«Sofa-Gate» Türkei verteidigt Sitzplatz für von der Leyen

dpa/uri

8.4.2021 - 15:26

Die Herren sitzen nebeneinander auf Stühlen, Ursula von der Leyen abseits auf dem Sofa: Die Sitzordnung bei einem Treffen der EU-Spitzen mit dem türkischen Präsidenten sorgt für Diskussionen. Nun gibt es Erklärungsversuche.

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«Ähm» – mit einem deutlichen Laut gab die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen ihrer Verwunderung Ausdruck, über den Platz, den ihr der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan zugedacht hatte. Bei ihrem Besuch im Präsidentenpalast in Ankara durften sich EU-Ratspräsident Charles Michel und Erdogan vor ihr in üppige Sessel setzen – von der Leyen musste sich dagegen mit einem  abseitigen Platz auf einem  Sofa begnügen, vis-à-vis mit dem türkischen Aussenminister Mevlüt Cavusoglu.

Das sogenannte «Sofagate» schlägt hohe Wellen im ohnehin getrübten Verhältnis zwischen der Türkei und der EU. Nun hat sich die Türkei gegen Vorwürfe aus Brüssel verteidigt. Es habe «ungerechte Anschuldigungen gegenüber der Türkei gegeben», sagte der türkische Aussenminister Mevlüt Cavusoglu. «Es wurde entsprechend der Anregungen der EU-Seite so eine Sitzordnung aufgestellt. Punkt.» Das Treffen sei entsprechend internationaler Standards und «türkischer Gastfreundschaft» abgehalten worden.

Dieses vom Europäischen Rat zur Verfügung gestellte Foto zeigt den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan (2.v.r) und den türkischen Aussenminister Mevlut Cavusoglu (r) während eines Treffens mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (l) und EU-Ratspräsident Charles Michel (2.v.l.).
Dieses vom Europäischen Rat zur Verfügung gestellte Foto zeigt den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan (2.v.r) und den türkischen Aussenminister Mevlut Cavusoglu (r) während eines Treffens mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (l) und EU-Ratspräsident Charles Michel (2.v.l.).
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Die EU-Kommission empörte sich zuvor über den Platz von der Leyens. Ein Sprecher sagte, dass die Kommissionspräsidentin aus ihrer Sicht auf Augenhöhe mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan und dem EU-Ratspräsidenten Charles Michel hätte sitzen müssen. Auch von der Leyens Sprecher betonte, dass sich Vorfälle wie der im Präsidentenpalast in Ankara nicht wiederholen sollten. Michel erklärte die Sitzordnung mit einer engen Auslegung von protokollarischen Regeln durch die Türkei, betonte aber, dass er die Situation ebenfalls als bedauerlich empfunden habe.

Wie ein Sprecher der EU-Kommission weiter erklärte, sei von der Leyen der Inhalt des Gesprächs mit Erdogan wichtiger gewesen als das Protokoll. Sie habe sich deshalb in die Sitzordnung gefügt. Von der Leyen habe das Treffen mit Erdogan auch dazu genutzt, um mit ihm eine lange und sehr offene Diskussion über Frauenrechte und den Rückzug der Türkei aus der Istanbul-Konvention zum Schutz von Frauen und Kinder vor Gewalt zu führen.

Bei dem Treffen wurde zudem über einen möglichen Ausbau der Beziehungen der EU zur Türkei diskutiert. Dabei ging es auch um wirtschaftliche Zusammenarbeit und der Kooperation beim Thema Migration.