Treffen mit Selenskyj Überrascht Trump die Welt beim Raketen-Gipfel erneut?

Philipp Dahm

15.10.2025

251014_Bombenangriff auf Charkiw

251014_Bombenangriff auf Charkiw

14.10.2025

Wolodymyr Selenskyj wird wohl am Freitag Donald Trump im Weissen Haus treffen. Dabei soll es auch um die Lieferung von Tomahawks gehen. Während ein US-Medium berichtet, Kiew bekommt maximal 50 Raketen, will Russlands Propaganda nicht glauben, dass sie kommen.

Philipp Dahm

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj wollen wohl am 17. Oktober in Washington über die Lieferung von Luftabwehr und Marschflugkörpern reden.
  • Der US-Präsident will mit Wladimir Putin reden, bevor er einem Tomahawk-Export zustimmt.
  • «Ich kann es nicht fassen»: Die russische Propaganda geht deswegen davon aus, dass Trump den Export absagt.
  • Laut «Financial Times» könnte Washington «nur 20 bis 50» Tomahawks liefern, weil das den Krieg nicht zu sehr eskalierte.
  • Angeblich will Trump Druck auf Deutschland ausüben, damit Berlin Kiew Taurus-Marschflugkörper liefert.
  • Was ist mit Kiews eigener Flamingo-Langstreckenwaffe?

Kommen die Tomahawks, oder kommen sie nicht?

Die potenzielle Lieferung der amerikanischen Marschflugkörper dürfte beim kommenden Gipfel zwischen Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj auf der Tagesordnung stehen. Der ukrainische Präsident hat das Treffen bestätigt, das am 17. Oktober über die Bühne gehen könnte.

Der 47-Jährige reist mit einer hochrangigen Delegation nach Washington – und wird nach eigener Aussage auch mit Vertretern der Rüstungsindustrie zusammenkommen. «Im Fokus des Besuchs stehen die Luftverteidigung und unsere Langstrecken-Fähigkeiten, mit denen wir um des Friedens willen Druck auf Russland ausüben können», schreibt Selenskyj.

Russische Propaganda «kann es nicht fassen»

Trump hat zuvor gesagt, er wolle die Tomahawk-Frage zunächst mit Wladimir Putin besprechen. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow betont gleichzeitig, dass für den Einsatz der Lenkwaffen US-Spezialisten bei der Ziel-Programmierung helfen müssten. Moskau deutet das so, dass Trump die Tomahawks gar nicht liefern will.

Zumindest, wenn es nach der TV-Show «60 Minut» auf dem staatlichen Sender «Rossija 1» geht. «Ich kann es nicht fassen. Es ist schwer zu verstehen», sagt da mit Blick auf Trumps Ankündigung der Duma-Angeordnete Alexej Schurawljow von der nationalistischen Rodina-Partei.

Moderatorin Olga Skabejewa führt aus, dass Putin Einspruch erheben wird – und sein US-Kollege dann einfach auf die Lieferung verzichten wird. «Ja, er wird sagen: ‹Putin hat nicht zugestimmt. Was habt Ihr erwartet? Ich habe es mit ihm diskutiert›», bringt Schurawljow den Gedanken zu Ende und lacht: «Für mich ist das absurd.»

Nur 20 bis 50 Tomahawks für Kiew?

Es gibt aber auch andere Deutungen von Trumps Worten. «Trump warnt Russland, er könnte der Ukraine Langstrecken-Tomahawks schicken, wenn Moskau den Krieg nicht bald beilegt», titelt AP. Die «Financial Times» (FT) wiederum will erfahren haben, dass Selenskyj «nur 20 bis 50» Raketen bekommen könnte.

Das sagt zumindest Stacey Pettijohn von der Washingtoner Denkfabrik Center for a New American Security. Eine solche geringe Menge würde «die Dynamik der Kampfhandlungen und die Situation auf dem Schlachtfeld nicht wesentlich beeinflussen», erklärt die Expertin. Insgesamt verfügten die USA über 4150 Tomahawks, weiss die FT.

Ins selbe Horn stösst Glen Howard, Präsident der US-Denkfabrik Saratoga Fundation. «Ich glaube, dass Trump seine jüngsten Aktionen im Gazastreifen nutzt, um eine Kampagne des ‹maximalen Drucks› gegen Russland zu verstärken», erklärt der Russland-Experte der «Kyiv Post», die weiter berichtet, das Weisse Haus wolle auch den Druck auf die Europäer verstärken.

«Druck auf Deutschland erhöhen»

«Wenn die USA die Ukraine mit Tomahawks beliefern, würde dies zweifellos den Druck auf Deutschland erhöhen, das sich bisher trotz erheblicher Spekulationen gegen die Lieferung der Taurus gewehrt hat», sagt Glen Howard dazu und prophezeit: Wenn der Tomahawk kommen sollte, könnte das der «Todeskuss» für Russlands Raffinerien sein.

Russian Feodosia, Crimea, oil depot was targeted again, just now.

[image or embed]

— 🦋Special Kherson Cat🐈🇺🇦 (@specialkhersoncat.bsky.social) 12. Oktober 2025 um 23:12

Und Russlands Raffinerien brennen. Im Falle der Anlage in Feodossija auf der Krim auch noch zwei Tage nach einem ukrainischen Drohnenangriff. Dabei ist die Halbinsel der Treibstoffmangel am schlimmsten: Nur noch 20 Liter dürfen Autofahrerinnen und Autofahrer dort maximal tanken. 

The way the Feodosia oil depot looks on FIRMS today

[image or embed]

— 🦋Special Kherson Cat🐈🇺🇦 (@specialkhersoncat.bsky.social) 13. Oktober 2025 um 09:45

Laut BBC gibt es mittlerweile in 57 russischen Regionen zu wenig Sprit. Neben den besetzten Gebieten ist demnach der Ferne Osten am stärksten betroffen, während Regionen wie Moskau und St. Petersburg sich bisher «nur» über steigende Preise ärgern müssen. 21 der 38 grössten Raffinerien seien in diesem Jahr attackiert worden.

Was ist mit der Flamingo?

Mit Tomahawks könnten auch jene Raffinerien ins Visier genommen werden, die bisher noch ausser Reichweite liegen. Aber was ist eigentlich mit Kiews eigenem Marschflugkörper? Erst wird die Flamingo mit viel Tamtam vorgestellt, doch bisher kommt die neue Rakete kaum zum Einsatz.

Wenn man den früheren Angaben des Herstellers trauen will, müsste Kiew bereits Dutzende Flamingos im Arsenal haben. Im Prinzip gibt es drei Möglichkeiten: Das Ganze war entweder ein PR-Stunt, es gibt noch technische Probleme oder aber die ukrainischen Streitkräfte sparen sich die Einsätze der neuen Waffe noch auf.

❗️Another photo of the 🇺🇦Ukrainian long-range cruise missile FP-5 "Flamingo"

[image or embed]

— 🪖MilitaryNewsUA🇺🇦 (@militarynewsua.bsky.social) 12. Oktober 2025 um 21:38

Weil die Flamingo relativ gross und leicht zu orten ist, könnte Kiew tatsächlich darauf bauen, die Rakete im Schwarm aufsteigen zu lassen, um die russische Luftabwehr zu überfordern. Wenn da etwas dran ist, werden es die kommenden Wochen zeigen.

Russians proudly showed their new expensive anti drone system only to see it later going into flames.

[image or embed]

— (((Tendar))) (@tendar.bsky.social) 11. Oktober 2025 um 12:27