Kardinal Angelo Becciu ist von seinem Amt als Präfekt der vatikanischen Kongregation für Heilig- und Seligsprechungen zurückgetreten.
Er verzichtet auch auf seine Rechte als Kardinal. Diesen ungewöhnlichen Schritt eines Spitzenmannes der katholischen Kirche gab das Presseamt des Vatikans am Donnerstag bekannt. Für den Rückzug des 72-jährigen Italieners wurde keine Begründung genannt. Italienische Medien brachten den Schritt in Zusammenhang mit einem Skandal um eine Investition des Vatikans in eine Luxusimmobilie im Zentrum Londons. In der Mitteilung hiess es nur, Papst Franziskus habe den Abtritt am Donnerstag angenommen.
Ein solcher Kardinalsrücktritt ist eine sehr seltene Sache. Zunächst war auch nicht ganz klar, ob Becciu zumindest den Titel, wenn auch nicht die Rechte, weiter behalten würde. In der Regel ist eine Entlassung aus diesem Stand nach Expertenangaben innerkirchlich nicht vorgesehen. Zu seinem Rückzug befragt, sagte der ehemalige Kirchendiplomat der italienischen Nachrichtenagentur Adnkronos nur: «Ich ziehe es vor, zu schweigen.»
In einer früheren Tätigkeit im Staatssekretariat, der zentralen Bürokratie des Vatikans, beaufsichtigte Becciu das umstrittene Immobiliengeschäft. Die Staatsanwälte des Vatikans untersuchen es seit einiger Zeit. Im Juni nahmen Ermittler Gianluigi Torzi, einen in London ansässigen italienischen Finanzier, fest. Er hatte den Berichten zufolge als Mittelsmann fungiert, als der Vatikan versuchte, die volle Kontrolle über das Objekt zu erlangen. Torzi, der jegliches Fehlverhalten bestreitet, wurde der Erpressung, Veruntreuung, des schweren Betrugs und der Geldwäsche beschuldigt. Nach einigen Tagen kam er gegen Kaution frei.
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