Mehr als 100’000 Menschen protestieren in Belarus Polizei geht mit Wasserwerfern gegen Demonstranten vor

SDA/AFP/tpfi

4.10.2020

Bei erneuten Protesten gegen Machthaber Lukaschenko in Belarus gingen die Sicherheitskräfte wieder hart gegen die Demonstranten vor.  (Archivbild)
Bei erneuten Protesten gegen Machthaber Lukaschenko in Belarus gingen die Sicherheitskräfte wieder hart gegen die Demonstranten vor.  (Archivbild)
Bild: Keystone//EPA/STR

In Belarus sind die Gegner des autoritär regierenden Präsidenten Alexander Lukaschenko am Sonntag erneut zu Massenprotesten auf die Strassen gegangen. Zehntausende Menschen versammelten sich am Nachmittag im Zentrum der belarussischen Hauptstadt Minsk.

Trotz eines Grossaufgebots an Sicherheitskräften haben am Sonntag in Belarus (Weissrussland) Zehntausende Menschen gegen den autoritären Staatschef Alexander Lukaschenko demonstriert.

Mehrere Festnahmen

Auf Videos im Nachrichtenkanal Telegram war zu sehen, wie Menschen in der Hauptstadt Minsk in grösseren Gruppen in Richtung Zentrum zogen. Sie schwenkten dabei die historische weiss-rot-weisse Landesfahne. 

Sicherheitskräfte gingen auch mit Wasserwerfern gegen Demonstranten vor. Einigen von ihnen gelang es, eine Klappe eines der Fahrzeuge zu öffnen. Danach hatte es augenscheinlich mit technischen Problemen zu kämpfen und fuhr davon. Auch in anderen Städten gab es Aktionen.

Die Polizei nahm bereits kurz nach Beginn mehrere Menschen fest. Videos zeigten, wie maskierte Polizisten Menschen abführten und in Kleinbusse steckten. Das Menschenrechtszentrum Wesna zählte am frühen Nachmittag rund 20 Festnahmen. In anderen berichten war von einer weitaus höheren Zahl die Rede. Der belarussische Journalistenverband berichtete zudem, dass mindestens drei Medienvertreter vorübergehend zur Überprüfung von Dokumenten in Polizeigewahrsam gekommen seien.

Internet zweitweise abgeschaltet

Die Opposition hatte zu den neuen Aktionen aufgerufen, bei denen die Freilassung aller politischen Gefangenen gefordert wurde. Die Proteste am Sonntag haben traditionell den grössten Zulauf. Eine unabhängige Berichterstattung darüber war für ausländische Journalisten jedoch nicht möglich, weil die Behörden ihnen am Freitag die Akkreditierungen mit sofortiger Wirkung entzogen hatten.

Beobachter berichteten, dass wieder das mobile Internet zeitweise abgeschaltet worden sei. Die Behörden wollten damit verhindern, dass sich die Demonstranten zu Protestrouten verabreden. Zudem waren in Minsk mehrere U-Bahnstationen geschlossen, damit die Menschen nicht mehr ins Zentrum gelangen konnten. Es war das mittlerweile achte Protest-Wochenende in Folge.

Seit der umstrittenen Präsidentenwahl Anfang August gehen die Menschen regelmässig gegen Lukaschenko auf die Strasse. Der 66-Jährige hatte sich mit 80,1 Prozent der Stimmen für eine sechste Amtszeit bestätigen lassen. Die EU erkennt das Wahlergebnis aber nicht an. Die Opposition sieht dagegen Swetlana Tichanowskaja als wahre Siegerin.

Die Sicherheitskräfte hatten vor einer Teilnahme an den Protesten gewarnt. Das unabhängige Nachrichtenportal «tut.by» berichtete von Gefangenentransportern, Wasserwerfern und Militärfahrzeugen. Der Unabhängigkeitspalast sei weiträumig abgesperrt worden.

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