Ukraine fordert deutsche Panzer: «Jede Sekunde zählt»
Berlin, 15.01.2023:
Vor den Verhandlungen der westlichen Verbündeten über weitere Waffenlieferungen in die Ukraine hat der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev die Bundesregierung eindringlich aufgefordert, seinem Land schnell Leopard-2-Kampfpanzer bereitzustellen.
O-TON Oleksii Makeiev, Ukrainischer Botschafter
«Wir sind daran interessiert, dass die Panzer so schnell wie möglich geliefert werden. Wenn man gezögert hat, dann hat es dazu geführt, dass ukrainische Soldaten, bzw. ukrainische Zivilisten mit dem Leben bezahlt haben. Wenn wir von Waffenlieferungen sprechen, zählt jeder Tag, jede Sekunde.»
Als erstes Land hat Grossbritannien angekündigt, den ukrainischen Streitkräften Kampfpanzer westlicher Bauart zu überlassen – nämlich 14 Exemplare des Eigenfabrikats Challenger 2.
Makeiev sagt, ohne die Leopard-Panzer sei eine weitere Rückeroberung der von Russland besetzten Gebiete nicht möglich. Er macht deutlich, dass jede weitere Verzögerung Menschenleben kosten werde.
O-TON Oleksii Makeiev, Ukrainischer Botschafter
«Kampfpanzer, Schützenpanzer, Mehrfachraketenwerfer, Langstreckenraketenwerfer, Flugabwehrsysteme: das alles gehört zum wichtigsten Bestandteil unseres Sieges über Russland.»
Der Botschafter bekräftigt, dass die Ukraine diesen Krieg stellvertretend für alle ihre Verbündeten führe. Russland führe einen Krieg nicht nur gegen die Ukraine, sondern gegen Europa und die ganze zivilisierte, demokratische Welt. Und in diesem Krieg stünden die Ukrainer an der Front.
15.01.2023
Vor den Verhandlungen der westlichen Verbündeten über weitere Waffenlieferungen in die Ukraine hat der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev die Bundesregierung eindringlich aufgefordert, seinem Land schnell Leopard-2-Kampfpanzer bereitzustellen.
«Deutsche Waffen, deutsche Panzer sind überlebenswichtig», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. «Zum Diskutieren haben wir sehr wenig Zeit. Und wir erwarten, dass unsere Verbündeten das auch verstehen und richtig handeln.»
Am kommenden Freitag werden die Verteidigungsminister der westlichen Verbündeten der Ukraine auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz über weitere militärische Unterstützung für den Kampf gegen die russischen Angreifer beraten. Als erstes Land hat Grossbritannien angekündigt, den ukrainischen Streitkräften Kampfpanzer westlicher Bauart zu überlassen – nämlich 14 Exemplare des Eigenfabrikats Challenger 2. Polen und Finnland sind bereit, im europäischen Verbund Leopard-2-Panzer aus deutscher Produktion zu liefern. Die Bundesregierung hat sich noch nicht dazu positioniert.
Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall wies darauf hin, dass eine Lieferung instandgesetzter Leopard-Kampfpanzer aus seinen Beständen an die Ukraine Zeit brauche. «Selbst wenn morgen die Entscheidung fällt, dass wir unsere Leopard-Panzer nach Kiew schicken dürfen, dauert die Lieferung bis Anfang nächsten Jahres», sagte Vorstandschef Armin Papperger der «Bild am Sonntag». Rheinmetall verfügt über 22 Fahrzeuge vom Leopard 2 und über 88 Exemplare des älteren Modells Leopard 1.
Nach Ansicht von Makeiev ist eine weitere Rückeroberung der von Russland besetzten Gebiete ohne die Leopard-Panzer nicht möglich. Er machte deutlich, dass jede weitere Verzögerung Menschenleben kosten werde. «Deutsche Waffen retten Leben», sagte er. «Deutsche Flugabwehrsysteme helfen uns, die Raketen abzufangen, und die deutschen Panzer werden uns helfen, Territorien zu befreien. Und die Gräueltaten, die dort russische Besatzungstruppen verüben, werden weniger.»
Makeiev sprich von «Stellvertreterkrieg»
Die Kampfpanzer gehörten zu den «wichtigsten Instrumenten der Befreiung», sagte Makeiev. «In Deutschland wird darüber diskutiert, in der Ukraine werden sie gebraucht.»
Der Botschafter bekräftigte, dass die Ukraine diesen Krieg stellvertretend für alle ihre Verbündeten führe. «Es gibt dafür einen Begriff im Deutschen: Stellvertreterkrieg», sagte er. «Keiner kämpft sonst gegen Russland. Aber die Ukrainer machen es. Russland führt einen Krieg nicht nur gegen die Ukraine, sondern gegen Europa und die ganze zivilisierte, demokratische Welt. Und in diesem Krieg stehen die Ukrainer an der Front.»
Auch Kampfjets sind im Gespräch
Die Ukraine wünscht sich laut Makeiev auch die Lieferung von Kampfflugzeugen. «Kampfjets sind im Gespräch, weil auch sie dazu beitragen, die Lufthoheit zu bewahren», sagte er. Sie stünden «oben, aber nicht ganz weit oben» auf der Prioritätenliste. «Man sollte sich nicht zu sehr auf Prioritäten konzentrieren, wenn es um Waffenlieferungen geht. Jede Waffe dient einem bestimmten Teil unserer Streitkräfte.»
Kein Verständnis für Diplomatie-Vorstoss der SPD
Mit Unverständnis reagierte der Top-Diplomat auf den Vorstoss der SPD-Bundestagsfraktion für stärkere diplomatische Bemühungen, um mit Russland einen Friedensschluss zu erreichen. «Ich kenne keinen Politiker, der in den letzten zehn Jahren mit Russland erfolgreich verhandelt hat und dabei keine Territorien verloren hat», sagte Makeiev. Die Position der Ukraine sei klar: «Friedensverhandlungen müssten dazu führen, dass Russland sich aus der Ukraine zurückzieht, dass die Kriegsverbrecher verurteilt werden, dass Schäden von Russland bezahlt werden und dass kein neuer russischer Krieg jemals wieder zur Gefahr für den Weltfrieden werden kann.»
Die SPD-Fraktion hatte am Freitag ein aussenpolitisches Positionspapier beschlossen, in dem sie sich dafür stark macht, den Gesprächsfaden mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin aufrecht zu erhalten und diplomatische Initiativen zur Beendigung des Krieges zu starten.
Makeiev stellt Besuch Selenskyjs in Berlin in Aussicht
Makeiev kann sich vorstellen, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nach seinem spektakulären Besuch in Washington im vergangenen Jahr auch mal nach Deutschland kommt. «Ich weiss, dass mein Präsident sehr gerne nach Berlin kommen würde, wenn es einen weiteren wichtigen Durchbruch bei der Hilfe für die Ukraine gibt», sagte er. Auf die Frage, ob die Lieferung von Kampfpanzern ein solcher Durchbruch wäre, sagte er: «Ich kann mir da viele wichtige Hilfsleistungen vorstellen, die es noch geben könnte. Unsere deutschen Kollegen wissen, worum es geht.»