verfasst.