Russe packt aus«Wenn jemand ein Handy hatte, durften wir ihn erschiessen»
phi
14.12.2022
Nach Gräueltaten von Butscha: «Ich möchte nicht in Kleinrussland leben»
Der Kiewer Vorort Butscha ist zu einem Mahnmal für mutmassliche Kriegsverbrechen der russischen Streitkräfte in ihrem Angriffskrieg gegen die Ukraine geworden. Die Bewohner bemühen sich Wochen nach den schrecklichen Ereignissen um Normalität.
12.07.2022
Die 64. Garde-Mot-Schützenbrigade aus Russlands Fernem Osten soll in Butscha und anderswo schwere Kriegsverbrechen begangen haben. Nun hat ein Deserteur dieser Einheit CNN ein Interview gegeben.
phi
14.12.2022, 15:31
phi
Nach dem russischen Rückzug aus dem Gebiet vor Kiew offenbarte sich in Orten wie Butscha oder Borodjanka, wie grausam die Besatzer in der Region gewütet hatten.
Insbesondere die 64. Garde-Mot-Schützenbrigade, die ganz im Osten des Landes an der Grenze zu China stationiert ist, soll für viele Kriegsverbrechen verantwortlich sein. Der US-Sender CNN konnte nun in Europa mit einem Mitglied dieser Einheit sprechen.
Der Deserteur bestätigt die Anschuldigungen: «Wir hatten direkten Befehl, jeden zu ermorden, der unsere Position preisgibt», sagt Nikita Chibrin. «Wenn jemand ein Handy hatte, durften wir ihn erschiessen.»
Seine Einheit sei kurz vor dem Krieg nach Belarus verlegt worden – angeblich, um dort Übungen abzuhalten. Die Truppe habe keine Ahnung gehabt, dass sie in einen echten Kampf ziehen werde – und sie sei darauf auch nicht vorbereitet gewesen. Chibrin selbst wurde gegen seinen Willen über die Grenze gebracht.
«Sie vergewaltigten eine Mutter und ihre Tochter»
Weil er nicht in den Krieg ziehen wollte, wurde er bedroht, als «Feigling» beschimpft und zu Arbeitsdiensten weiter von der Front entfernt eingeteilt. Die Massenmorde, die die Einheit begangen haben soll, hat er deshalb nicht miterlebt, so CNN.
Dennoch wurde er Zeuge von Kriegsverbrechen. Die Soldaten hätten alles geplündert, was ihnen gefallen habe. Andere hätten Schlimmeres begangen: «Sie vergewaltigten eine Mutter und ihre Tochter.» Die Täter seien in der Konsequenz nicht verhaftet, sondern entlassen worden.
Chibrin, der eine vierjährige Tochter in seiner Heimat Jakutsk zurücklässt, ist im September über Belarus und Kasachstan nach Europa geflüchtet. Er will nun gegen seine Kommandeure vor einem internationalen Gericht aussagen.
Der Deserteur glaubt nicht daran, dass sein Vaterland den Krieg gewinnen kann – «weil die ganze Welt die Ukraine unterstützt». Doch er rechnet mit einem hohen Preis, der gezahlt werden muss – «denn Russland wird nicht aufhören, bis viel Blut vergossen ist, bis alle sterben. Soldaten sind für sie Kanonenfutter. Sie respektieren sie nicht».