Expertin des Bundes Vogelgrippe bei Säugetieren ist «besorgniserregend»

SDA

3.2.2023 - 08:50

Hausgeflügel - etwa Hühner und Gänse - darf sich also zurzeit nur an vor Wildvögeln geschützten Orten aufhalten.
Hausgeflügel - etwa Hühner und Gänse - darf sich also zurzeit nur an vor Wildvögeln geschützten Orten aufhalten.
Archivbild: Keystone

Fachleute des Bundes stufen Fälle von Vogelgrippe bei Säugetieren in Europa als besorgniserregend ein. Eine grosse Gefahr für eine mögliche Ansteckung bei Menschen sehen sie aber nicht.

3.2.2023 - 08:50

Die Vogelgrippe ist auch in der Schweiz auf dem Vormarsch. In den letzten zwei Wochen gab es in der Schweiz fünf neue Fälle. Der Bund verlängerte deshalb die Schutzmassnahmen bis Mitte März. Experten bereitet die Vogelgrippe derzeit aus mehreren Gründen Sorgen.

So gab es den letzten Monaten gab es bereits Fälle von infizierten Füchsen und Ottern, etwa in Grossbritannien und den Niederlanden.  Wissenschaftler beunruhigte zuletzt vor allem ein Vogelgrippe-Ausbruch auf einer spanischen Nerzfarm. Sie sehen Anzeichen dafür, dass sich das Virus H5N1 an Säugetiere anpasst  – und dadurch auch dem Menschen gefährlicher werden könnte.

Bei dem Ausbruch im Oktober 2022 könnte es laut Experteneinschätzung sein, dass sich das Virus nun von Säugetier zu Säugetier ausgebreitet hat, was ein Hinweis auf einen weiteren Anpassungsschritt des Virus sein könnte und dadurch auch dem Menschen gefährlicher werden könnte.

Hintergrund für die Befürchtungen ist dabei die gerade grassierende, grösste jemals dokumentierte Vogelgrippewelle bei Vögeln, die sich über mehrere Erdteile erstreckt. Dadurch bekomme der Erreger mehr Gelegenheiten, auf Säugetiere überzugehen.

Ansteckung bei Säugetieren ist aussergewöhnlich

Eine Ansteckung bei Säugetieren sei sehr aussergewöhnlich, erklärte Barbara Wieland, Direktorin des Instituts für Immunologie und Virologie, am Freitagmorgen in der Sendung «Heute Morgen» von Schweizer Radio SRF.

Als besorgniserregend empfindet sie die Situation, weil die Ansteckung von Säugetieren wie etwa Füchsen eine hohe Virenlast in der Umwelt und eine hohe Todeszahl von Vögeln bedeutet. Die Vögel seien eine einfache Beute für Raubtiere.

Das Institut für Virologie und Immunologie beobachte die Fälle ebenso wie die Nachbarländer der Schweiz es täten, sagte Wieland weiter.

Die Gefahr einer möglichen Ansteckung bei Menschen relativierte Wieland aber. Bei den bekannten Fällen der letzten zwei Jahre handle es sich um Menschen, die eng mit Vögeln zu tun gebt hätten. Hygienemassnahmen wie etwa Schutzkleidung seien daher wichtig.

Kontakt mit Wildvögeln vermeiden

Diese Woche wurden zwei neue Fälle bei Wildvögeln im Kanton Zürich nachgewiesen. Zu zwei Fällen kam es in den letzten 14 Tagen bei Wildvogel-Kadavern in Basel-Stadt.

Und am Montag teilte der kantonale Veterinärdienst von Luzern mit, letzte Woche sei in Sursee bei einer Mittelmeermöve das hochansteckende Virus H5N1 entdeckt worden.

Der Bund verlängerte am Donnerstag die Massnahmen für den Schutz vor der Vogelgrippe mindestens bis 15. März. Deren Hauptziel ist es laut dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), Kontakte zwischen Wildvögeln und Hausgeflügel zu vermeiden.

Die Massnahmen gelten seit November, nachdem das Vogelgrippe-Virus in einem Betrieb bei Winterthur ZH nachgewiesen wurde.

Risiko bleibt bis Anfang März hoch

Das Risiko, dass die Vogelgrippe in die Schweiz eingeschleppt wird, bleibt nach Angaben des BLV so lange hoch, bis die wild lebenden Wasservögel ihre Winterquartiere etwa Anfang März in der Schweiz verlassen haben.

Der Bund empfiehlt zudem Hygienemassnahmen und beschränkten Zutritt zum Stall. Geflügelmärkte und Geflügel-Ausstellungen sind weiterhin verboten. Die Massnahmen gelten für Geflügelbetriebe ebenso wie für Hobby-Tierhaltungen.

Im Dezember und Januar war die Vogelgrippe bereits bei einzelnen Wildvögeln festgestellt worden. Positiv getestet wurden zwei Schwäne im Tessin, je eine Möwe in den Kantonen Thurgau, Luzern, Zürich und Schaffhausen, ein Greifvogel im Kanton Zürich sowie ein Graureiher und ein Wildvogel in Basel. Fälle gab es auch im angrenzenden Ausland.

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