Insel-Aufrüstung Wie China im Windschatten der Coronakrise Fakten schafft

phi

23.3.2020

Festung mit Luftabwehr: das Fiery Cross Atoll.
Festung mit Luftabwehr: das Fiery Cross Atoll.
Bild: Google Earth

Während die Welt durch die Coronakrise genug mit sich selbst zu tun hat, festigt Peking seine Machtposition im Südchinesischen Meer – unaufhörlich. Die Satellitenaufnahmen sind eindrücklich.

Stutzt die Coronakrise Chinas Hardlinern die Flügel? Nein. Erst in der Nacht auf den 14. März testete Peking die Abwehrbereitschaft der taiwanesischen Luftwaffe, als J-11-Jagdflugzeuge und ein Frühwarnflugzeug Kj-500 in den Luftraum der Insel eindrangen, wie die Nachrichtenagentur «Reuters» berichtete.

Die Chinesen haben offenbar die Reaktionszeit des Antipoden testen wollen: Taiwan liess F-16-Jets aufsteigen, die die Chinesen tatsächlich zum Abdrehen bewegten.

Seit Tsai Ing-wen vor vier Jahren zur Präsidentin der Insel gewählt worden ist, versucht Peking immer wieder, die Unabhängigkeitsbewegung Taiwans durch derlei Manöver einzuschüchtern. Aber auch weiter südlich bleibt China trotz der aktuellen Pandemie auf Konfrontationskurs.

Wie die staatliche Nachrichtenagentur «Xinhua» vermeldet, hat Peking auf zwei künstlichen Inseln neue Einrichtungen in Betrieb genommen: Auf dem Fiery Cross Atoll und auf dem Subi-Riff haben demnach Labore ihre Arbeit aufgenommen, durch die China neue Erkenntnisse zu Geologie und Umwelt in der Region gewinnen will. Träger ist die chinesische Akademie der Wissenschaft (CAS). Das Staatsgebiet gehört zu den Spratly-Inseln, um deren Hoheit sich mehrere Anrainer streiten.

Mittendrin: Die Lage des Fiery Cross Atolls im Südchinesischen Meer.
Mittendrin: Die Lage des Fiery Cross Atolls im Südchinesischen Meer.
Bild: Google Earth

Peking aber hat Fakten geschaffen, auf dem Fiery Cross Atoll einen Militärhafen, einen Flughafen und diverse Anlagen gebaut, 200 Marineinfanteristen dort stationiert und das Eiland zum Sitzz seines lokalen Marine Oberkommandos erklärt. Die Insel, auf der die UNESCO eine maritime Beobachtungsstation unterhält, obwohl auch Vietnam und die Philippinen Anspruch auf sie erheben, misst inzwischen über 230 Hektar und ist damit grösser als jede natürliche Insel der Spratly-Gruppe.

Übliches Vorgehen

Auch das Subi-Riff wurde mit Macht ausgebaut: eine Radarstation, Anlegestellen und ein Helikopter-Landeplatz sind um die Lagune herum entstanden. Taiwan, die Philippinen und Vietnam erheben ebenfalls Anspruch auf das Eiland. Auch auf dem Mischief-Riff sei zuvor eine wissenschaftliche Einrichtung in Betrieb genommen worden, auf dem inzwischen aber auch Bunker, eine Marinestation mit 50 Mann dauerhafter Besatzung und ein Luftwaffenstützpunkt stehen.

Das Subi-Riff hat inzwischen auch eine Landebahn für Flugzeuge.
Das Subi-Riff hat inzwischen auch eine Landebahn für Flugzeuge.
Bild: Google Earth

Während die CAS versichert, die Einrichtungen dienten allein der Forschung und würden in ihrem Sinne in Zukunft noch weiter ausgebaut werden, steht für Sicherheitsexperten fest, dass sie allein dem territorialen Vorschub dienen. «Einige meinen vielleicht, dass die fortschreitende Coronavirus-Pandemie von diesen maritimen Brennpunkten ablenkt», sagte Marine-Fachmann Collin Koh dem philippinischen «Inquirer».

Das Mischief-ERiff liegt im Nordosten der Spratly-Inseln.
Das Mischief-ERiff liegt im Nordosten der Spratly-Inseln.
Bild: Google Earth

«Tatsächlich ist das abwegig. Die Volksbefreiungsarmee tut alles, um trotz des Coronavirus kampfbereit zu bleiben. Eine ihrer Vorgehensweisen ist, diese angeblich zivilen Wissenschaftseinrichtungen zu nutzen, um Ansprüche zu unterstreichen.»

Das werde in der Region schon länger beobachtet, könnte weltweit wegen der Coronakrise aber aus dem Fokus geraten, warnt Koh.

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