James Mattis wirft hin «Komplettes Chaos» – Trump verliert seinen Verteidigungsminister

dpa

21.12.2018 - 01:28

Noch ein Personalwechsel in der Regierung von Präsident Trump – und was für einer. Verteidigungsminister Mattis wirft hin. Weil er Trumps Kurs nicht länger vertreten kann.  

US-Verteidigungsminister James Mattis wird Ende Februar seinen Posten verlassen – aus Protest gegen den Kurs von Präsident Donald Trump. Auf Twitter kündigte Trump am Donnerstagabend (Ortszeit) an, dass Mattis sich zurückziehen werde, und lobte ihn für seine Verdienste. Mattis selbst erklärte in einem Schreiben an Trump, er trete wegen inhaltlicher Meinungsverschiedenheiten mit dem Präsidenten aus eigenen Stücken ab. Eine solche öffentliche Protestbekundung ist bemerkenswert. Politiker von Demokraten wie Republikanern reagierten schockiert und bedauerten den Rückzug.



In seinem Schreiben betonte Mattis die Bedeutung internationaler Allianzen. Es sei unverzichtbar für die USA, starke Partnerschaften zu pflegen und Verbündete mit Respekt zu behandeln. Als Beispiele nannte er etwa die Kooperation in der Nato und im internationalen Bündnis gegen die islamistische Terrororganisation IS. Gleichzeitig müssten die USA entschlossen und unmissverständlich in ihrer Haltung gegenüber jenen Ländern sein, deren Interessen den eigenen zuwiderliefen. Als Exempel erwähnte er hier China oder Russland.

US-Präsident Donald Trump (r.) und US-Verteidigungsminister Jim Mattis (links) sollen schon geraume Zeit unterschiedlichen Ansichten über zahlreiche Gegebenheiten gehabt haben. (Archivbild)
US-Präsident Donald Trump (r.) und US-Verteidigungsminister Jim Mattis (links) sollen schon geraume Zeit unterschiedlichen Ansichten über zahlreiche Gegebenheiten gehabt haben. (Archivbild)
Source: Keystone/AP/Manuel Balce Ceneta

«Da Sie das Recht auf einen Verteidigungsminister haben, dessen Positionen mehr auf Ihrer Linie liegen in dieser und in anderen Fragen, halte ich es für richtig, meinen Posten zu räumen», schrieb Mattis an Trump.

Trump redet Rücktritt schön

Der Präsident bemühte sich dagegen, jeden Anschein von Differenzen zu zerstreuen. Während Mattis' Amtszeit seien enorme Fortschritte erreicht worden, etwa bei der Ausrüstung des Militärs, erklärte Trump. Mattis sei eine grosse Hilfe dabei gewesen, Verbündete und andere Länder dazu zu bringen, ihren Beitrag bei militärischen Verpflichtungen zu leisten. «Ich danke Jim sehr für seine Dienste!», schrieb Trump. Ein Nachfolger werde bald benannt.

Die Nachricht von Mattis' Rückzug kam einen Tag nach Trumps überraschender Ankündigung, die US-Soldaten aus dem Bürgerkriegsland Syrien abzuziehen – mit der Begründung, der IS sei dort besiegt. Dies löste im In- und Ausland grosse Irritationen und harsche Kritik aus. Fachleute halten den IS keineswegs für besiegt und einen Abzug aus Syrien für hochgefährlich. Nach Darstellung des Senders CNN und anderer US-Medien hatte Trump den Abzug gegen den ausdrücklichen Rat von Mattis wie auch von Aussenminister Mike Pompeo und Sicherheitsberater John Bolton beschlossen.



Die «New York Times» berichtete unter Berufung auf Regierungsmitarbeiter, Mattis habe noch am Donnerstag versucht, Trump in der Frage umzustimmen – allerdings ohne Erfolg. Daraufhin habe er seinen Rückzug angekündigt.

Kurz nach dessen Rückzugsankündigung tauchte am Donnerstagabend (Ortszeit) die Nachricht auf, die US-Regierung wolle auch aus Afghanistan die Hälfte ihrer 14'000 Soldaten abziehen. Ein Schritt, der ebenfalls Mattis' Kurs widerspricht. Auch das spricht Bände.

US-Verteidigungsminister James Mattis: Trumps Stimme der Vernunft

Letzte Stimmen der Vernunft

Führende Demokraten bezeichneten den Abgang von Mattis als Zäsur, da er in der Trump-Administration eine Stimme der Vernunft gewesen sei. Die Frontfrau der Demokraten im US-Repräsentantenhaus, Nancy Pelosi, nannte Mattis' Rücktrittsschreiben einen «wunderbaren Brief über unsere Werte». Mattis sei eine «Stimme der Stabilität» in Trumps Kabinett. Dass er gehe, bestürze sie. «Das ist ein sehr trauriger Tag für unser Land.» Der Fraktionschefs der Demokraten im Senat, Chuck Schumer, machte in Trumps Administration komplettes Chaos aus.

Aber auch aus den Reihen der Republikanern war Besorgnis zu hören. Der republikanische Senator Marco Rubio etwa wertete Mattis' Schreiben als Beleg dafür, dass die USA aussenpolitisch auf einem gefährlichen Kurs unterwegs seien. Er hoffe, dass Trump überzeugt werden könne, eine andere Richtung einzuschlagen.

Seit Trump im Weissen Haus regiert, gab es Dutzende Personalwechsel, darunter einige in seinem Kabinett. Zu den aufsehenerregendsten gehörte die angeblich per Twitter erfolgte Entlassung von Aussenminister Rex Tillerson im März. Allein in den vergangenen Wochen gab es zudem mehrere Änderungen: Erst drängte Trump seinen Justizminister Jeff Sessions zum Rücktritt, dann verkündete er die Trennung von Stabschef John Kelly wie auch von Innenminister Ryan Zinke. Frühere Mitarbeiter des Weissen Hauses zeichneten in Insider-Berichten ein Bild von chaotischen Zuständen.

Trumps Personalkarussell - Der Nächste bitte
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