Umstände unklar Deutscher Botschafter in China nach wenigen Tagen im Amt gestorben

dpa

6.9.2021 - 07:48

Vor knapp zwei Wochen trat Angela Merkels früherer aussenpolitischer Berater Jan Hecker seinen Botschafterposten in Peking an. Er sollte für Kontinuität im Verhältnis zu China sorgen. Nun ist er überraschend gestorben.

Kurz nach dem Antritt seines Postens in Peking ist der neue deutsche Botschafter in China, Jan Hecker, überraschend gestorben. Das teilte das Auswärtige Amt in Berlin am Montagmorgen mit.

Der 54-Jährige war vor der Übernahme des wichtigen diplomatischen Postens in der chinesischen Hauptstadt als aussenpolitischer Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel tätig gewesen. Die Umstände seines Todes blieben zunächst unklar.

«Mit tiefer Trauer und Bestürzung haben wir von dem plötzlichen Tod des deutschen Botschafters in China, Prof. Dr. Jan Hecker, erfahren», hiess es in der Mitteilung des Auswärtigen Amts. «Unsere Gedanken sind in diesem Moment bei seiner Familie und den Menschen, die ihm nahestanden.» Der gebürtige Kieler war verheiratet und hinterlässt drei Kinder. Er hatte den Posten erst im August übernommen.

Gerade erst die Arbeit aufgenommen

Nach der Ankunft in Peking hatte der Spitzendiplomat mit seiner Familie zunächst die in China übliche Quarantäne wegen der Corona-Pandemie durchlaufen. Danach übergab Hecker Ende August in Peking sein Beglaubigungsschreiben und nahm die reguläre Arbeit auf.

«Was für traurige und schockierende Nachrichten», reagierte ein hoher Beamter des chinesische Aussenministeriums auf den Tod des neuen Botschafters. Ein führender deutscher Unternehmensvertreter, der gerade erst mit ihm zusammengetroffen war, sagte: «Tragisch. Er war ein solch schlauer und zurückhaltender Mann. Ein guter Zuhörer.»

Vor seiner Entsendung nach China war Hecker im Bundeskanzleramt seit 2017 Leiter der Abteilung Aussen-, Sicherheits- und Entwicklungspolitik und damit ein enger Vertrauter der Kanzlerin. Er begleitete Merkel auf ihren Reisen.

Von 2011 bis 2015 war der Rechts- und Politikwissenschaftler als Richter am Bundesverwaltungsgericht tätig, nachdem er von 1999 bis 2011 im Bundesinnenministerium gearbeitet hatte.

Hecker wurde 2015 Leiter des damals neu geschaffenen Koordinierungsstabes Flüchtlingspolitik, und er war in der Flüchtlingskrise massgeblich mitverantwortlich dafür, das von der Kanzlerin ausgegebene Versprechen «Wir schaffen das» in die Tat umzusetzen. Damit rückte Hecker ins Zentrum der Regierungspolitik an Merkels Seite auf.

Keine klassische Karriere

Er war der erste aussenpolitische Berater der Kanzlerin, der nicht die klassische Diplomatenkarriere durchlaufen hatte, und er galt als herausragender aussenpolitischer Aufsteiger. Nach der Bundestagswahl und dem Ende der Kanzlerschaft Merkels sollte Hecker nach Einschätzung von Beobachtern für Kontinuität im schwierigen Verhältnis zur aufstrebenden Grossmacht China sorgen.

Vertreter des chinesischen Aussenministeriums hatten seine Ernennung ausdrücklich begrüsst und auf seine Nähe zur Kanzlerin verwiesen, die in den zunehmenden Spannungen Europas mit China einen eher zurückhaltenden Kurs vertritt.

Deutsche Diplomaten in Peking wollten sich nicht zu den Umständen des Todes äussern und verwiesen nur auf das Auswärtige Amt. Heckers bisheriger Vertreter, der Gesandte Frank Rückert, übernimmt jetzt vorläufig die Botschafteraufgaben.