International Vor Nato-Gipfel: Stoltenberg wirbt für höhere Ausgaben

SDA

1.6.2021 - 17:22

Jens Stoltenberg, Nato-Generalsekretär, leitet eine Online-Sitzung der NATO-Außen- und Verteidigungsminister im NATO-Hauptquartier. Kurz vor dem Nato-Gipfel hat Stoltenberg bei internen Beratungen eindringlich für höhere Gemeinschaftsausgaben geworben. Foto: Johanna Geron/Pool Reuters/dpa
Jens Stoltenberg, Nato-Generalsekretär, leitet eine Online-Sitzung der NATO-Außen- und Verteidigungsminister im NATO-Hauptquartier. Kurz vor dem Nato-Gipfel hat Stoltenberg bei internen Beratungen eindringlich für höhere Gemeinschaftsausgaben geworben. Foto: Johanna Geron/Pool Reuters/dpa
Keystone

Kurz vor dem Nato-Gipfel in Brüssel hat Generalsekretär Jens Stoltenberg am Dienstag bei internen Beratungen eindringlich für höhere Gemeinschaftsausgaben geworben.

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Stoltenberg will erreichen, dass die Staats- und Regierungschefs der 30 Bündnisstaaten bei dem Treffen am 14. Juni zusagen, die Gemeinschaftsausgaben der Allianz in den kommenden Jahren deutlich zu erhöhen. Aktuell belaufen sich die militärischen und zivilen Budgets und Programme der Nato auf nicht einmal 2,6 Milliarden Euro im Jahr. Zum Vergleich: Allein die Verteidigungsausgaben der USA lagen laut Bündnisdokumenten zuletzt bei 785 Milliarden US-Dollar (642 Mrd. Euro), die von Deutschland bei immerhin 51,6 Milliarden Euro.

Nach dem aktuellen Aufteilungsschlüssel trägt Deutschland mit den USA derzeit den grössten Anteil der Gemeinschaftskosten der Nato. Beide Länder steuern jeweils rund 16,4 Prozent bei. Der Schlüssel war zuletzt überarbeitet worden, um dem früheren US-Präsidenten Donald Trump entgegen zu kommen, womit der deutsche Anteil stieg. Trump hatte die europäischen Alliierten immer wieder zur einer Erhöhung ihrer Verteidigungsausgaben gedrängt.

Mit mehr Geld im Nato-Haushalt könnte zum Beispiel in gemeinsame Kommunikationstechnik investiert werden, um einen besseren Austausch zwischen Nato-Streitkräften möglich zu machen. Zudem ist angedacht, mehr Mittel für die Förderung von Partnerschaften mit befreundeten Drittstaaten zur Verfügung zu stellen.

Vom Tisch ist allerdings nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur der ursprüngliche Vorschlag Stoltenbergs, künftig auch Zuschüsse zu Einsatzkosten zu zahlen. Demnach sollten Nato-Mitglieder zum Beispiel nicht mehr alle Kosten selbst tragen müssen, wenn sie sich zum Beispiel an der Stationierung von Truppen im Baltikum, an Übungen oder an Luftüberwachungseinsätzen beteiligen.

Nach Angaben von Diplomaten machten Alliierte wie Frankreich und auch Deutschland in bündnisinternen Beratungen deutlich, dass sie nicht bereit sind, so weitreichende Vorschläge zu unterstützen. Als sehr wahrscheinlich gilt nun aber, dass die Nato-Staaten sich beim Gipfel grundsätzlich bereiterklären, künftig deutlich mehr Geld in den Gemeinschaftshaushalt einzuzahlen. Wie stark er wachsen soll, wird vermutlich vorerst offen bleiben.

Der bevorstehende Nato-Gipfel wird der erste mit dem neuen US-Präsidenten Joe Biden sein. Ein zentrales Thema soll die Reformagenda «Nato 2030» sein, zu der auch die Finanzfragen zählen. Bereits fest steht nach Angaben von Stoltenberg, dass die Staats- und Regierungschefs beim Gipfel die Überarbeitung des derzeitigen strategischen Konzepts in Auftrag geben werden.

Die aktuelle Fassung war 2010 beschlossen worden. Damals hatten die Alliierten beispielsweise noch gehofft, dass grosse Spannungen mit Russland vorbei seien. Es folgten dann allerdings Entwicklungen wie der Ukraine-Konflikt und der weitere Aufstieg Chinas zu einer militärischen Weltmacht. Darauf soll nun bei der Überarbeitung des strategischen Konzept eingegangen werden.