Rechte Frauenmagazine in den USA Zu schön, um harmlos zu sein – die glitzernde Verführung der rechten Frauenwelt

Lea Oetiker

11.10.2025

Hannah Neeleman, auch bekannt als die «Queen der Tradwives».
Hannah Neeleman, auch bekannt als die «Queen der Tradwives».
Screenshot Instagram

Die US-Portale «Evie» und «The Conservateur» präsentieren sich als stilvolle Mode- und Lifestyle-Magazine – hinter der glamourösen Fassade propagieren sie ein traditionelles Frauenbild und rechte Ideologien.

Lea Oetiker

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die US-Magazine «Evie» und «The Conservateur» wirken wie moderne Lifestyle-Portale, vertreten aber ein konservatives Frauenbild.
  • Sie idealisieren traditionelle Rollen und lehnen Feminismus ab.
  • Hinter Mode und Beziehungstipps stehen religiöse, patriotische und teils transfeindliche Botschaften.

Zwei Hochglanzmagazine aus den USA sorgen derzeit für Gesprächsstoff. Der Grund dafür: «Evie» und «The Conservateur» setzen sich für traditionellen Rollenbilder ein – und lehnen progressive Sichtweisen ab.

Das US-Online-Magazin «Evie» bezeichnet sich selbst als «Cosmopolitan für rechte Frauen». Gegründet 2019 von Brittany Hugoboom und benannt nach der biblischen Eva, wie Hugoboom dem «Spiegel» erklärt.

Die Seite wirkt auf den ersten Blick leicht und romantisch, mit Themen zu Schönheit, Mode und Beziehungen. Doch hinter der glänzenden Oberfläche steckt ein konservatives Weltbild.

«Weiblichkeit» statt Feminismus

Im Mittelpunkt steht eine Rückbesinnung auf «Weiblichkeit» statt Feminismus. Artikel preisen sexuelle Enthaltsamkeit vor der Ehe und verbinden sie mit religiösen und familiären Idealen. Die Sextipps richten sich ausschliesslich an Ehefrauen – etwa mit Tipps, wie sie «ihren Ehemann ins Delirium reiten» sollen.

Gleichzeitig propagiert «Evie» Kochen, Hausarbeit und Kindererziehung als Wege zu weiblicher Erfüllung. Themen wie Fruchtbarkeit oder die «natürliche Rolle der Frau» werden dabei wiederkehrend aufgegriffen. Auch Lifestyle-Inhalte tragen ideologische Züge: Mode soll patriotisch sein, der «French-girl style» gelte als passé, stattdessen liege «Americana» im Trend.

Auf der Website sind auch immer wieder transfeindliche Artikel zu lesen. Während «Teen Vogue» 2025 die Transfrau Vivian Wilson, Tochter von Elon Musk, porträtierte, veröffentlichte «Evie» einen Artikel, der Wilson misgenderte, ihren früheren Namen benutzte und ihre Transition als Folge einer «linksextremen Schule» darstellte. 

Auch unbelegte Behauptungen werden verbreitet. Etwa, dass der Covid-Impfstoff bei fast der Hälfte der Frauen den Menstruationszyklus störe. Dazu kommt noch eine Portion Rassismus mit Schlagzeilen wie «White Lives Matter: Wann hören wir auf, weisse Mädchen auf dem Altar der Inklusion zu opfern?»

Angebliche «Fruchtbarkeitskrise»

Auf dem aktuellen Cover präsentiert das Magazin Hannah Neeleman, in der Szene bekannt als «Queen der Tradwives». Die 34-Jährige wurde an der renommierten Juilliard School zur Ballerina ausgebildet, lebt heute jedoch mit ihrem Mann und acht Kindern auf einer Ranch in Utah.

Dort zeigt sie sich ihren über zehn Millionen Followern als Idealbild eines ländlichen Familienlebens – beim Melken, Kochen oder Händchenhalten mit ihrem Ehemann. Unter dem Cover-Titel «The New American Dream» zelebriert «Evie» damit ein konservatives Frauenideal: Die Bäuerin statt die Karrierefrau.

Gemeinsam mit ihrem Mann hat Hugoboom zudem die App «28» entwickelt, die den Menstruationszyklus trackt und fruchtbare Tage berechnet. Das Projekt wird vom Tech-Milliardär Peter Thiel finanziert, der immer wieder durch konservative Positionen auffällt.

Thiel hält sinkende Geburtenraten für eine Gefahr für den Wohlstand der USA. Mit dieser Meinung ist er nicht alleine. Diese Ansicht teilt er mit vielen Ökonom*innen und Studien aus der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und anderen wirtschaftswissenschaftlichen Kreisen.

Thiel sprach laut der «New York Times» auch mit den Entwicklern über eine angebliche «Fruchtbarkeitskrise». Kritiker befürchten, dass über die App potenziell sensible Daten gesammelt werden könnten – die Macher weisen das entschieden zurück.

«Vogue für Trump-Fans»

Und dann gibt es noch das Magazin «The Conservateur». Visuell erinnert es an die «Vogue» – es ist aber eher die «Vogue für Trump-Fans». Der «Deutschlandfunk» beschreibt sie in ihrem Podcast als auch als Magazin für «rechtes Girl Bossing».

Die Idee für die Website entstand im Sommer 2020. Zu dieser Zeit hatten Jayme Chandler Franklin und Isabelle Redfield gerade ihr Studium abgeschlossen – Franklin an der Universität Berkeley, Redfield an der Southern Methodist University. Gemeinsam lebten sie in Washington, D.C., wo Franklin ein Praktikum im Senat und Redfield im Weissen Haus absolvierte.

Franklin erklärte in einem Interview mit «Fox News» im Juni, sie habe während ihres Studiums Zeitschriften wie «Elle», «Vogue» und «Cosmopolitan» gerne gelesen. Ihrer Ansicht nach sind diese Publikationen aber nach dem Wahlsieg von Donald Trump 2016 radikal nach links abgedriftet.

Franklin erklärte, sie habe sich an aus ihrer Sicht männerfeindlichen Inhalten, einer ausgeprägten Anti-Amerika-Haltung und der häufigen Thematisierung von unverbindlichen sexuellen Beziehungen gestört. Auch die ihrer Meinung nach antichristliche Ausrichtung habe sie irritiert, zumal sie gläubige Katholikin sei. Besonders betonte sie, dass sie die aus ihrer Sicht negative Stimmungsmache gegen die «weisse Kultur» als erschreckend empfand. Da sie in klassischen Lifestyle-Magazinen keine passende Plattform mehr für sich sah, gründete sie nach eigenen Angaben «The Conservateur».

Die Botschaft zwischen den Zeilen

Auf den ersten Blick wirkt der Inhalt unpolitisch – die Rubriken tragen Titel wie «Lifestyle» oder «Fashion». Doch zwischen den Zeilen steckt eine klare Botschaft. Die Artikel sind patriotisch, bibeltreu und transfeindlich.

So heisst es unter anderem in einem Artikel: «Frauen sind nach biblischen Massstäben die natürlichen Begleiterinnen von Männern.» Und weiter: «Frauen sind keine Männer und Männer keine Frauen.»

Doch sie geben nicht nur modische Tipps, sie verkaufen auch Merch. Beispielsweise rote Cowboyboots für 300 US-Dollar, verschiedene Pullover mit der Aufschrift «Conservateur» oder Kappen mit der Aufschrift «Make America Hot Again» für 45 US-Dollar.