International Ukraine: Russland attackiert zahlreiche Orte – Azovstal unter Feuer

SDA

23.4.2022 - 16:21

Das Dach einer zerstörten Schule im Nordosten Charkiws, nachdem die russischen Truppen das Gebiet verlassen haben. Foto: Alex Chan Tsz Yuk/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa
Das Dach einer zerstörten Schule im Nordosten Charkiws, nachdem die russischen Truppen das Gebiet verlassen haben. Foto: Alex Chan Tsz Yuk/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa
Keystone

Russische Truppen haben nach Angaben aus Kiew erneut zahlreiche Ziele in der Ukraine unter Feuer genommen. Attacken wurden unter anderem sowohl aus dem Donbass-Gebiet, als auch aus der weitgehend zerstörten Hafenstadt Mariupol gemeldet. «In Richtung Donezk führt der Feind Angriffshandlungen entlang der gesamten Frontlinie durch», teilte der ukrainische Generalstab am Samstag mit. Die stärksten russischen Angriffe zielen demnach auf die Grossstadt Sjewjerodonezk im Gebiet Luhansk. Daneben berichtet der Generalstab von abgewehrten Sturmversuchen in Rubischne, Popasna und Marjinka.

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Auf das Stahlwerk Azovstal in Mariupol habe die russische Armee die Angriffe wieder aufgenommen, hiess es. «Der Feind versucht, den letzten Widerstand der Verteidiger von Mariupol zu ersticken», sagte Präsidentenberater Olexij Arestowytsch in einer Videobotschaft. Eingesetzt würden Artillerie und Luftwaffe. Die ukrainischen Soldaten würden ihre Positionen halten und «sogar Gegenangriffe starten». Die Angaben sind nicht unabhängig zu prüfen. Um 12.00 Uhr Ortszeit (11.00 Uhr MESZ) sollte eine Waffenruhe für die Evakuierung von verbliebenen Zivilisten aus der weitgehend zerstörten Stadt mit einst 440 000 Einwohnern einsetzen. Dazu gab es zunächst keine Informationen.

In den vergangenen Tagen gab es immer wieder Versuche, Zivilisten zu evakuieren. Dies scheiterte aber mehrfach. Russland und die Ukraine werfen sich gegenseitig vor, dafür verantwortlich zu sein.

Nach Einschätzung britischer Geheimdienste finden trotz der russischen Behauptung über die vollständige Einnahme von Mariupol weiter schwere Kämpfe dort statt. Diese bremsten den von Russland angestrebten weiteren Vormarsch im Donbass aus, hiess es am Samstag im täglichen Update des britischen Verteidigungsministeriums. In den vergangenen 24 Stunden habe Russland keine entscheidenden Fortschritte erzielt, da ukrainische Gegenwehr dies vereitele.

Die russischen Streitkräfte gaben an, mehr als 20 Munitionsdepots der Ukraine zerstört zu haben. Luftgestützte Raketen und die taktische Luftwaffe hätten jeweils 3 Depots vernichtet, die Raketenstreitkräfte weitere 16 Munitionslager, teilte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, mit. Unabhängig lassen sich die Berichte nicht überprüfen. Insgesamt seien durch die Luftwaffe 66 ukrainische Militärobjekte getroffen worden, durch Raketenstreitkräfte und Artillerie sogar 1098 Objekte.

Die russischen Streitkräfte kündigten unterdessen an, ihre neue Interkontinentalrakete Sarmat ab Herbst in Dienst zu stellen. Es gehe jetzt darum, die Raketentests zu einem vernünftigen Abschluss zu bringen, die Reichweiten zu regulieren und die Sarmat (Nato-Codename: SS-X-30 Satan 2) dann dem Militär zu übergeben, sagte der Chef der Raumfahrtbehörde Roskosmos, Dmitri Rogosin, in einem Fernsehinterview. «Wir planen das nicht später als im Herbst.»

Am Mittwoch hatte Russland auf dem nordrussischen Weltraumbahnhof Plessezk einen Testabschuss mit der Interkontinentalrakete durchgeführt. Präsident Wladimir Putin nutzte vor dem Hintergrund des Kriegs gegen die Ukraine den Raketenstart zu Drohungen gegen den Westen. Die Waffe könne alle Arten der Raketenabwehr überwinden und zwinge «jene zum Nachdenken, die im Feuereifer einer abgebrühten, aggressiven Rhetorik versuchen, unser Land zu bedrohen», sagte er.

Die russische Führung beschuldigt die USA am Samstag einer geplanten Provokation, um Russland den Einsatz von Massenvernichtungswaffen in der Ukraine unterzuschieben. «Die Inszenierung eines Einsatzes von Massenvernichtungswaffen dient dazu, Russland der Nutzung verbotener Waffen zu bezichtigen, um anschliessend das sogenannte «syrische Szenario» zu verwirklichen, bei dem der betreffende Staat wirtschaftlich und politisch isoliert und zudem aus internationalen Organisationen, wie dem UN-Sicherheitsrat ausgeschlossen wird», sagte der Chef der ABC-Schutztruppen, Igor Kirillow.

Rund zwei Monate nach Beginn der russischen Invasion in die Ukraine will UN-Generalsekretär António Guterres kommende Woche Russland und die Ukraine besuchen. Nach einem Empfang durch Putin am Dienstag in Moskau wird Guterres in die Ukraine weiterreisen und am Donnerstag unter anderem Präsident Wolodymyr Selenskyj treffen, wie die Vereinten Nationen in New York mitteilten.