Politik Waffenruhe im Sudan hält nur sporadisch – Pistorius empfängt Soldaten

SDA

28.4.2023 - 16:43

Ein Mann geht an einem Haus vorbei, das bei den jüngsten Kämpfen getroffen wurde. Im Sudan sind vor mehr als einer Woche schwere Kämpfe zwischen dem Militär und Paramilitär ausgebrochen. Foto: Marwan Ali/AP/dpa
Ein Mann geht an einem Haus vorbei, das bei den jüngsten Kämpfen getroffen wurde. Im Sudan sind vor mehr als einer Woche schwere Kämpfe zwischen dem Militär und Paramilitär ausgebrochen. Foto: Marwan Ali/AP/dpa
Keystone

Im Krisenland Sudan hat es trotz einer neuen Waffenruhe auch am Freitag wieder Kämpfe gegeben. Augenzeugen berichteten, dass vor allem die Hauptstadt Khartum erneut unter schwerem Beschuss stand. Zuvor war in der Nacht zum Freitag eine zweite, 72 Stunden lange Feuerpause in Kraft getreten.

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Im Sudan kämpfen das Militär und die paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) seit dem 15. April um die Macht. Vertreter beider Gruppen hatten die Führung des nordostafrikanischen Landes mit rund 46 Millionen Einwohnern durch zwei gemeinsame Militärcoups 2019 und 2021 übernommen.

Mit leichten Waffen beschossen wurde am Freitagmorgen ein türkisches Transportflugzeug des Typs C-130. Wie das türkische Verteidigungsministerium auf Twitter mitteilte, war die Maschine auf dem Weg zum Militärflughafen Wadi Seidna im Norden von Khartum, um türkische Staatsbürger zu evakuieren. Das Flugzeug sei trotz des Beschusses sicher gelandet. Es gebe keine Verletzten, das Flugzeug werde auf Schäden überprüft.

Das UN-Menschenrechtsbüro befürchtet zusätzliche Gewalt im Sudan, weil mögliche Kriegsverbrecher aus Gefängnissen freigekommen sein könnten. In den vergangenen Tagen seien Gefangene aus mehreren Gefängnissen ausgebrochen oder freigelassen worden, sagte eine Sprecherin am Freitag in Genf. Das könne ethnische Spannungen, die es seit langem im Sudan gibt, neu entfachen. In der Region West-Darfur sei bereits zu Zusammenstössen unter Bevölkerungsgruppen gekommen. Dabei seien nach Angaben des UN-Menschenrechtsbüros dort seit dem 24. April mindestens 96 Menschen ums Leben gekommen.

Aus dem benachbarten Nord-Darfur wurden mindestens 113 Mitarbeiter von Hilfsorganisationen in den benachbarten Tschad ausgeflogen, sagte der Gouverneur der Region, Nimir Mohamed Abdel Rahman, der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. Evakuiert wurden unter anderem Mitarbeiter des Welternährungsprogramms, von Unicef, der UN-Mission im Sudan (UNITAMS) sowie der Norwegischen Flüchtlingshilfe.

Insgesamt kamen bei den Gefechten im Sudan nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mindestens 512 Menschen ums Leben, fast 4200 wurden verletzt. Die wahre Zahl der Opfer dürfte aber deutlich höher liegen.

Am Donnerstagabend war eine erste 72 Stunden lange Waffenruhe ausgelaufen. Auch diese hielt nur sporadisch. Trotzdem konnten in dieser Zeit Tausende Zivilisten in Nachbarländer fliehen. Mehrere Länder evakuierten ihre Staatsangehörigen und weitere Menschen aus dem Krisenland. Am Donnerstag stimmten die sudanesischen Streitkräfte und die RSF jedoch erstmals Verhandlungen in Juba zu, der Hauptstadt des benachbarten Südsudan.

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Carsten Breuer, wollten am frühen Freitagabend in Wunstorf bei Hannover die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr in Empfang nehmen, die mehr als 700 Menschen aus dem Sudan ausgeflogen haben. Ihre Leistung soll mit einem sogenannten Rückkehrerappell gewürdigt werden. Aussenministerin Annalena Baerbock (Grüne) wird als Gast erwartet, ebenso wie Bundestagsabgeordnete aus den Ausschüssen für Auswärtiges und Verteidigung.

Die Bundeswehr hatte von Sonntag bis Mittwoch in Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt und der Bundespolizei nach eigenen Angaben mehr als 700 Menschen aus mehr als 40 Nationen aus dem umkämpften Sudan ausgeflogen. Darunter waren mehr als 200 Deutsche. Zeitweise waren für den Evakuierungseinsatz etwa 1000 Soldaten tätig. Der Bundestag hatte dem Einsatz der Bundeswehr am Mittwoch nachträglich mit einer ungewöhnlich deutlichen Mehrheit zugestimmt.