Türkei Türkischer Schriftsteller Ahmet Altan unter Auflagen frei

Philipp Fischer

4.11.2019

Der türkische Journalist und Autor Ahmet Altan 2009 in Leipzig (Archivbild). 
Der türkische Journalist und Autor Ahmet Altan 2009 in Leipzig (Archivbild). 
Bild: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Der türkische Journalist und Reporter Ahmet Altan, der in diesem Jahr den Geschwister-Scholl-Preis erhält, darf das Gefängnis laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu unter Auflagen verlassen. Auch die zu acht Jahren und neun Monaten Haft verurteilte Journalistin Nazli Ilicak kommt frei.

Der türkische Schriftsteller und Journalist Ahmet Altan wird unter Auflagen freigelassen. Ein Gericht verurteilte Altan zwar zu zehneinhalb Jahren Gefängnis, es ordnete aber zugleich seine Freilassung unter Auflagen an, da er schon mehr als drei Jahre im Gefängnis sass.

Dies meldete die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu. Altan war im Februar 2018 wegen Mitgliedschaft in der verbotenen Gülen-Bewegung zu lebenslanger Haft verurteilt worden, im Juli 2019 vom obersten Berufungsgericht des Landes aber wieder freigesprochen worden.

Das Gericht verurteilte am Montag auch die Journalistin Nazli Ilicak zu acht Jahren und neun Monaten Haft, ordnete aber ebenfalls ihre Freilassung unter Auflagen an, wie Anadolu weiter berichtete. Sie war wie Altan 2018 zu lebenslanger Haft verurteilt und später vom Berufungsgericht freigesprochen worden.

Der Kassationshof erklärte, Altan und Ilicak hätten nicht für Verstösse gegen die Verfassung verurteilt werden dürfen, sondern sollten sich wegen ihrer «absichtlichen und bereitwilligen» Hilfe für die Gülen-Bewegung vor Gericht verantworten. Auf Grundlage dieses Anklagepunktes wurden Altan und Ilicak am Montag verurteilt. Altans Bruder Mehmet wurde freigesprochen, nachdem das Kassationsgericht ihn für unschuldig erklärt hatte.

Anfang Oktober war bekannt geworden, dass Ahmet Altan den diesjährigen Geschwister-Scholl-Preis erhält. Die Stadt München und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels in Bayern würdigten den früheren Chefredakteur der Zeitung «Taraf» bei der Bekanntgabe der Entscheidung als «kritischen Kommentator des Geschehens in der Türkei», der für alle spreche, «die für die Wahrheit eintreten und die Freiheit verteidigen».

Buch über Leben im Gefängnis

Der 69-Jährige wird ausgezeichnet für sein Buch «Ich werde die Welt nie wiedersehen», in dem er von seinen Erfahrungen im Gefängnis und vor Gericht erzählt. Altan wurde im Februar 2018 mit seinem Bruder Mehmet Altan und der Journalistin Ilicak wegen Mitgliedschaft in der Gülen-Bewegung zu lebenslanger Haft verurteilt. Sie sollen den Putschversuch von Juli 2016 unterstützt haben, für den Ankara die Gülen-Bewegung verantwortlich macht.

Die Jury schrieb zu Altans Buch, es sei ein «Dokument des Widerstehens und der geistigen Unabhängigkeit», das ruhig und klar zeige, «wie es im Augenblick um die Türkei bestellt ist». Die Preisverleihung findet während des Literaturfestivals München am 25. November statt.

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