Öffentlichkeit gespalten Waffen für Lehrer? In den USA scheiden sich daran die Geister

von Carolyn Thompson, AP

22.2.2018

Präsident Trump bringt nach dem tödlichen Amoklauf an einer Schule in Florida einen Vorschlag ins Spiel, den er schon als Kandidat für das Präsidentenamt erwähnt hatte: Lehrer sollten Waffen tragen dürfen. Die Idee ist umstritten.

US-Präsident Donald Trump ist sich sicher: Wenn der Football-Trainer Aaron Feis am 14. Februar bewaffnet gewesen wäre, hätte er den Amoklauf an der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland gestoppt. Feis wurde dafür gelobt, Schüler an der Schule in Florida geschützt zu haben. Er gehört zu den 17 Toten, die einem mit einem Sturmgewehr bewaffneten Schützen zum Opfer fielen.

Trump hatte die Idee, Lehrbeauftragten die Bewaffnung zu erlauben, bereits als Präsidentschaftskandidat ins Spiel gebracht. In mehreren US-Staaten wird aktuell über den Vorschlag diskutiert.

Feis sei «sehr tapfer» gewesen, sagte Trump am Mittwoch bei einem Treffen mit Eltern und Überlebenden von Schiessereien an US-Schulen. «Hätte er eine Schusswaffe gehabt, hätte er nicht wegrennen müssen.»

Der Senator Greg Steube aus Florida, ein republikanischer Parteikollege Trumps, hält waffenfreie Zonen wie Schulen für leichte Angriffsziele. Er hat vorgeschlagen, speziell ausgebildeten Bildungsbeauftragten mit Militärhintergrund oder Erfahrung in der Strafverfolgung zu erlauben, sich zu bewaffnen. Kinder seien die wertvollsten Ressourcen, die man habe, sagte Steube der Nachrichtenagentur AP. «Warum in alles in der Welt werden wir sie in eine Lage versetzen, wo es keinen an irgendeiner unserer Schulen gibt, der bewaffnet und ausgebildet ist, um dazu in der Lage zu sein, schnell auf eine aktive Situation mit einem Schützen zu reagieren?»

Ähnlich diskutiert wurde in den vergangenen Tagen in den US-Staaten Kentucky, Colorado, North Carolina und Alabama. Der Generalstaatsanwalt von Wisconsin sagte, er sei für den Vorschlag offen, eine Bewaffnung von Lehrern zu erlauben. Der republikanische Abgeordnete Will Ainsworth aus Alabama sagte beim Vorschlag eines Gesetzentwurfs nach der Schiesserei in Florida, Lehrer müssten sich nicht mit einem Bleistift verteidigen.

Öffentlichkeit gespalten

Lehrer und die Öffentlichkeit sind bei dem Thema gespalten. In einer in dieser Woche veröffentlichten Umfrage von ABC News und der «Washington Post» gaben 42 Prozent der Amerikaner an, sie seien der Ansicht, dass Lehrer mit Schusswaffen die Tat in Florida hätten verhindern können.

Die Lehrerin Kasey Hansen in Salt Lake City in Utah bekam die Idee, sich an der Schule zu bewaffnen, nach der Schiesserei an der Sandy-Hook-Grundschule in Newtown, Connecticut, im Jahr 2012. Dort starben 20 Kinder und sechs Erwachsene. «Diese Lehrer, alles was sie tun konnten, war, diese Kinder in einer Ecke zu stapeln und vor ihnen zu stehen und auf das Beste zu hoffen», sagte Hansen. Die Lehrerin trägt eine versteckte Handfeuerwaffe bei ihrem Unterricht von Sonderschülern.

In Austin in Texas tut sich die Lehrerin Tara Bordeaux mit der Vorstellung schwer, sich zu bewaffnen, um Schiessereien zu verhindern. Sie zieht es vor, ausgebildeten Strafverfolgungsbeamten die Aufgabe zu überlassen. Sie stellt in Frage, die notwendigen Instinkte dazu zu haben. «Meine Instinkte sind es, eine Lehrerin zu sein», sagte sie. Dass sie ihren Job gut macht, steht ausser Frage: Sie wurde gerade zur Lehrerin des Jahres von Texas ernannt.

Im Schulbezirk der Kleinstadt Claude in Texas werden potenzielle Angreifer auf drei Schildern darauf hingewiesen, dass Mitarbeiter bewaffnet seien und alles tun könnten, was «notwendig ist, um unsere Schüler zu beschützen». Der örtliche Verwalter Brock Cartwright sagt nicht, wie viele oder wer unter seinen Lehrern eine Waffe trage. Die Stadt Claude östlich von Amarillo verfügt nicht über eine Polizeibehörde. Das verursacht Sorgen wegen der möglichen Reaktionszeit von Polizisten im Falle einer Schiesserei.

«Eine der schlimmsten Ideen»

Die Präsidentin des Amerikanischen Verbands der Lehrer, Randi Weingarten, hält das Bewaffnen von Lehrern für eine Schnapsidee. Es sei «eine der schlimmsten Ideen, die ich in einer Serie von wirklich, wirklich, wirklich schlechten Ideen gehört habe», sagte sie. Der Verband hat 1,7 Millionen Mitglieder.

Anders scheinen es Personen zu sehen, die auf ein über Twitter verbreitetes Angebot des Sheriffs Richard Jones in Butler County, Ohio, reagierten. Jones hatte angeboten, örtliche Lehrer darin auszubilden, eine verdeckte Handfeuerwaffe zu tragen. Das Interesse war so gross, dass er die Zahl der Auszubildenden auf 300 beschränkte.

Der Republikaner Newt Gingrich, der frühere Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, sprach sich dafür aus, dass es in jeder Schule kleine Gruppen von bewaffneten Lehrern geben müsse. Diese Forderung wurde schnell vom demokratischen Senator Chris Murphy aus Connecticut abgelehnt. Er sprach von einem neuen «Geschäftsmodell der Waffenindustrie - die Epidemie der Waffengewalt nutzen, um mehr Waffen zu verkaufen, mehr Profit zu machen».

Robert Morphew, ein Vater in Magnolia, Texas, findet, dass für Waffen an der Schule seines Sohnes strenge Richtlinien nötig seien. Er hält das Bewaffnen aber für sinnvoll. Es wäre ein Abschreckungsmittel, daran gebe es «keinen Zweifel».

Die zweifache Mutter Wendy Diina aus Buffalo, New York, ist anderer Meinung. «Warum versuche ich, jemanden daran zu hindern, eine Schusswaffe zu haben, indem ich jemand anderem eine Schusswaffe gebe?», fragte sie.

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