Unruhen in Frankreich Grossmutter des Getöteten ruft zu Ende der Randale auf 

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3.7.2023

Unruhen in Frankreich scheinen abzuklingen

Unruhen in Frankreich scheinen abzuklingen

Paris 03.07.23: Nach tagelangen Unruhen scheint die Welle der Gewalt auf Frankreichs Strassen langsam abzuebben- Entwarnung gibt es allerdings noch nicht. In der Nacht zu Montag gab es nach Angaben des Innenministeriums deutlich weniger Festnahmen als in den vorherigen Nächten. Zwar gab es auch diesmal wieder einige Krawalle, gemessen an den heftigen Unruhen der vergangenen Tage mit Bildern Hunderter brennender Autos und Gebäude sowie teils mehr als 1000 Festnahmen während der Nachtstunden blieb es aber relativ ruhig. 45 000 Polizisten waren im ganzen Land wieder im Einsatz. In einem emotionalen Appell hatte sich auch die Grossmutter des Jugendlichen einen Rückgang der Gewalt gewünscht, dessen Tod die Unruhen vor fast einer Woche ausgelöst hatte. Seit dem Tod des 17-Jährigen durch einen Polizeischuss bei einer Verkehrskontrolle am Dienstag wurde Frankreich vor allem nachts von massiven Krawallen erschüttert. Wiederholt kam es zu Plünderungen, Brandanschlägen und gewaltsamen Konfrontationen zwischen Polizisten und Randalierern. Jede Nacht wurden Hunderte Menschen festgenommen.

03.07.2023

Seit der Tötung eines 17-Jährigen durch die Polizei kommt Frankreich nicht zur Ruhe. Autos und Gebäude brennen, es gab über 3000 Festnahmen. Jetzt ruft die Grossmutter des Getöteten zu einem Ende der Gewalt auf.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Seit dem Tod des 17-jährigen Nahel, der bei einer Kontrolle von Polizisten getötet wurde, gibt es in Frankreich Randaleakte.
  • Seit dem 27. Juni gab es über 3300 Festnahmen. 
  • Die Grossmutter des getöteten Nahel ruft nun in einem emotionalen Appell zu einem Ende der Unruhen auf.

Frankreich wird seit dem tragischen Tod des 17-jährigen Nahel, der bei einer Verkehrskontrolle durch eine Polizeikugel ums Leben kam, von heftigen Unruhen heimgesucht. Plünderungen, Brandstiftungen und gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Randalierern sind seither an der Tagesordnung – respektive Nachtordnung.

Ausschreitungen in Nanterre ausserhalb von Paris.
Ausschreitungen in Nanterre ausserhalb von Paris.
Christophe Ena/AP/dpa

Insgesamt gab es seit dem 27. Juni mehr als 3350 Festnahmen, Hunderte Autos und Gebäude wurden in Brand gesteckt. Immerhin: Gemessen an den heftigen Unruhen der vergangenen Tage blieb es in der Nacht zum Montag relativ ruhig. Der Zeitung «Le Parisien» zufolge brannten 297 Autos aus und an 34 Gebäuden wurde Feuer gelegt. 157 Menschen wurden festgenommen – deutlich weniger, als in den Nächten zuvor.

Reisehinweise für Frankreich

Infolge der Unruhen im Nachbarland hat das EDA die Reisehinweise für Frankreich aktualisiert. Darin heisst es nun unter anderem: «Bei Demonstrationen kann es sporadisch zu gewalttätigen Zusammenstössen zwischen Demonstrierenden und den Sicherheitskräften kommen. Vereinzelt kommt es auch zu Sachbeschädigungen und Brandstiftungen. Meiden Sie Demonstrationen jeder Art und befolgen Sie die Anweisungen der lokalen Behörden.»

Innenminister Gérald Darmanin hatte erneut auf massive Polizeipräsenz gesetzt. 45'000 Polizisten waren im ganzen Land im Einsatz, auch wieder mit gepanzerten Fahrzeugen.

Haus von Bürgermeister angegriffen

Beim Einsatz gegen ein Feuer in einer Tiefgarage erlitt ein 24-jähriges Mitglied der Feuerwehr einen tödlichen Herzinfarkt, wie die Pariser Polizei mitteilte. Trotz des schnellen Eingreifens seiner Kameraden sei der Mann in der Nacht zum Montag gestorben, teilte Innenminister Darmanin über Twitter mit. Inwiefern der Vorfall mit den jüngsten Unruhen in Zusammenhang stand, sagte er nicht.

Feuerwehrmann stirbt beim Löschen brennender Autos in Frankreich

Feuerwehrmann stirbt beim Löschen brennender Autos in Frankreich

Paris,03.07.23: Beim Löschen brennender Autos im Pariser Vorort Saint-Denis ist ein 24 Jahre alter Feuerwehrmann ums Leben gekommen. Trotz des schnellen Eingreifens seiner Kameraden sei der Mann in der Nacht zum Montag gestorben, teilte Innenminister Gérald Darmanin über Twitter mit. Der Brand war in einer Tiefgarage ausgebrochen. Ob er direkt mit den jüngsten Unruhen in Frankreich in Zusammenhang stand, sagte der Minister nicht. Allerdings wurden im Zuge der Krawalle zuletzt jede Nacht Hunderte Autos in Brand gesetzt. Wie die Zeitung «Le Parisien» berichtete, erlitt der junge Feuerwehrmann einen Herzinfarkt. Seit dem Tod des 17-Jährigen Nahel durch eine Polizeikugel bei einer Verkehrskontrolle am vergangenen Dienstag wird Frankreich von massiven Krawallen erschüttert.

03.07.2023

Bereits in der Nacht zum Sonntag war bei den Krawallen auch das Wohnhaus eines Bürgermeisters in einem Pariser Vorort angegriffen worden, während dessen Familie zu Hause schlief. Randalierer hätten das Haus in der Nacht zu Sonntag mit einem Auto gerammt und Feuer gelegt, schrieb Vincent Jeanbrun, Bürgermeister von L'Haÿ-les-Roses, auf Twitter. Seine Frau und eines seiner Kinder seien verletzt worden. 

Neue Krawalle in Frankreich – Protestierende zünden Haus von Bürgermeister an

Neue Krawalle in Frankreich – Protestierende zünden Haus von Bürgermeister an

In Frankreich hat es die fünfte Nacht in Folge heftige Krawalle gegeben – allerdings mit geringerer Intensität als in den Nächten zuvor. Dennoch kam es zu mehr als 700 Festnahmen. Auf das Haus eines Bürgermeisters in einem Vorort von Paris wurde e

02.07.2023

«Zum Glück sind die Polizisten da»

Derweil ruft die Grossmutter des Getöteten zur Ruhe auf. «Zum Glück sind die Polizisten da. Die Leute, die gerade etwas kaputt machen, denen sage ich ‹Hört auf›. Sie haben Nahel als Vorwand genommen», sagte sie am Sonntag dem Fernsehsender BFMTV.

Sie sei zwar wütend auf den Beamten, der ihren Enkel erschossen habe, möchte aber nicht verallgemeinern. Er werde bestraft wie jeder andere auch. «Ich habe Vertrauen in die Justiz.» Die Menschen sollten ruhig bleiben und nicht alles zerstören.

Grossmutter von totem Nahel fordert Ende der Krawalle

Grossmutter von totem Nahel fordert Ende der Krawalle

STORY: Die Grossmutter des Jugendlichen, der am Dienstag bei einer Verkehrskontrolle in einem Pariser Vorort von der Polizei getötet wurde, hat zu einem Ende der landesweiten Ausschreitungen aufgerufen. Die von französischen Medien als Nadia bezeichnete Frau sagte am Wochenende, dass die Randalierer den Tod des 17-jährigen Nahel als Vorwand nutzten, um Unruhe zu stiften. Die Familie wolle aber Ruhe. Die Situation in Frankreich war in der Nacht zu Montag etwas ruhiger als in den vorangegangenen Nächten. Im Pariser Vorort Nanterre herrschte angespannte Ruhe. Die Polizei war mit starken Kräften vor Ort. Am Tatort hatten Demonstranten Blumen und Protestplakate niedergelegt.

03.07.2023

Spendenaktion für Polizisten sorgt für Kritik

Bei einer Spendenaktion für den Polizisten, der den Jugendlichen im französischen Nanterre erschossen haben soll, kamen bereits über 500'000 Euro zusammen. Ziel sei die Unterstützung der Familie des Polizisten, «der seine Arbeit getan hat und nun einen hohen Preis zahlt», so die Kampagne, die von Jean Messiha, einem Unterstützer des rechtsextremen Politikers Éric Zemmour, initiiert wurde.

«Die Botschaft lautet also: Tötet Araber, und Ihr werdet Millionär», schrieb der linkspopulistische Abgeordnete David Guiraud auf Twitter. Die Plattform GoFundMe erklärte am Montag, dass die Spendenaktion nicht gegen ihre Regeln verstosse. «Das Geld geht direkt an die Familie», erklärte ein Unternehmenssprecher der Zeitung «Le Figaro».

Jugendliche und die Polizei stossen bei Ausschreitungen in Nanterre aufeinander.
Jugendliche und die Polizei stossen bei Ausschreitungen in Nanterre aufeinander.
Christophe Ena/AP

Sachbeschädigungen auch in der Schweiz

Der 17-jährige Nahel war am Dienstag in Nanterre am Steuer eines Autos von einer Motorradstreife gestoppt worden. Als der junge Mann plötzlich anfuhr, fiel ein tödlicher Schuss aus der Dienstwaffe eines Polizisten. Die Beamten hatten zunächst angegeben, der Jugendliche habe sie überfahren wollen. Erst als sich von Medien verifizierte Videobilder des Vorfalls in den sozialen Netzwerken verbreiteten, rückten sie von dieser Darstellung und der angeblichen Tötungsabsicht des Jugendlichen ab.

Der Polizist, der für seinen Tod verantwortlich gemacht wird, kam in Untersuchungshaft. Gegen ihn wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Totschlags eingeleitet.

Als Echo der Unruhen in Frankreich hatten sich am Wochenende auch in Lausanne Hunderte Jugendliche versammelt – organisiert über die Sozialen Medien. Laut Polizei kam es zu Sachbeschädigungen an Geschäften.

Mit Material von DPA, SDA und AFP