Trump-Angebot an SelenskyjWas passiert mit dem AKW Saporischschja?
AP/toko
23.3.2025 - 00:00
Das AKW Saporischschja ist unter russischer Kontrolle.
-/AP/dpa (Archivbild)
Zur Sicherung des Kernkraftwerks Saporischschja in der Ukraine hat Donald Trump eine Übernahme der USA ins Spiel gebracht. Wie das gehen soll, ist fraglich – solange das Gebiet rund um die Anlage von Russland besetzt ist.
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23.03.2025, 00:00
dpa
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Das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja ist seit 2022 von russischen Truppen besetzt.
Um die Anlage wieder der russischen Kontrolle zu entreissen, hat US-Präsident Donald Trump vorgeschlagen, sie zur Sicherung in amerikanisches Eigentum zu überführen.
Saporischschja gehört zu den zehn grössten Kernkraftwerken weltweit und ist das grösste in Europa.
Seit der russischen Besetzung hat sich der Zustand des Kraftwerks verschlechtert.
Wenn es um die Zukunft der Ukraine geht, steht das Kernkraftwerk Saporischschja mit an der Spitze der Liste der offenen Punkte. Das ukrainische Atomkraftwerk ist seit 2022 von russischen Truppen besetzt. Um die Anlage wieder der russischen Kontrolle zu entreissen, hat US-Präsident Donald Trump vorgeschlagen, sie zur Sicherung in amerikanischen Besitz zu nehmen. Um was geht es?
Saporischschja gehört zu den zehn grössten Kernkraftwerken weltweit und ist das grösste in Europa. Die Nuklearanlage liegt in der gleichnamigen südukrainischen Region Saporischschja. Sie wurde schon kurz nach Beginn des Moskauer Angriffskriegs im Februar 2022 von russischen Truppen besetzt.
Kraftwerk produziert keinen Strom mehr
Das Kraftwerk ist nach wie vor an das ukrainische Stromnetz angeschlossen, produziert aber keinen Strom mehr. Die Ukraine hat Russland beschuldigt, dort Truppen und Waffen zu stationieren und das Gelände als Ausgangspunkt für Angriffe zu nutzen. Moskau bestreitet dies und wirft wiederum der Ukraine vor, die Anlage zu beschiessen.
Trump schlug dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nun laut Mitteilung aus dem Weissen Haus vor, die Kraftwerke des Landes zu übernehmen. Damit solle die Sicherheit der Anlagen gewährleistet werden. «Amerikanisches Eigentum an diesen Kraftwerken könnte der beste Schutz für diese Infrastruktur sein», erklärte Trump.
Neben der Anlage Saporischschja hat die Ukraine drei aktive Kernkraftwerke. Sie sind entscheidend für die Stromerzeugung in dem kriegsgeschwächten Land. Wegen der anhaltenden russischen Angriffe sind viele Kohle-, Gas-, Wärme- und Wasserkraftwerke beschädigt. Ausser Saporischschja liegen alle drei weiteren Atomkraftwerke weit weg von der Kriegsfront.
«Alle Kernkraftwerke gehören dem ukrainischen Volk»
Selenskyj erklärte nach dem Telefonat mit dem US-Präsidenten, in dem Gespräch sei es konkret und ausschliesslich um Saporischschja gegangen, nicht um eine Übernahme der anderen Kernkraftwerke. «Alle Kernkraftwerke gehören dem ukrainischen Volk», betonte er. Auch wenn Saporischschja in staatlichem Besitz sei, könne die Ukraine aber in Erwägung ziehen, dass die USA das Kraftwerk aus russischer Hand holen und es modernisieren, erklärte Selenskyj.
Bevor die Anlage wieder in Betrieb genommen werden könne, seien allerdings umfangreiche Reparaturen nötig, sagte er. Das würde seinen Schätzungen zufolge mindestens zwei Jahre dauern.
Kämpfe führten wiederholt zu Stromausfällen
Seit der russischen Besetzung hat sich der Zustand des Kraftwerks verschlechtert. Und auch wenn die sechs Reaktoren abgeschaltet sind, brauchen sie weiter eine Stromversorgung und qualifiziertes Personal, um die Kühl- und Sicherungssysteme zu erhalten.
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat wiederholt vor dem Austreten von Strahlung inmitten des Krieges gewarnt. Die Kühlung des Brennstoffs muss gewahrt sein, doch die Kämpfe haben immer wieder zu Stromausfällen geführt. Bislang konnte die Stromversorgung jeweils schnell wiederhergestellt werden.
Die Kontrolle über die Anlage bleibt eine rechtliche und logistische Herausforderung, die mit einer grundlegenden Frage verbunden ist: der Kontrolle über das Land selbst. Russische Truppen halten das Gebiet rund um das Kraftwerk.
«Die Anlage einfach zu übergeben, während alles im Umkreis von einem Meter von Russland besetzt oder mit Waffen bestückt ist – unter solchen Bedingungen wird niemand arbeiten», sagte Selenskyj. «Das ist unmöglich.» Unter solchen Bedingungen sei keine Sicherheit zu erreichen: «Das würde bedeuten, dass die Anlage morgen in Betrieb gehen könnte, nur um am nächsten Tag von den Russen in die Luft gesprengt zu werden.»