Ukraine-KriegMenschen sind verzweifelt und ratlos nach Flucht
Von Vanessa Gera und Adam Pemble, AP
27.2.2022 - 09:47
Ukrainische Familie in Sorge
Das Heimatland befindet sich im Krieg und sie können nur bangen und zusehen: Menschen in der Schweiz mit ukrainischen Wurzeln. Sie sorgen sich um ihre Freunde und Bekannten, von denen sich viele an der Front des Krieges in der Ukraine befinden.
27.02.2022
Traumatische Erlebnisse, Geschichten von Trennung und Angst ums blanke Überleben: Die Menschen, die aus der Ukraine fliehen, haben Schreckliches erlebt. In Polen und anderen Nachbarländern werden sie mit viel Herzlichkeit empfangen.
DPA, Von Vanessa Gera und Adam Pemble, AP
27.02.2022, 09:47
27.02.2022, 12:36
Mit einigen wenigen Habseligkeiten in ihren Koffern und Kindern auf den Armen strömen Ukrainer seit Donnerstag zu Zehntausenden nach Polen, Ungarn und sogar nach Belarus. Weil Männer im kampffähigen Alter das Land nicht verlassen dürfen und an den Grenzen oft ihren Familien entrissen werden, waren es vor allem Frauen, Kinder und Ältere, die in Grenzstädten wie Medyka, Przemysl oder Zahony ankamen.
Ukraine: UN gehen von knapp 300'000 Vertriebenen aus - Gallery
Flüchtlinge, die vor dem Konflikt in der benachbarten Ukraine geflohen sind, gehen mit ihrem Gepäck eine Strasse in Polen entlang.
Bild: dpa
Geflüchtete Menschen aus der Ukraine sitzen in einem Saal eines Hotels im rumänischen Siret.
Bild: dpa
Menschen versammeln sich am Bahnhof in Lwiw im Westen der Ukraine, um einen Zug zu nehmen und die Ukraine in die Nachbarländer zu verlassen. Russische Truppen haben den erwarteten Angriff auf die Ukraine gestartet und drangen in die Hauptstadt vor.
Bild: dpa
Frauen aus der Ukraine warten am Bahnhof von Przemysl in Polen auf ihren Weitertransport.
Bild: dpa
Helfer verteilen Lebensmittel und Süßigkeiten an Geflüchtete am Bahnhof von Przemysl.
Bild: dpa
Eine ukrainische Familie geht durch den Grenzübergang nach Polen.
Bild: dpa
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Flüchtlinge, die vor dem Konflikt in der benachbarten Ukraine geflohen sind, gehen mit ihrem Gepäck eine Strasse in Polen entlang.
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Geflüchtete Menschen aus der Ukraine sitzen in einem Saal eines Hotels im rumänischen Siret.
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Menschen versammeln sich am Bahnhof in Lwiw im Westen der Ukraine, um einen Zug zu nehmen und die Ukraine in die Nachbarländer zu verlassen. Russische Truppen haben den erwarteten Angriff auf die Ukraine gestartet und drangen in die Hauptstadt vor.
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Frauen aus der Ukraine warten am Bahnhof von Przemysl in Polen auf ihren Weitertransport.
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Helfer verteilen Lebensmittel und Süßigkeiten an Geflüchtete am Bahnhof von Przemysl.
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Eine ukrainische Familie geht durch den Grenzübergang nach Polen.
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Viele Menschen vor Ort öffneten ihre Häuser für die ankommenden Flüchtlinge. Andere wurden im Flüchtlingsunterkünften untergebracht oder von erleichterten Angehörigen erwartet. Allein in Polen haben sich in den vergangenen Jahren nach der russischen Annexion der Halbinsel Krim zwei Millionen Ukrainer niedergelassen. Das UN-Flüchtlingshilfswerk rechnet damit, dass nun bis zu vier Millionen Ukrainer das Land verlassen könnten, wenn sich die Lage weiter verschlechtert.
Unter Tränen berichtet die 14-jährige Natalia Murinik, wie sie ihre Grosseltern in ihrer Heimatstadt Czernowitz zurücklassen musste. Sie schaffte es mit ihren Eltern nach Siret im Norden Rumäniens, nachdem sie 20 Stunden lang an der Grenze hätten warten müssen. «Ich will nach Hause», schluchzt die 14-Jährige. Denn wo es jetzt hingehen soll, wissen weder sie noch ihre Eltern.
In Medyka wartete auch die 51-jährige Tanja Schwarz auf sie, die mit ihrem Partner aus Hamburg an die polnische Grenze gekommen war. Drei Leute könnten sie mitnehmen und unterbringen, stand auf einem Schild, das sie hochhielten. Weil ihr Land nichts unternehme, habe sie entschieden, selbst aktiv zu werden, sagte Schwarz der Nachrichtenagentur AP.
Während Besuch von russischem Einmarsch überrascht
Geflüchtete Menschen schildern bange Momente, bis sie es endlich ausser Landes schafften. Der Engländer Jeremy Myers aus Manchester war mit seiner ukrainischen Freundin in deren Heimatland, als sie vom russischen Einmarsch überrascht wurden. 23 Stunden lang hätten sie nach ihrer Flucht aus Kiew an der Grenze gewartet, in einem abgezäunten Bereich ohne Essen, ohne Wasser. Leute seien aufeinander losgegangen, es sei geschoben und gestossen worden, eine Frau sei in Ohnmacht gefallen. «Man durfte sich nicht bewegen, ansonsten hätte man seinen Platz in der Schlange verloren», sagt Myers.
Lena, die ihren vollen Namen nicht nennen wollte, kam aus Lwiw, um ihre vier Kinder nach Polen in Sicherheit zu bringen. Auf dem Weg über die Grenze habe sie Spielsachen und schwere Taschen am Strassenrand liegen sehen, die Flüchtende in der Eile zurückgelassen hatten, sagte sie. Lena selbst will ohne ihre Kinder wieder zurück zu ihrem Mann – zurück ins Kriegsgebiet.