Raus aus der Krise Welche Länder erste Schritte zurück in die Normalität wagen

DPA/gbi

8.4.2020

Während für die Schweiz weiterhin Durchhalteparolen gelten, wagen die Regierungen diverser anderer Länder erste Lockerungen ihrer Coronavirus-Massnahmen. Ein Überblick von Wien bis Wuhan.

Wie soll die Rückkehr zu einer Art normalem Alltag nach der Corona-Pandemie am besten gelingen? In der Schweiz warten derzeit Bevölkerung wie auch Parteien auf klare Worte des Bundesrats. Die Regierung berät heute Mittwoch an ihrer wöchentlichen Sitzung erneut über die Krise und will später noch vor die Medien treten. Bis spätestens zum 16. April will der Bundesrat aufzeigen, wie es nach dem Ende des Lockdowns – das für den 19. April geplant ist – weitergehen soll. 

Eine Reihe von anderen Ländern wagt sich bereits vorsichtig an eine Lockerung erster Corona-Massnahmen: Dänemark will Krippen, Kindergärten und Schulen bis zur fünften Klasse wieder öffnen, die Österreicher dürfen nach Ostern zumindest wieder in den Baumarkt und in kleinere Geschäfte. Ein Überblick über die Länder, die ihre ersten in der Corona-Krise ergriffenen Massnahmen lockern:

Dänemark: Schulen öffnen, um Eltern zu entlasten

Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sprach von einer «ersten vorsichtigen Phase» der Öffnung des Landes: In einem ersten Schritt sollen Kinderkrippen, Kindergärten sowie die Schulen für Kinder bis zur fünften Klasse ab dem 15. April wieder öffnen. Damit will die dänische Regierung zunächst die Eltern entlasten, die sich neben der Arbeit im Homeoffice bislang auch noch um ihre jüngeren Kinder kümmern mussten.

Alle weiteren Massnahmen hat Frederiksen um vier Wochen verlängert: Die dänischen Grenzen bleiben vorläufig bis zum 10. Mai dicht. Gleiches gilt – laut Frederiksen zumindest bis zur nächsten Phase der Öffnung – für Restaurants, Cafés, Beizen sowie Theater und weitere Freizeiteinrichtungen. Versammlungen mit mehr als zehn Personen sind weiterhin verboten, Grossveranstaltungen bis Ende August untersagt.



Österreich: Schritt für Schritt zur Normalität

Wie Dänemark hatte auch Österreich besonders früh mit strikten Massnahmen auf das Coronavirus reagiert. Bei unseren östlichen Nachbarn geht es nun am 14. April mit dem zaghaften Rückweg los: Kleine Geschäfte sowie Bau- und Gartenmärkte dürfen dann laut Bundeskanzler Sebastian Kurz unter strengen Auflagen wieder öffnen. Ab dem 1. Mai sollen alle Geschäfte, Einkaufszentren und Coiffeure folgen dürfen. Ein Zeitplan zur Öffnung von Hotels und Gastronomie soll Ende April stehen, Ziel ist eine Wiederaufnahme des Betriebs ab Mitte Mai.

Die Ausgangsbeschränkungen werden bis Ende April verlängert – das bedeutet, dass man die Wohnung weiter nur mit triftigem Grund verlassen darf. Die Schulen bleiben bis Mitte Mai zu. Veranstaltungen sollen bis Ende Juni verboten bleiben. Die bestehende Maskenpflicht in Supermärkten wird ab dem 14. April auf alle geöffneten Läden und die öffentlichen Verkehrsmittel ausgedehnt.

Tschechien: Reiseverbot wird gelockert

Die Tschechen dürfen nach einem Beschluss ihres Minderheitenkabinetts seit Dienstag wieder Tennis oder Golf spielen. Zudem dürfen erste in der Corona-Krise geschlossene Geschäfte ab Donnerstag wieder öffnen, darunter Hobby- und Baumärkte, der Eisenwarenhandel sowie Velowerkstätten. Gleichzeitig werden die Hygieneregeln für den Einzelhandel verschärft: Der Mindestabstand zwischen Kunden muss zwei Meter betragen, am Eingang müssen Desinfektionsmittel und Einweghandschuhe bereitgestellt werden.

Die Regierung in Prag spricht ausserdem davon, dass ab dem 14. April unabdingbare, notwendige Reisen ins Ausland erlaubt werden sollen, also etwa für Arztbesuche oder Geschäftsreisen. Bislang gilt ein striktes Ausreiseverbot.

Litauen: KMU sollen wieder öffnen dürfen

Auch in dem östlichen EU-Land Litauen keimt Hoffnung auf. «Wir werden wahrscheinlich die Bedingungen für bestimmte kleine Unternehmen lockern und sehr klare Bedingungen festlegen», sagte der litauische Regierungschef Saulius Skvernelis am Dienstag in Vilnius. Demnach sollen diese Firmen wieder für Kunden öffnen dürfen, wenn sie bestimmte Vorkehrungen wie etwa Zugangsbeschränkungen, Ein- und Auslasskontrollen und erhöhte Hygienestandards erfüllen. Händler müssen Schutzkleidung tragen und dürfen keiner Risikogruppe angehören.


Galerie: Wie die Coronavirus-Pandemie ihren Lauf nahm

Über konkrete Änderungen solle aber erst später in der Woche entschieden werden, sagte Skvernelis. Gleichzeitig erwägt seine Regierung, die landesweite Corona-Quarantäne um zwei Wochen zu verlängern, unter die sie das Land zunächst bis Ostern gestellt hatte.

Norwegen: Psychologen und Physiotherapeuten zuerst

Die Norweger folgen bei ihrem Weg aus dem Corona-Zustand teilweise ihren skandinavischen Freunden aus Dänemark – und wagen sich noch ein Stück darüber hinaus: Zwar werden die Kindergärten erst am 20. und die Schulen für Erst- bis Viertklässler am 27. April geöffnet, wie Regierungschefin Erna Solberg am Dienstag ankündigte. Doch ihr Plan geht noch ein bisschen weiter.

Zum einen dürfen die Norweger bereits ab dem 20. April wieder in ihren geliebten Hütten übernachten, zum anderen dürfen ab dann auch Physiotherapeuten und Psychologen ihre Arbeit wiederaufnehmen, sofern sie die entsprechenden Anforderungen zum Vorbeugen eines Ansteckungsrisikos erfüllen. Coiffeure und Hautpfleger dürfen das sieben Tage später auch.

Hinzu kommt die Hoffnung, alle Schüler noch vor dem Sommer zurück in die Schulen zu bringen. Die Grenzen des Landes bleiben derweil weiter geschlossen. Norweger, die in ihre Heimat zurückkehren, müssen zudem weiter 14 Tage lang in Quarantäne.

China: Zurück zur Normalität in Wuhan

Im Ursprungsort der Pandemie, dem zentralchinesischen Wuhan, sind mehr als zweieinhalb Monate nach der Abriegelung am Mittwoch auch die letzten Bewegungsbeschränkungen für die elf Millionen Bewohner aufgehoben worden. Der innerstädtische Verkehr wird wieder normalisiert, der Flughafen nimmt seine Flüge wieder auf. Autos dürfen die Stadt wieder verlassen und die Menschen mit dem Zug auch wieder wegreisen – sofern sie denn gesund sind und in einer jetzt überall in China eingesetzten Corona-Gesundheitsapp auf ihrem Handy einen grünen Code nachweisen können. Wer Kontakt zu Infizierten hatte, wird darin automatisch auf Rot gesetzt und darf nicht reisen.

Auch die Vorbeugungsmassnahmen bleiben strikt: Auf lokaler Ebene soll weiter Fieber gemessen und Mundschutz getragen werden. Kindergärten, Schulen und Hochschulen bleiben vorerst weiter geschlossen.

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