Leitzinserhöhung Türkische Zentralbank stellt sich mit Leitzinserhöhung gegen Erdogan

AP

13.9.2018

Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte eine Zinssenkung gefordert.
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte eine Zinssenkung gefordert.
dpa

Die Zentralbank steckte in einer Zwickmühle: Angesichts stark steigender Verbraucherpreise rieten Ökonomen zu einer Zinserhöhung, Präsident Erdogan forderte aber eine Senkung. Ihre Entscheidung rief an den Devisenmärkten eine deutliche Reaktion hervor.

Nach dem wochenlangen Wertverfall der Landeswährung Lira hat die türkische Zentralbank die Zinsen deutlich angehoben. Der geldpolitische Rat beschloss am Donnerstag, den Zinssatz für einwöchige Repo-Geschäfte von 17,75 auf 24 Prozent zu erhöhen. Die Zentralbank verwies auf die steigende Inflation und die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums. Mit der Leitzinserhöhung stellte sie sich gegen Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan, der eine Zinssenkung gefordert hatte.

Die türkische Lira stieg nach der Zentalbankentscheidung und war 3,4 Prozent teurer als am Vortag. Ein Dollar kostete 6,18 Lira. Vor dem Beschluss hatte die Lira noch drei Prozent tiefer als am Vortag notiert.

Lira hat seit Jahresbeginn 40 Prozent ihres Werts verloren

Unabhängige Experten hatten der Zentralbank zu einer Zinserhöhung geraten, um sich gegen den Wertverfall der Lira zu stemmen. Höhere Zinsen können Investoren dazu motivieren, ausländische Währungen in Lira zu tauschen. Die Lira hatte seit Jahresbeginn etwa 40 Prozent ihres Werts in Dollar verloren. Sorgen wegen Erdogans Politik, ein Streit mit Washington wegen der Inhaftierung eines US-Pastors in der Türkei und amerikanische Einfuhrzölle trugen dazu bei.

Die Zinserhöhung könnte die hohe Inflationsrate in der Türkei dämpfen, die fast 18 Prozent erreicht hat. Allerdings könnte sie auch das Wirtschaftswachstum bremsen, das sich im zweiten Quartal bereits auf eine Jahresrate von 5,2 Prozent verlangsamt hatte. Im ersten Quartal hatte die Jahresrate noch 7,4 Prozent betragen.

Erdogan hatte vor Bekanntgabe der Leitzinserhöhung gesagt: «Lasst uns diese hohen Zinsen senken.» Seine Haltung sei diesbezüglich unverändert, wenngleich die Zentralbank unabhängig sei. Zinsen seien ein «Instrument für Ausbeutung». Um die Lira zu stärken, verbot die Regierung am Donnerstag, beim Kauf oder bei der Anmietung von Immobilien und beim Fahrzeugleasing ausländische Währungen zu verwenden.

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