Explosionen in Russland «Ukrainische Spezialeinheiten operieren hinter den Linien»

Von Philipp Dahm

29.4.2022

Auf Patrouille mit einer Spezialeinheit in Charkiw

Auf Patrouille mit einer Spezialeinheit in Charkiw

Eine Spezialeinheit der Polizei geht in der ukrainischen Stadt Charkiw auf Patrouille. Ihr Ziel: Sie soll die Ordnung in der Stadt aufrecht erhalten, um den Soldaten an der Front den Rücken freizuhalten.

02.04.2022

Die ominösen Explosionen innerhalb Russlands gehen offenbar auf das Konto ukrainischer Spezialeinheiten, die hinter feindlichen Linien agieren. Sie sind auf Quads unterwegs und nutzen Drohnen für den Kampf.

Von Philipp Dahm

29.4.2022

Spezialeinheiten sind im Krieg unerlässlich. Russland hat in dieser Hinsicht schon einiges an Pulver verschossen – etwa beim Versuch, zu Beginn des Krieges den Flughafen Kiew-Hostomel einzunehmen. Die Sondereinheit Speznaz und die WDW-Luftlandetruppen wurden dort eingesetzt, ohne dass sie adäquat ausgerüstet waren oder etwa Artillerieunterstützung erhalten haben.

Bei Russlands Spezialeinheiten entpuppt sich der Krieg in der Ukraine als Aderlass, hat «The National News» von einem westlichen Funktionär erfahren. «Die Russen haben in ihren Spezialeinheiten viel Erfahrung verloren. Es braucht Zeit, diese Erfahrungen, die Mannschaftsstärke und die Ausrüstung wieder aufzubauen, die sie brauchen, um zukünftig eine signifikante Bedrohung für andere zu sein.»

Tödlicher Gegner: Ein Mitglied der ukrainischen Spezialeinheit am 8. April auf dem Flughafen Kiew-Hostomel.
Tödlicher Gegner: Ein Mitglied der ukrainischen Spezialeinheit am 8. April auf dem Flughafen Kiew-Hostomel.
EPA

Ganz anders dagegen die Ukraine: Kiew mag zwar über deutlich weniger Soldaten dieser Kategorie verfügen, doch die Qualität hat sich – wohl durch die Ausbildung durch amerikanische und britische Spezialeinheiten – stark verbessert. Sie sind es, die angeblich für die vielen Explosionen, die sich hinter der Grenze in Russland ereignet haben, verantwortlich sind.

«Ukrainische Spezialeinheiten operieren hinter den russischen Linien und nutzen die Verletzlichkeit der langen Nachschub-Linie mit grossem Effekt aus», gibt der westliche Funktionär zu. «Es mag in einem kleinen Massstab sein, es mag nicht die komplette russische Präsenz in einer Region auslöschen, aber all das gibt Zeit, in der die Ukraine weiter ihre Kapazitäten ausbauen kann.»

Tödlich und mobil

Hinter den feindlichen Linien greifen diese Soldaten russische Fahrzeuge an, die Munition, Nahrung oder Treibstoff transportieren. Ihre Taktiken hätten sich verbessert, so die Quelle der «National News»: Sie würden dank ihrer Quads äusserst beweglich sein, legen Mienen ab und arbeiten mit Drohnen, um entweder selbst Ziele anzugreifen oder die Artillerie zu leiten. Die Verluste des Gegners «steigen täglich».

Mitglieder des 8. Speznaz-Regiments betreten im August 2014 eine Siedlung im Donbass.
Mitglieder des 8. Speznaz-Regiments betreten im August 2014 eine Siedlung im Donbass.
Commons/Pohorynsky

Die Spezialeinheiten kämpfen aber auch auf eigenem Boden – und helfen der regulären Armee. «Die Fähigkeit der Ukrainer, eine Gegenoffensive zu starten, hat sich als bemerkenswert herausgestellt. Selbst wenn die Russen ein Dorf oder eine Stadt einnehmen, gehen die Ukrainer in der Regel sofort in die Gegenoffensive, sodass die Russen keine Zeit haben, sich einzugraben oder die Situation zu kontrollieren.»

Der Funktionär gibt zu, dass die Waffenlieferungen des Westens den Preis in die Höhe treiben sollen, den Moskau für seine Offensive zahlen muss. Es sei zudem «vollkommen legitim», dass auch Ziele innerhalb Russlands angegriffen würden. «Wir versuchen, Russland Kosten aufzubürden, um seine Offensivfähigkeiten einzuschränken. Viele unserer politischen Massnahmen sind so zugeschneidert, dass sie diesen Effekt auszulösen.»