WHO ruft wegen Affenpocken weltweiten Gesundheitsnotstand aus
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat wegen der Ausbreitung der Affenpocken einen weltweiten Gesundheitsnotstand ausgerufen. Dies teilte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus bei einer virtuellen Pressekonferenz mit.
23.07.2022
Die Affenpocken verbreiten sich rund um den Globus – und machen auch die Fachleute der Weltgesundheitsorganisation WHO nervös. Nach einem Treffen in Genf erklären sie eine «Notlage von internationaler Tragweite».
An Affenpocken erkranken eigentlich Nagetiere in West- und Zentralafrika. Eine Übertragung auf den Menschen wird dort nur sporadisch beobachtet – in normalen Zeiten zumindest. Doch derzeit taucht das Virus in immer mehr Ländern auf, in denen das höchst unüblich ist. Allein in der Schweiz wurden schon 229 Fälle dokumentiert, wie die Zählung des Bundesamts für Gesundheit (BAG) zeigt. Die Krankheit ist darum seit einiger Zeit meldepflichtig.
Wie ist diese Entwicklung einzuschätzen? Ist die öffentliche Gesundheit bedroht? Expertinnen und Experten der Weltgesundheitsorganisation WHO haben darüber diese Woche in Genf beraten – zum zweiten Mal innert vier Wochen.
Am Samstag nun haben sie ihr Fazit veröffentlicht: Sie rufen eine «Notlage von internationaler Tragweite» aus. Das gab WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus bei einer Pressekonferenz bekannt.
Tedros rief damit in Genf die höchste Alarmstufe aus, die sie bei einer Gesundheitsbedrohung verhängen kann. Praktische Folgen hat das nicht. Die Einstufung soll die Regierungen der Mitgliedsländer dazu bewegen, Massnahmen zu ergreifen, um den Ausbruch einzudämmen. Sie sollen Ärzte und Kliniken sensibilisieren, bei Verdachtsfällen Schutzmassnahmen treffen und die Bevölkerung aufklären, wie sie sich vor einer Ansteckung schützen kann.
Keine Isolationspflicht in der Schweiz
Die Erklärung einer Notlage ist die höchste Alarmstufe, die die WHO ausrufen kann. Tedros nannte die Zahl von mehr als 16’000 bestätigten Fällen in mehr als 60 Ländern, von denen viele vorher praktisch keine Affenpocken-Fälle kannten. In sechs afrikanischen Ländern, in denen das Virus schon früher auch Menschen infiziert hat, waren es über 240 Fälle.
In der Schweiz raten die Behörden Affenpocken-Betroffenen, sich zu isolieren und einen Arzt zu kontaktieren. Eine Isolationspflicht gibt es bei Affenpocken derzeit aber nicht.
Affenpocken unterscheiden sich deutlich von Corona
Auch den Ausbruch des Coronavirus Sars-CoV-2 hatte die WHO am 30. Januar 2020 als solche Notlage deklariert. Das bedeutet aber nicht, dass die Menschen sich nun bei Affenpocken auf dieselben Massnahmen wie bei der Corona-Pandemie einrichten müssen.
Während sich das Coronavirus durch Aerosole mit Virenpartikeln verbreitet, die Infizierte beim Atmen, Sprechen oder Husten ausstossen, erfolgen Infektionen mit Affenpocken nach derzeitigem Wissensstand in der Regel durch engen Körperkontakt.
Die WHO richtet je nach Krankheit bei Bedarf Notfallausschüsse ein, die mit jeweils anderen Fachleuten besetzt werden. Zur Zeit gilt neben der Notlage internationaler Tragweite wegen Corona seit 2020 auch eine Notlage wegen Polio-Ausbrüchen (seit 2014).
Folgt mehr.
Videografik: Affenpocken – Wissenswertes zur Virus-Erkrankung
Videografik: Affenpocken – Wissenswertes zur Virus-Erkrankung
22.07.2022