Syrien Luftangriffe auf Rebellen-Enklave Ost-Ghuta bei Damaskus dauern an

SDA

21.2.2018 - 17:28

Regierungstreue syrische Truppen haben ihre schweren Angriffe auf die Rebellen-Enklave Ost-Ghuta bei Damaskus fortgesetzt. Die Zahl der Toten des dreitägigen Bombardements stieg auf mindestens 296. Damaskus seinerseits meldete Beschuss aus dem Rebellengebiet.

Nach einer kurzen Kampfpause in der Nacht auf Mittwoch habe der Beschuss mit Raketen und die Bombardierung des Gebiets im Umland der syrischen Hauptstadt am Morgen wieder zugenommen, teilte die der Opposition nahestehende Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Dabei seien aus Helikoptern auch Fassbomben abgeworfen worden.

Auch am Mittwoch seien 24 Zivilisten bei Luftangriffen getötet und 200 weitere verletzt worden, teilte die in Grossbritannien ansässige Organisation mit, die ihre Informationen von Ärzten und Aktivisten vor Ort bezieht.

Die am Sonntag begonnenen Bombardements von Ost-Ghuta sind Teil einer seit einigen Monaten verstärkten Kriegsführung an mehreren Fronten, mit welcher der von Russland unterstützte Präsident Baschar al-Assad den Sieg in dem fast siebenjährigen Bürgerkrieg erzwingen will. Sie gehören zu den massivsten Angriffen seit Kriegsbeginn.

Offenbar auch Damaskus unter Beschuss

Ein Kommandant der Allianz aus Regierungstruppen und verbündeten Milizen erklärte, mit der Bombardierung solle Beschuss von Damaskus aus dem Rebellengebiet heraus unterbunden werden. Zudem bereite man damit eine Bodenoffensive vor. "Die Offensive hat noch nicht begonnen. Das ist vorbereitende Bombardierung", sagte der Kommandant der Nachrichtenagentur Reuters.

Laut staatlichen Medien schlugen in Damaskus aus dem Rebellengebiet abgefeuerte Granaten ein und verletzten am Mittwoch zwei Menschen. Am Dienstag seien durch ähnlichen Beschuss mindestens sechs Menschen getötet worden. Nach russischen Angaben wurde ein Beobachtungszentrum für den Waffenstillstand getroffen.

Ost-Ghuta ist das letzte grössere von Rebellen kontrollierte Gebiet nahe der Hauptstadt Damaskus. In dem seit 2013 von Regierungstruppen eingeschlossen Gebiet leben 400'000 Menschen. Die Uno hat eine Feuerpause gefordert und die jüngsten Angriffe, bei denen auch Krankenhäuser und zivile Einrichtungen zerstört wurden, aufs Schärfste verurteilt. Solche Angriffe könnten als Kriegsverbrechen eingestuft werden, erklärte die Uno.

Die syrische Armee und Russland haben erklärt, keine Zivilisten ins Visier zu nehmen. Zudem bestritten sie den Einsatz von Fassbomben, die wegen ihrer verheerenden Sprengkraft und Splitterwirkung von den Vereinten Nationen geächtet sind.

Türkei greift weiter Kurden in Afrin an

Unterdessen setzte die Türkei ihre Angriffe auf die zum grössten Teil von der kurdischen YPG-Miliz kontrollierte nordwestsyrische Region Afrin fort. Auch die wichtigste Stadt in der Region sei dabei Ziel gewesen, teilte die Beobachtungsstelle mit. Am Mittwoch flog die türkische Luftwaffe nach Angaben der Kurdenmiliz Angriffe auf eine Stadt.

Ein YPG-Vertreter und ein Kommandant der nach Afrin eingerückten regierungstreuen schiitischen Milizen wiesen türkische Darstellungen zurück, sie seien nach Angriffen der Türkei und ihrer verbündeten syrischen Rebellen auf dem Rückzug. Vielmehr habe man das Feuer gegen die von der Türkei unterstützten Rebellen erwidert.

Der Sprecher des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, Ibrahim Kalin, wiederholte die Drohung gegen Syrien wegen dessen Unterstützung der YPG, die von der Türkei als verlängerter Arm der in der Türkei verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK bekämpft wird.

Jedwede Unterstützung der "YPG-Terrororganisation bedeutet, dass sie direkt Partei für terroristische Organisationen ergreifen und daher legitime Ziele für uns werden", sagte Kalin.

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