SyrienUSA veröffentlichen Video von Angriff gegen IS-Anführer Al-Baghdadi
dpa
31.10.2019 - 03:46
Wie die letzten Minuten im Leben von IS-Anführer Al-Baghdadi ausgesehen haben sollen, hat US-Präsident Trump detailreich beschrieben. Ganz so bestätigt das US-Militär dies nicht. Nun gibt es mehr Details zu dem Einsatz.
Bomben machen das von hohen Mauern geschützte Gehöft in Sekunden dem Erdboden gleich: Nach dem Tod des Anführers der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), Abu Bakr al-Baghdadi, hat das US-Militär erstmals Fotos und Videos des Einsatzes in Syrien veröffentlicht.
Auch weitere Einzelheiten zu dem Angriff vom Wochenende gaben die Streitkräfte am Mittwoch bekannt – und korrigierten teilweise frühere Angaben von US-Präsident Donald Trump.
Der Einsatz der US-Spezialkräfte begann demnach in der Nacht zum Sonntag auf einem Stützpunkt in Syrien, von wo aus die Soldaten etwa eine Stunde lang mit Helikoptern über feindliches Gebiet zu Al-Baghdadis Versteck flogen.
Die Aufnahmen zeigen einen schmucklosen Hof und ein scheinbar einfaches Gebäude in karger Landschaft, direkte Nachbarn gibt es keine. Ein Video zeigt, wie sich die Soldaten nach der Landung auf die Mauer zubewegen. Auf weiteren Aufnahmen ist zu sehen, wie Kämpfer ausserhalb des Hofs aus der Luft angegriffen werden. Nach Darstellung des US-Militärs hatten sie das Feuer auf die Helikopter eröffnet.
Ins Loch gekrochen
Was sich im Innern des Hauses nur wenige Kilometer von der türkischen Grenze abgespielt hat, ist auf den Bildern nicht zu sehen. Präsident Trump hatte den Hergang des Einsatzes am Sonntag bereits ausführlich beschrieben – und auch geschildert, wie die letzten Minuten des Terroristen ausgesehen haben sollen. «Er ist wie ein Hund gestorben. Er ist wie ein Feigling gestorben», hatte Trump gesagt. «Winselnd und weinend und schreiend.» Dem Präsidenten zufolge war er beim Herannahen der US-Soldaten in einen Tunnel unter dem Anwesen geflohen, wo er eine Sprengstoffweste zündete.
Als der Kommandant der US-Streitkräfte im Nahen Osten (Centcom), General Kenneth McKenzie, den Hergang des Angriffs am Mittwoch vor Journalisten schilderte, bestätigte er die spektakuläre Schilderung nicht. Er sagte auf Nachfrage lediglich: «Ich kann Ihnen Folgendes sagen: Er kroch mit zwei kleinen Kindern in ein Loch und jagte sich in die Luft.» Daraus lasse sich schliessen, «was für eine Person» Al-Baghdadi gewesen sei, sagte er.
Weiter machte McKenzie klar, dass zwei Kinder getötet wurden, als sich Al-Baghdadi mit einer Sprengstoffweste in die Luft gejagt habe, nicht drei, wie es US-Präsident Donald Trump darstellte. Die Kinder seien jünger als 12 Jahre gewesen.
Anwesen zum Abschluss bombardiert
Neben dem IS-Anführer und den Kindern seien fünf weitere IS-Kämpfer getötet und zwei Personen in Gewahrsam genommen worden, sagte McKenzie. Elf Kinder wurden demnach von den Soldaten in Sicherheit gebracht. Es sei ein «schwieriger, komplexer und präziser» Angriff gewesen. Aus der Luft überwachten Drohnen und Kampfflugzeuge den Einsatz. Al-Baghdadis Hof wurde zum Abschluss bombardiert, um keine Pilgerstätte zu schaffen, wie der General sagte. Das Gelände gleiche nun einem «Parkplatz mit grossen Schlaglöchern».
Die Soldaten stellten in dem Haus eine «bedeutende» Menge Dokumente und elektronische Geräte sicher, die nun ausgewertet würden, sagte McKenzie. Ein Militärhund, der Al-Baghdadi in den Tunnel gefolgt war, wurde verletzt. Die Spezialkräfte flogen in den acht Helikoptern wieder quer über Syrien zurück zu ihrem US-Stützpunkt. Wie viele Soldaten an dem Einsatz beteiligt waren, hält das Militär geheim.
Bislang wurde einzig ein Foto des mancherorts als Helden verehrten Hundes veröffentlicht – dessen Name ist aber weiter Staatsgeheimnis. Der Hund diene seit vier Jahren und habe bereits an rund 50 Einsätzen teilgenommen, sagte der General. Er sei inzwischen wieder im Dienst. «Diese Tiere schützen US-Truppen, retten die Leben von Zivilisten, trennen Kämpfer und Nicht-Kämpfer und immobilisieren Individuen, die sich feindlich verhalten», sagte McKenzie.
Die sterblichen Überreste Al-Baghdadis seien im Einklang mit dem Kriegsrecht innerhalb von 24 Stunden nach seinem Tod auf See bestattet worden, erklärte General McKenzie. Die Identität Al-Baghdadis sei zweifelsfrei nachgewiesen worden. Das US-Militär habe seine DNA mit einer Probe aus dem Jahr 2004 verglichen, als dieser in einem US-Gefängnis im Irak inhaftiert gewesen war.
Al-Baghdadi war der meistgesuchte und gefürchtetste Terrorist weltweit, auf den die USA ein Kopfgeld von 25 Millionen US-Dollar ausgesetzt hatten. Wer dieses Kopfgeld nun bekomme, wollte McKenzie nicht sagen. Nach einem Bericht der «Washington Post» soll ein Abtrünniger des IS den entscheidenden Hinweis auf das Versteck gegeben haben. Bestätigt ist das aber nicht.
Hilfe für Kurden: Assad verlegt Truppen an türkische Grenze
Syrische Regierungstruppen auf dem Weg in die nordsyrische Stadt Ain Issa.
Bild: -/SANA/dpa
Von der Türkei unterstützte Kämpfer der «Freien Syrischen Armee» sind auf dem Weg in die syrische Stadt Tall Abyad.
Bild: Uncredited/DHA/dpa
Rauch steigt in der nordsyrischen Stadt Ras al-Ain während eines Angriffs der türkischen Armee auf.
Bild: Mustafa Kaya/XinHua/dpa
Syrische Oppositionskämpfer, die von der Türkei unterstützt werden, jubeln im türkischen Grenzort Akcakale.
Bild: Uncredited/AP/dpa
Ein Scharfschütze der mit der Türkei verbündeten Syrischen Nationalarmee zielt mit einer Waffe von einem Dach in Tall Abjad.
Bild: Anas Alkharboutli/dpa
Aufmarsch der «Freien Syrischen Armee», die von der Türkei unterstützt wird.
Bild: Uncredited/dpa
Von der Türkei unterstützte Rebellen der Syrischen Nationalarmee nahe der Grenze zwischen Syrien und der Türkei.
Bild: Anas Alkharboutli/dpa
Männer schwenken in Akçakale Nationalflaggen und feiern die Erfolge der türkischen Truppen.
Bild: Mehmet Guzel/AP/dpa
In Zürich und in vielen anderen Städten gingen Tausende auf die Strassen und protestierten gegen die türkische Offensive.
Bild: Ennio Leanza/Keystone/dpa
Eine Journalistin schaut aus einem Loch in der Wand eines Hauses in Akçakale, das von einem Mörser aus Syrien beschädigt wurde. Niemand wurde durch den Angriff verletzt.
Bild: Lefteris Pitarakis/AP/dpa
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