Vor heutigem TelefonatWie sich Putin Frieden verweigert – und Trump ihm dabei hilft
Philipp Dahm
19.5.2025
Trump: Am Montag Telefonat mit Putin über Ukraine-Krieg
Donald Trump will Frieden in der Ukraine erreichen. Nun eine Ankündigung des US-Präsidenten.
Er will am Montag erneut mit Russlands Staatschef Wladimir Putin telefonieren. Ein Gespräch mit Ukraines Präsident Wolodymyr Selensksyj soll direkt darauf folgen. Ziel soll eine Waffenruhe im Ukraine-Krieg sein. In Istanbul erzielten Russen und Ukrainer zuletzt nur Teilerfolge – Putin fehlte, auch Selenskyj blieb deshalb fern.
18.05.2025
Wenn heute Donald Trump mit Wladimir Putin telefonieren will, erwartet Militär-Experte Anders Puck Nielsen keine Ergebnisse, die den Frieden voranbringen: Der Amerikaner hilft dem Russen, glaubt der Däne.
«Es war eine ziemlich frustrierende Woche, wenn man die News verfolgt hat», sagt Anders Puck Nielsen mit Blick auf die Gespräche zwischen der Ukraine und Russland in Istanbul, «denn es gab so viel Gerede um nichts.»
Das ist das Fazit des dänischen Veteranen, nachdem er nachzeichnet, wie Kiew seine Karten im Verhandlungspoker klug ausspielt, während Wladimir Putin gar kein Interesse an einem Frieden hat – und Donald Trump ihm gar noch aus der Klemme hilft und ermöglicht, aus dem Spiel auszusteigen.
Die hohen Erwartungen an die Istanbuler Gespräche seien vor allem der breiten öffentlichen Aufmerksamkeit zu verdanken: Es sei «fast schon qualvoll» mitanzusehen gewesen, meint der 45-Jährige.
Hype in den Medien und Mittelfinger von Trump
Der Grund: «Die Medien haben es einerseits geschafft einen solchen Hype zu erzeugen, dass viele Leute tatsächlich geglaubt haben, dass es zu einem Treffen zwischen Putin und Selenskyj kommend würde.» Dabei habe «so ziemlich jeder Experte» gewusst, dass das nie passieren würde.
Wie die Istanbuler Gespräche zustande kamen
28. April: Russland erklärt wegen der Moskauer Parade zum Tag des Sieges einseitig eine dreitägige Feuerpause um den 9. Mai herum.
28. April: Noch am selben Tag konter Kiew mit dem Vorschlag einer 30-tägigen Waffenruhe, um Friedensverhandlungen einzuleiten.
5. Mai: London und Paris schliessen sich Kiews Forderung an.
10. Mai: Nach Rücksprache mit Donald Trump drohen mehrere europäische Staaten Russland bei Verweigerung mit weiteren Sanktionen und Militärhilfen für die Ukraine.
Die Europäer und auch Wolodymyr Selenskyj hätten sich darauf verlassen, dass die USA an Bord seien, so Nielsen. Putin habe daraufhin geantwortet, es brauche gar keine Waffenruhe: Man könne direkt mit Verhandlungen beginnen, die an die Istanbuler Gespräche im Jahr 2022 anknüpfen sollten.
«An diesem Punkt hat Donald Trump der Ukraine und europäischen Ländern den Mittelfinger gezeigt hat und die Übereinkunft mehr oder weniger verworfen hat, dass sie endlich Entschlossenheit gegenüber Russland zeigen.»
Putin liefert Trump Vorwand
Ziel sei eine Waffenruhe gewesen: Hat ein Ultimatum keine Konsequenzen, sei es keines, argumentiert der Militär-Experte. Mit der Idee der Istanbuler Gespräche habe Putin «im Grunde genommen Trump eine Ausrede gegeben, weiterhin nichts zu tun, und Trump war froh, das zu tun.».
Donald Trump (rechts) und Wladimir Putin im Juni 2019 beim G-20-Gipfel im japanischen Osaka.
Bild:Keystone
Der US-Präsident habe deshalb Selenskyj öffentlich via Truth-Social-Post zu einem Treffen mit Putin in der Türkei vorgeschlagen. Und das, obwohl «jeder ausser Trump» gewusst habe, dass es dem Kreml nie wirklich um Friedensverhandlungen gegangen sei: «Es war bloss eine Hinhalte-Taktik.»
Um Washington unbedingten Friedenswillen zu demonstrieren, habe Kiew dann einem Treffen mit Putin zugestimmt, was wiederum in der Presse gross aufgegriffen worden sei, führt Nielsen aus – und erklärt, warum das unrealistisch ist.
Warum Putin nicht mit Selenskyj verhandeln wird
Zum einen wolle der Kreml ganz banal den Eindruck vermeiden, dass die Ukraine die Ansagen mache. «Aber noch wichtiger ist, dass Putin Selenskyj nicht als gleich ansieht. Er sieht sie nicht auf einem Level, und deshalb will er Selenskyj nicht die Legitimität geben.»
Hinzu komme das russische Narrativ, Selenskyj sei zu Unrecht Präsident, weil die Ukraine keine Wahlen durchgeführt habe: «Selenskyj hat kein Recht mehr, im Namen der Ukraine zu verhandeln», deutet der Däne die Sicht Moskaus.
Nun denkt Donald Trump laut darüber nach, sich selbst mit Putin zu treffen – «weil er glaubt, dass er die einzige Person ist, der wirklich einen Deal mit Putin machen kann», sagt Nielsen. Bald darauf wird bekannt, dass der 78-Jährige am heutigen Montag mit dem Kreml-Chef telefonieren wird.
«Putin macht Trumps Friedensbemühungen zum Gespött»
Dabei werden neue Bedingungen aufgeworfen werden, die die Prozesse weiter verzögern, prophezeit Nielsen: Die Hinhalte-Taktik funktioniere. Europa könne sich auf die USA nicht verlassen: «Trump sucht permanent nach einem Vorwand, um sich Russland anzugleichen.»
«Putin macht Trumps Friedensbemühungen zum Gespött», analysiert «Sky News»: «Seht, nichts wird passieren, bevor Putin und ich uns treffen», begründet Trump laut dem britischen Sender seine Inkonsequenz. Fragen nach Folgen für Russland, die inzwischen selbst konservative US-Sender stellen würden, weiche Trump beharrlich aus, wird weiter beobachtet.
Diejenigen Gespräche, die in Istanbul stattgefunden haben, malen ein düsteres Bild der Zukunft. Der Kreml hat nicht nur Forderungen gestellt, die laut einem ukrainischen Diplomaten «von der Realität losgelöst sind und weit über alles hinausgehen, was bisher diskutiert wurde». Laut «Sky News» sollte Kiew als Zeichen gute Willens zusätzliche Regionen abgeben.
Russe wird persönlich: «Noch mehr Liebste verlieren»
Der Kreml macht auch klar, dass Russland nicht aufhören wird. «Wir sind bereit, ein Jahr, zwei, drei Jahre zu kämpfen – wie lange auch immer es dauert», wird der Kopf der Istanbuler Verhandlungsdelegation zitiert. «Wir haben 21 Jahre lang gegen Schweden gekämpft. Wie lange sind Sie bereit, zu kämpfen?»
Die russische Verhandlungsdelegation in Istanbul. In der Mitte: Wladimir Medinski.
Bild:Keystone
Damit nicht genug: «Und Peter der Grosse: Wissen Sie, wer ihn finanziert hat?», fragt Wladimir Medinski rhetorisch und antwortet selbst: «England und Frankreich. Wenn das nicht gewesen wäre, wäre Schweden heute immer noch eine Grossmacht.»
«Sky News» will erfahren haben, dass die Russen ihre ukrainischen Gegenüber auch persönlich bedroht haben: «Vielleicht werden einige von jenen, die hier an diesem Tisch sitzen, noch mehr von ihren Liebsten verlieren», soll Medinski in Istanbul gesagt haben – Kiews stellvertretender Aussenminister Serhij Kyslyzja verlor im Krieg seinen 23-jährigen Neffen.
Was wird ein Telefonat zwischen Trump und Putin in dieser Lage bringen?
Hier landet der erste Schweizer A350 in Zürich-Kloten
Am Donnerstagnachmittag um 15:08 Uhr landet der erste Airbus A350 der Edelweiss am Flughafen Zürich auf der Piste 16. Nach einem feierlichen «Watersalute» durch zwei Feuerwehrautos rollt der Langstreckenflieger auf seinen Standplatz. Hunderte Zuschauer beobachteten das Spektakel.