Nach Signal-Panne Vertrauliche Infos geleakt – aber Trump macht, was er immer macht

Sven Ziegler

26.3.2025

Trump: Europäer sind Schmarotzer

Trump: Europäer sind Schmarotzer

Donald Trump bezeichnet die Europäer als Schmarotzer. Auf die Frage eines Journalisten, ob er eine Aussage in einem geheimen Gruppenchat teile, wonach die Europäer schmarotzten, sagt Trump: «Ja, ich denke, sie haben schmarotzt. Die Europäische Union war absolut schrecklich zu uns im Handel, schrecklich.» Zuvor war in Auszügen aus einem Gruppenchat von Mitgliedern der Trump-Regierung über Angriffe im Jemen eine tiefe Verachtung für Europa zu erkennen gewesen.

26.03.2025

Nach der Signal-Chat-Panne stellt sich Donald Trump hinter Sicherheitsberater Mike Waltz – und spielt die Sache öffentlich herunter. Eine lückenlose Aufklärung wurde bislang nicht angekündigt.

Sven Ziegler

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Sicherheitsberater Waltz übernahm nach der Signal-Panne die Verantwortung, bleibt aber im Amt.
  • Trump nennt den Vorfall «den einzigen kleinen Fehler» seiner Regierung.
  • Die Nutzung von Signal für sensible Informationen wird nun intern überprüft.

Nach der peinlichen Enthüllung, dass ein Journalist versehentlich in eine Gruppenchat-Diskussion über einen US-Militärschlag in Jemen aufgenommen wurde, hat sich US-Präsident Donald Trump demonstrativ hinter seinen nationalen Sicherheitsberater Mike Waltz gestellt. Wie «CNN» berichtet, bezeichnete Trump die Affäre als «den einzigen kleinen Fehler» seiner jungen Regierung – und betonte: «Ich denke, er macht einen guten Job.»

Hinter den Kulissen sorgt der Vorfall aber für massive Diskussionen. In dem fraglichen Chat auf der verschlüsselten App Signal hatten hochrangige Regierungsmitglieder unter anderem Pläne für Angriffe auf Huthi-Stellungen besprochen – und dabei offenbar versehentlich Jeffrey Goldberg, Chefredakteur des «Atlantic», hinzugefügt. Ein Umstand, der das Weisse Haus in eine prekäre Lage brachte.

Trump, der Goldberg ohnehin seit einem früheren Enthüllungsbericht ablehnt, wurde bereits kurz nach Bekanntwerden der Panne von Reportern darauf angesprochen. Zunächst gab er sich ahnungslos, später versuchte er zu beschwichtigen: «Manchmal sind Leute in einer Gruppe, ohne dass man es merkt.»

Keine öffentliche Aufarbeitung

Waltz selbst übernahm öffentlich die Verantwortung. «Ich habe die Gruppe erstellt. Mein Job ist es, für Koordination zu sorgen», sagte er bei Fox News. Eine Erklärung, wie es zur Einbindung eines Journalisten kommen konnte, blieb er jedoch schuldig. Gleichzeitig attackierte er Goldberg persönlich.

Öffentlich Verantwortung übernommen hat bislang nur Waltz. Die restlichen Mitglieder der Trump-Regierung setzen darauf, den Vorfall herunterzuspielen. Eine lückenlose Aufklärung wurde bislang nicht angekündigt.

Im Weissen Haus versuchte man am Dienstag mit aller Kraft, die Kontrolle über die Kommunikation zurückzugewinnen. Trump trat kurzfristig vor die Presse, signierte Dekrete zu konservativen Kernthemen und lenkte vom Vorfall ab, indem er neue Massnahmen zur Wählerregistrierung und zur Offenlegung von FBI-Dokumenten zur Russland-Affäre ankündigte.

Im Oval Office nahm Trump Waltz sogar an der Seite seiner Botschafterkandidaten demonstrativ mit an den Kabinettstisch – ein unübersehbares Zeichen des Rückhalts. «Ich finde, es war sehr unfair, wie sie Michael angegriffen haben», sagte Trump. Dass er die Affäre überhaupt öffentlich kommentierte, dürfte laut Einschätzungen aber dennoch zeigen, wie schwer sie wiegt. 

Innerhalb der Regierung sorgt der Vorfall für sichtliche Unruhe. CIA-Chef John Ratcliffe und Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard mussten kurzfristig ihre Anhörungen im Kongress umplanen, während Verteidigungsminister Pete Hegseth laut «CNN» bei seiner Landung in Hawaii «sichtbar aufgebracht» war.

Im Weissen Haus ist man bemüht, den Vorfall als technisches Versehen abzutun. Trump selbst deutete an, dass Signal künftig nicht mehr für sensible Kommunikation verwendet werde: «Ich glaube nicht, dass wir das noch einmal nutzen werden.»

Doch nicht alle in Trumps Umfeld sehen die Sache so gelassen. Selbst einige republikanische Senatoren fordern Konsequenzen. Kevin Cramer sagte: «Das muss das letzte Mal gewesen sein, dass so etwas Dummes passiert.» Es sei «ein grosser erster Fehler – vielleicht sogar zwei auf einmal.»

Trump stellte Mike Waltz demonstrativ neben sich. 
Trump stellte Mike Waltz demonstrativ neben sich. 
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