Twitter-Reaktionen «Warum befindet sich Trump nicht in Handschellen?»

tafu

7.1.2021

Trump bei der Rede vor seinen Anhängern am Mittwochmittag (Ortszeit) – im Anschluss an den Auftritt stürmten Protestierende das US-Kapitol.
Trump bei der Rede vor seinen Anhängern am Mittwochmittag (Ortszeit) – im Anschluss an den Auftritt stürmten Protestierende das US-Kapitol.
Bild: Keystone

Die Geschehnisse in Washington lassen die Welt besorgt in die USA blicken. Nicht nur Politiker und Prominente, auch viele entsetzte User teilen ihre Reaktionen auf Twitter.

Die Welt schaut bangen Blickes auf die USA: Am Mittwoch stürmt ein wütender Mob von Trump-Anhängern das US-Kapitol, nachdem der noch amtierende Präsident bei einer Rede in Washington vor seinen Anhängern erneut die längst widerlegte Behauptung verbreitete, Joe Biden habe die Wahl nur durch Betrug gewonnen.

Nach Trumps Rede brach in der Hauptstadt der USA das Chaos aus. Demonstranten zogen zum Kapitol, stürmten in das Gebäude, die Sitzungen der Kongresskammern mussten unterbrochen werden, die Säle von Senat und Repräsentantenhaus wurden geräumt. Entsprechend bestürzt fielen die Reaktionen auf Twitter aus.

«Eine Attacke gegen Amerika»

Der demokratische Kongressabgeordnete Den Kildee befand sich zum Zeitpunkt, als die Demonstranten ins Kapitol stürmten, in den Sitzungssälen. «Wir wurden angewiesen, uns auf den Boden zu legen und unsere Gasmasken aufzusetzen», schreibt er in einem Tweet. Der Sicherheitsdienst und die Kapitol-Polizei hätten ihre Waffen gezogen, während Protestierende an die Türen hämmern. «Das ist kein Protest. Das ist eine Attacke gegen Amerika.»

Auch Republikaner waren der Meinung, dass die Protestierenden zu weit gingen. Der Abgeordnete Michael McCaul schreibt: «Ich habe, wie viele Menschen, bei der Wahl 2020 für Präsident Trump gestimmt und auf ein anderes Ergebnis gehofft.» Doch seien Gewalt und Zerstörung nicht der Weg, um Beschwerden auszudrücken. «Das ist schändlich und muss enden.»

Die Verwunderung, wie es den Demonstranten überhaupt gelingen konnte, in das Kapitol einzudringen, ohne dass sie von Sicherheitskräften aufgehalten wurden, spiegelte sich ebenfalls in den sozialen Medien wieder. Viele User tweeten und retweeten ein Bild der Sicherheitskräfte während der «Black Lives Matter»-Proteste – das allerdings Sicherheitskräfte auf den Stufen des Lincoln-Memorials zeigte, nicht auf jenen des US-Kapitols, wie viele fälschlicherweise behaupteten.

Ebenso verwundert reagierten viele User auf das Vorgehen der Polizei: Von Härte war häufig nichts zu sehen – im Gegenteil, wie dieses Video von einer Demonstrantin zeigt, die galant von einem Polizisten die Treppen herunterbegleitet wird.

Auch Politiker auf der ganzen Welt melden sich zu den Geschehnissen in Washington zu Wort. So gibt Frankreichs Präsident Emmanuel Macron als einer der ersten Staatspräsidenten ein Statement ab und erklärt sich soldarisch mit dem amerikanischen Volk. Seine zunächst auf französisch gehaltene Rede schliesst er auf Englisch ab. «Was heute in Washington D.C. passiert ist, ist nicht Amerika, definitiv nicht.»

Aus Grossbritannien kommen ebenfalls verurteilende Worte: «Schändliche Szenen im US Kongress. Die Vereinigten Staaten stehen auf der ganzen Welt für Demokratie und es ist jetzt wichtig, dass es eine friedliche und geordnete Machtübertragung gibt», so Premier Boris Johnson, einst einer der engsten internationalen Weggefährten Trumps.

Auch etliche Grössen aus dem Showgeschäft äusserten sich zu den Vorgängen. Sängerin Pink spricht in einem Tweet von einem traurigen Tag für Amerika. «Als eine Bürgerin der Vereinigten Staaten und Tochter und Schwester von Veteranen bin ich beschämt von dem, was in Washington passiert», so die 41-Jährige. Die Demonstranten bezeichnet sie als «unpatriotische scheinheilige Schafe».

Hollywood-Schauspieler Josh Gad bringt mit seinem Tweet wohl auf den Punkt, was bei Beobachtern in der ganzen Welt gerade im Kopf vorgeht. «Gibt es irgendeinen Grund, warum sich Donald Trump genau in diesem Moment nicht in Handschellen befindet? Wenn irgendein anderer Amerikaner Tausende dazu aufrufen würde, das Capitol Building zu stürmen, wären sie bereits hinter Gittern.»

Maria Shriver, Journalistin und Ex-Frau von Arnold Schwarzenegger, weist noch einmal darauf hin, dass der Grossteil der Amerikaner ebenfalls schockiert von den Bildern ist. «Mögen sie wissen, dass die überwiegende Mehrheit von uns diese Gewalt verurteilt, und mögen sie auch auf unseren neuen Präsidenten Joe Biden schauen», schreibt sie hoffnungsvoll.

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