Krisengebiet Das bedeutet der Konflikt im Sudan für den Rest der Welt

dpa/twei

21.4.2023 - 23:45

Paramilitärs stimmen Waffenruhe im Sudan zu

Paramilitärs stimmen Waffenruhe im Sudan zu

Der 72-stündige Waffenstillstand falle mit dem gesegneten muslimischen Opferfest Eid al-Fitr zusammen, teilte die RSF-Miliz mit.

21.04.2023

Der Sudan versinkt in Gewalt, die Kämpfe zwischen Streitkräften und einer paramilitärischen Truppe haben das Land ins Chaos gestürzt. Der Konflikt droht auf andere Länder überzuschwappen.

DPA, dpa/twei

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  • Die Kämpfe zwischen zwei verfeindeten Generälen lassen den Sudan zunehmend im Chaos versinken.
  • Doch der Konflikt betrifft nicht nur den afrikanischen Staat.
  • Neben den Nachbarländern spielen auch die arabischen Golfstaaten und Russland eine Rolle in dem Konflikt.

Die Kämpfe zwischen den Truppen zweier verfeindeter Generäle im Sudan haben das Zeug, sich zu einem lang anhaltenden Konflikt auszuwachsen. Beide Seiten verfügen über Zehntausende Kämpfer, ausländische Unterstützer und Bodenschätze – der Machtkampf zwischen Sudans Streitkräften und der paramilitärischen Truppe RSF könnte weit über die Landesgrenzen hinaus Folgen haben.

Ein Blick auf mögliche Auswirkungen ausserhalb des Sudans.

Was bedeuten die Kämpfe für Sudans Nachbarn?

Der Sudan ist das flächenmässig drittgrösste Land Afrikas und liegt am Nil. Das Land teilt sich den Fluss mit den regionalen Schwergewichten Ägypten und Äthiopien. Ägypten ist auf das Wasser angewiesen, um seine über 100 Millionen Einwohner zu versorgen, und Äthiopien baut an einem massiven Staudamm, der sowohl Kairo als auch Khartum alarmiert hat.

Ägypten unterhält enge Beziehungen zum sudanesischen Militär, das es als Verbündeten gegen Äthiopien sieht. Kairo hat sich an beide Konfliktparteien im Sudan gewandt, um auf einen Waffenstillstand zu drängen, wird aber wahrscheinlich nicht tatenlos zusehen, wenn das Militär eine Niederlage einstecken muss.

Zerstörte Militärfahrzeuge in der Hauptstadt Khartum: Die Gewalt im Sudan nimmt kein Ende.
Zerstörte Militärfahrzeuge in der Hauptstadt Khartum: Die Gewalt im Sudan nimmt kein Ende.
Bild: Marwan Ali/AP/dpa

Der Sudan grenzt an fünf weitere Länder: Libyen, Tschad, die Zentralafrikanische Republik, Eritrea und den Südsudan, der sich 2011 abspaltete und 75 Prozent der Ölressourcen Khartums mitnahm. Fast alle haben mit eigenen internen Konflikten zu tun, wobei verschiedene Rebellengruppen entlang der porösen Grenzen operieren.

«Was im Sudan geschieht, wird nicht im Sudan bleiben», sagte Alan Boswell, Sudan-Experte beim Thinktank International Crisis Group. «Der Tschad und der Südsudan scheinen am unmittelbarsten von einem möglichen Übergreifen bedroht zu sein. Doch je länger sich (die Kämpfe) hinziehen, desto wahrscheinlicher wird ein grösseres Eingreifen von aussen.»

Welche externen Kräfte mischen im Sudan mit?

Die arabischen Golfstaaten haben in den letzten Jahren das Horn von Afrika in den Blick genommen, da sie ihre Macht in der Region ausbauen wollten. Die Vereinigten Arabischen Emirate, eine aufstrebende Militärmacht, die ihre Präsenz im gesamten Nahen Osten und in Ostafrika ausgeweitet hat, unterhält enge Beziehungen zu den RSF. Diese haben Tausende Kämpfer zur Unterstützung der VAE und Saudi-Arabiens in deren Krieg gegen die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen entsandt.

Russland plant seit langem den Bau eines Marinestützpunkts in Port Sudan am Roten Meer, der bis zu 300 Soldaten und vier Schiffe aufnehmen kann und an einer wichtigen Handelsroute für Energielieferungen nach Europa liegt. Die Wagner-Gruppe, eine russische Söldnertruppe mit engen Verbindungen zum Kreml, hat in den letzten Jahren in ganz Afrika Fuss gefasst und ist seit 2017 im Sudan tätig.

Die USA und die Europäische Union haben Sanktionen gegen zwei mit Wagner verbundene Goldminenunternehmen im Sudan verhängt, die des Schmuggels beschuldigt werden.

Welche Rolle spielen westliche Länder?

Der Sudan wurde zu einem international geächteten Staat, als er in den 1990er Jahren Osama bin Laden und andere militante Islamisten beherbergte. Die Isolation des Landes vertiefte sich im Zuge des Konflikts in der westlichen Region Darfur in den 2000er Jahren, als die sudanesischen Streitkräfte und die Dschandschawid-Miliz beschuldigt wurden, bei der Unterdrückung einer lokalen Rebellion Gräueltaten begangen zu haben. Der Internationale Strafgerichtshof klagte den 2019 gestürzten Langzeitmachthaber Omar al-Baschir schliesslich wegen Völkermords an.

Die USA haben den Sudan von ihrer Liste staatlicher Förderer des Terrorismus gestrichen, nachdem die Regierung in Khartum im Jahr 2020 zugestimmt hatte, Beziehungen zu Israel zu knüpfen. Doch nach dem Militärputsch 2021 wurden Kredite und Hilfen in Milliardenhöhe auf Eis gelegt. Zusammen mit dem Krieg in der Ukraine und der weltweiten Inflation führte dies zu einem wirtschaftlichen Niedergang.