Marburg-Fieber So gefährlich ist der Virus-Ausbruch in Westafrika

tafu

15.8.2021

In Westafrika wurde erstmals das Marburg-Virus an einem Menschen nachgewiesen. Behörden sind alarmiert. (Archivbild)
In Westafrika wurde erstmals das Marburg-Virus an einem Menschen nachgewiesen. Behörden sind alarmiert. (Archivbild)
Bild: Keystone/AP/Ben  Curtis

Im westafrikanischen Guinea ist ein Mensch dem mit Ebola verwandten Marburg-Virus erlegen. Wie ansteckend das Virus ist und warum eine weltweite Ausbreitung eher unwahrscheinlich erscheint – die wichtigsten Fragen und Antworten.

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Am Montag haben die Behörden im westafrikanischen Staat Guinea einen Ausbruch des lebensgefährlichen Marburg-Fiebers bekannt gegeben. Der Erreger ist nahe verwandt mit dem Ebola-Virus. Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mitteilte, handelt es sich um den bisher ersten Fall überhaupt in Westafrika.

Der Patient, der sich mit dem hochansteckenden Fieber infiziert hatte, ist inzwischen verstorben. Erste Untersuchungen vor Ort wurden vom Institut Pasteur in Senegals Hauptstadt Dakar bestätigt. Nun ist die Suche nach Kontaktpersonen des Patienten eingeleitet.

Mindestens 155 Kontakte des gestorbenen Patienten würden derzeit überprüft. Die Regierung ergreife «alle geeigneten Massnahmen», um den Ausbruch schnellstmöglich zu beenden», so Guineas Gesundheitsminister Remy Lamah. Erschwert wird das Eindämmen des Ausbruchs durch den gleichzeitigen Kampf gegen das Coronavirus.

Bisher hat sich nur eine Person mit dem Virus infiziert – doch wie gross ist die Gefahr, dass es sich weiter ausbreitet? Müssen wir uns Sorgen um eine neuerliche Pandemie machen? Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Marburg-Virus.

Woher kommt das Virus und wie gefährlich ist es?

Die Krankheit wurde erstmals 1967 dokumentiert, nachdem sie in einem Labor eines Pharmakonzerns in Marburg ausgebrochen war, wohl in Folge der Einfuhr von infizierten Affen aus Uganda. Die Tiere waren als Versuchstiere in das Labor gekommen und sollten der Entwicklung von Impfstoffen dienen. Später kamen Infektionen in Frankfurt am Main und Belgrad hinzu.

Insgesamt wurden damals laut der US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) 31 Fälle gemeldet, sieben Infizierte verstarben. Der letzte grosse Ausbruch fand 2004/2005 in Angola statt: 252 Menschen infizierten sich mit dem Virus, 227 starben. Das entspricht einer Sterblichkeitsrate von 90 Prozent.

Experten vermuten, dass die Erstansteckungen bei Ausbrüchen häufig auf infiziertes Fleisch von Wildtieren wie Flughunden zurückgehen. 

Welche Symptome treten auf?

Bei Menschen, die sich mit dem Erreger anstecken, können Blut-, Leber- und Hautzellen infiziert und zerstört werden. Dadurch kann sich das Virus sehr schnell und stark im Körper ausbreiten. Laut Angaben der WHO hat das Virus eine Inkubationszeit von zwei bis 21 Tagen.

Nach etwa fünf bis zehn Tagen treten plötzlich hohes Fieber, starke Kopfschmerzen, Unwohlsein und Muskelschmerzen auf. Es kommt zu Blutungen in Haut und Schleimhäuten. Durch schwere Gerinnungsstörungen kann ein «hämorrhagischer Schock» ausgelöst werden, Organ- und Kreislaufversagen sind die Folge. Ohne eine intensivmedizinische Versorgung sterben die meisten Infizierten.

Wie wird das Virus übertragen?

Eine Übertragung des Erregers findet durch Körperflüssigkeiten, also Speichel, Blut oder Urin, statt. Tröpfcheninfektionen über die Luft sind sehr selten, da die Viren ausserhalb eines Körpers nicht lange überleben können.

Dem grössten Risiko einer Ansteckung sind daher Pflege- und medizinisches Personal ausgesetzt, wenn es keine ausreichenden Hygiene- und Isolationsmassnahmen gibt.

Wie gross ist die Gefahr einer Ausbreitung auch in Europa?

Bisher kann man noch nicht von einem Ausbruch sprechen, da es nur eine infizierte Person gibt, erklärt Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg bei «tagesschau.de». «Es sind aber sofort Massnahmen nötig, die eine weitere Ausbreitung verhindern.» Dafür müssten Kontaktpersonen identifiziert und beobachtet werden und frühzeitig eine PCR-Diagnostik erfolgen.

Für Guinea schätzt die WHO die Ausbreitung und damit die Gefahr einer Epidemie als relativ hoch ein. Dass sich das Virus aber zu einer weltweiten Pandemie entwickelt, sei eher unwahrscheinlich. «Es handelt sich hier um eine meist schwerwiegende Erkrankung, die nur sehr selten unerkannt bleibt», so Schmidt-Chanasit. In der Regel gehe es den Menschen so schlecht, dass sie zu Hause blieben. «Insofern unterscheidet sich das grundsätzlich zum Beispiel vom neuen Coronavirus.»

Gibt es einen Impfstoff gegen das Marburg-Virus?

Bisher gibt es noch keine zugelassenen Impfstoffe gegen das Marburg-Virus – obwohl bereits entsprechende Vakzine existieren. «Es ist eigentlich nicht schwer, Impfstoffe gegen das Marburg-Fieber zu entwickeln, und es gibt bereits welche, die sehr gut im Tiermodell funktionieren. Aber bislang fehlen die für eine Zulassung nötigen klinischen Studien», erklärt Prof. Dr. Stephan Becker, Direktor des Instituts für Virologie an der Universität Marburg, der «Deutschen Welle».

Im Gegensatz zur Herstellung von Impfstoffen gegen das Coronavirus fehle der politische Wille und der wirtschaftliche Anreiz. Es gebe bereits einen Impfstoff, der nach Abschluss der notwendigen klinischen Studien und der erforderlichen Zulassung zügig produziert werden könne, so Becker. «Wenn man das möchte, kann man damit auch relativ schnell starten.»