Im Fadenkreuz Was man zu Irans Atomanlage Fordo und zu Bunkerbrechern wissen sollte

tpfi

19.6.2025 - 04:30

Die Atomanlage in Fordo ist das Kernstück des iranischen Atomprogramms. (Archivbild)
Die Atomanlage in Fordo ist das Kernstück des iranischen Atomprogramms. (Archivbild)
Bild: Satellite image ©2019 Maxar Technologies/AP

Sollte sich die US-Regierung dazu entschliessen, Israel bei seinen Angriffen auf den Iran direkter als bislang zu unterstützen, könnte sie sogenannte Bunkerbrecher liefern. Experten gehen davon aus, dass diese Spezialbomben in der Lage sind, die tief in einen Berg gebaute Uran-Anreicherungsanlage Fordo erheblich zu beschädigen.

DPA, tpfi

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  • Die iranische Atomanlage Fordo liegt rund 100 Kilometer südwestlich von Teheran.
  • Fordo befindet sich tief unter einem Berg und wird durch Flugabwehrgeschütze geschützt.
  • Zur Zerstörung der Anlage aus der Luft müssten Spezialbomben, sogenannte Bunkerbrecher, eingesetzt werden.
  • Sie müssten von US-Flugzeugen abgeworfen werden, was ein direktes Eingreifen der Vereinigten Staaten in den Konflikt bedeuten würde.

Der Einsatz solcher Bomben wäre allerdings mit erheblichen Risiken verbunden. Sie müssten von US-Flugzeugen abgeworfen werden, was ein direktes Eingreifen der Vereinigten Staaten in den Konflikt bedeuten würde. Das wiederum könnte jegliche Chance verbauen, dass der Iran noch einmal mit US-Präsident Donald Trump über sein Atomprogramm verhandelt.

Israelische Regierungsvertreter haben zwar angedeutet, dass es noch andere Möglichkeiten gebe, Fordo zu attackieren und die nuklearen Fähigkeiten Irans zu zerstören. Doch abgesehen von einem Kommandoangriff am Boden oder einem Atomschlag scheint die Bunkerbombe die wahrscheinlichste Option zu sein.

Vier Fragen und Antworten zu dieser Waffe und ihrem wahrscheinlichen Ziel:

Was ist ein Bunkerbrecher?

Bunkerbrechende Waffen ist ein weit gefasster Begriff für Bomben, die so konstruiert sind, dass sie tief unter die Erdoberfläche eindringen, bevor sie explodieren. Im aktuellen Fall geht es um Bomben des Typs GBU-57 A/B Massive Ordnance Penetrator im US-Arsenal. Die rund 13,6 Tonnen schwere, präzisionsgelenkte Bombe ist nach Angaben der US-Luftwaffe für Angriffe auf tief eingegrabene und befestigte Bunker und Tunnel konzipiert.

Die Bombe ist mit einem konventionellen Sprengkopf bestückt. Man geht davon aus, dass sie sich bis zu 61 Meter tief unter die Erdoberfläche bohren kann, bevor sie detoniert. Es können auch mehrere Bomben hintereinander abgeworfen werden, wobei die nachfolgenden Bomben sich in den Krater der vorherigen bohren und so mit jeder Explosion tiefer und tiefer vordringen.

Nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) stellt der Iran in Fordo hochangereichertes Uran her. Daher besteht die Möglichkeit, dass beim Einsatz einer GBU-57 dort nukleares Material freigesetzt wird. Bei israelischen Angriffen auf die iranische Nuklearanlage Natans ist laut IAEA dort nur die Zentrifugenanlage selbst kontaminiert worden, nicht aber das umliegende Gebiet.

Wie schwer wäre ein Angriff auf Fordo zu bewerkstelligen?

Fordo ist nach Natans die zweite Anlage des Irans zur Anreicherung von Nuklearmaterial. Es ist nicht bekannt, ob Israel bei Angriffen auf Natans die unterirdische Anlage zur Urananreicherung dort beschädigt hat.

Fordo ist kleiner als Natans und wurde in die Seite eines Berges in der Nähe der Stadt Gom, etwa 95 Kilometer südwestlich von Teheran, gegraben. Der Bau begann vermutlich um 2006. Drei Jahre später ging Fordo erstmals in Betrieb – im selben Jahr, in dem Teheran die Existenz der Anlage öffentlich bestätigte.

Die Anlage in Fordo liegt schätzungsweise 80 Meter tief unter Fels und Erde. Sie wird Berichten zufolge durch iranische und russische Boden-Luft-Raketen geschützt. Diese Flugabwehrsysteme sind jedoch wahrscheinlich bereits von israelischen Angriffen getroffen worden.

TSatellitenbild der Atomanlage in Fordo-
TSatellitenbild der Atomanlage in Fordo-
Archivbild: Keystone

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat erklärt, Ziel der Angriffe auf den Iran sei es, das iranische Raketen- und Atomprogramm auszuschalten, weil es eine existenzielle Bedrohung Israels sei. Regierungsvertreter sagten, Fordo sei Teil dieses Plans. «Diese ganze Operation (...) muss wirklich mit der Eliminierung von Fordo abgeschlossen werden», sagte der israelische Botschafter in den USA, Jechiel Leiter, dem Sender Fox News.

Weshalb müssten sich die USA direkt beteiligen?

Theoretisch könnte die GBU-57 von jedem Bomber abgeworfen werden, der in der Lage ist, das gewaltige Gewicht zu tragen. Für einen solchen Einsatz konfiguriert ist nach Angaben der US-Luftwaffe derzeit aber nur der Tarnkappenbomber B-2 Spirit. Die B-2 wird nur von der US-Luftwaffe geflogen und von Northrop Grumman hergestellt.

B-52-Langstreckenbomber und B2-Tarnkappenbomber (Foto) können die bunkerbrechenden Bomben (GBU-57) tragen.
B-52-Langstreckenbomber und B2-Tarnkappenbomber (Foto) können die bunkerbrechenden Bomben (GBU-57) tragen.
Archivbild: Keystone

Der schwere strategische Langstreckenbomber hat eine Reichweite von etwa 11’000 Kilometern ohne Betankung und 18’500 Kilometern mit einer Betankung. Er kann nach Herstellerangaben jeden Punkt der Welt innerhalb weniger Stunden erreichen und eine Nutzlast von bis zu 18 Tonnen tragen. Die Luftwaffe hat jedoch bereits B-2-Bomber mit zwei GBU-57 getestet – mit einem Gesamtgewicht von etwa 27,2 Tonnen.

Werden sich die USA direkt an Angriffen beteiligen?

Die US-Regierung hält sich bedeckt. Auf die Frage, was nötig wäre, damit sich Washington militärisch engagiert, antwortete Trump auf dem G7-Gipfel in Kanada: «Darüber möchte ich nicht sprechen».

Der israelische US-Botschafter Leiter sagte am Wochenende zu einer möglichen Unterstützung der USA bei einem Angriff auf Fordo, Israel habe die USA nur um defensive Hilfe gebeten. «Wir haben eine Reihe von Eventualitäten (...) die es uns ermöglichen, mit Fordo fertig zu werden», sagte er. «Nicht alles ist eine Frage von, Sie wissen schon, in die Luft gehen und aus der Ferne bombardieren».

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