Zahl der Toten steigt Brutaler Wintersturm friert grosse Teile der USA ein

dpa

24.12.2022 - 15:02

Eisiges Wetter und Stürme führen zu Fahrverbot im Bundesstaat New York

Eisiges Wetter und Stürme führen zu Fahrverbot im Bundesstaat New York

STORY: Die Sichtweite im Schneetreiben war hier im in Buffalo im US-Bundesstaat New York kurz vor Weihnachten äussert beschränkt. Die Behörden verhängten ein Fahrverbot, mit Ausnahme von Einsatzfahrzeugen. Unmittelbar vor dem Fest waren zuletzt mehr als zwei Drittel der US-Bevölkerung von Warnungen vor einem Wintersturm betroffen. Der Nationale Wetterdienst berichtete am Freitag von einer Kälte-Front, die sich von Norden nach Süden, von den Bundesstaaten Montana bis nach Texas erstreckte und sich langsam nach Osten in Richtung Atlantikküste bewegte. Wegen des Sturms wurden in Nordamerika mehr als 4000 Flüge gestrichen. Im Süden und Osten der USA waren 1,5 Millionen Haushalte und Geschäfte ohne Strom. Am schwersten betroffen war in den USA North Carolina, wo mehr als 175.000 Kunden ohne Strom waren. Auch jenseits der Grenze in Kanada, besonders in den Provinzen Ontario und Quebec, wurde vor Stürmen gewarnt. Hier in Elmira war auf den Strassen nur schwer voranzukommen, wie das Handyvideo einer Beifahrerin zeigt.

24.12.2022

Viele Menschen in den USA wollen das Weihnachtsfest mit ihren Liebsten verbringen. Doch ein heftiger Wintersturm durchkreuzt vielerorts die Reisepläne. Für manche enden die extremen Temperaturen tödlich.

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Ein Sturmtief mit heftigen Schneefällen, Eiswinden und extremer Kälte hält grosse Teile der USA weiter in Atem. Die Zahl der Toten stieg in der Nacht zum Samstag (Ortszeit) auf 17, wie der Sender NBC berichtete. Die Ursache seien in fast allen Fällen wetterbedingte Verkehrsunfälle, hiess es. 

Die Kältezone reichte von den Grossen Seen bis hinunter zum Rio Grande an der mexikanischen Grenze. Selbst im notorisch sonnigen Florida gab es Frostwarnungen. Zwischen den Rocky Mountains und den Appalachen fielen die Temperaturen weit unter die sonst üblichen Werte. Unter diesem Umständen könne man sich im Freien binnen Minuten Erfrierungen holen, warnte der Wetterdienst. An der Pazifikküste im Nordwesten überzog gefrierender Regen Oberflächen mit einer Eisschicht. An der Ostküste bestand die Gefahr von Überschwemmungen.

In Erie County, südlich der Grossen Seen im Bundesstaat New York, waren die Rettungsdienste zeitweise überlastet. Marc Poloncarz, der Verantwortliche aus dem Bezirk, rief auf Twitter dazu auf, nur in den «kritischsten, lebensbedrohlichsten Fällen» den Notruf zu wählen, um die Leitungen freizuhalten. Er rief die Einwohner dazu auf, trotz Strom- und Heizungsausfällen in ihren Häusern zu bleiben. Der Transport in Notunterkünfte sei derzeit nahezu unmöglich.

Minus 40 Grad Celsius

Der US-Wetterdienst rief Reisende am Weihnachtswochenende zu äusserster Vorsicht auf und warnte vor sogenannten Whiteout-Bedingungen, also stark eingeschränkter Sicht und Orientierung durch den Schnee. Reisen unter diesen Bedingungen seien «extrem gefährlich und zeitweise unmöglich», hiess es. Zudem wurde vor den niedrigen Temperaturen gewarnt. Im Bundesstaat Montana seien am frühen Samstagmorgen minus 40 Grad Celsius gemessen worden. Bereits wenige Minuten in der Kälte könnten zu Erfrierungen führen, hiess es.

Ein Mann in Seattle geht in Schneeschuhen mit Spikes einkaufen. 
Ein Mann in Seattle geht in Schneeschuhen mit Spikes einkaufen. 
Bild: Kevin Clark/The Seattle Times/dpa

Am Vorweihnachtstag hatten mehr als 200 Millionen Menschen Unwetterwarnungen erhalten. Betroffen waren zunächst vor allem der Norden und der mittlere Westen der USA. Doch auch in Bundesstaaten im Süden des Landes gab es Warnungen vor extremem Frost. Mehrere Bundesstaaten, darunter New York, riefen den Notstand aus.

Zahl der Toten steigt auf 17

Die Zahl der Toten stieg in der Nacht zum Samstag (Ortszeit) auf 17, wie der Sender NBC berichtete. Die Ursache seien in fast allen Fällen wetterbedingte Verkehrsunfälle, hiess es. Besonders stark betroffen ist nach Angaben des US-Wetterdienstes derzeit die Region um die fünf Großen Seen («Great Lakes») im Nordosten des Landes an der Grenze zu Kanada.

In der Kälte sassen Millionen Weihnachtsurlauber fest, weil Strassen gesperrt waren, Flüge abgesagt wurden und Züge nicht mehr fuhren. Dazu kamen zahlreiche Stromausfälle. Mindestens vier Menschen starben bei einer Massenkarambolage mit mindestens 50 beteiligten Fahrzeugen im Staat Ohio. In Kansas City, im Staat Missouri, starb ein Fahrer, nachdem sein Auto am Donnerstag in einen Fluss schlitterte. Drei weitere Menschen kamen bereits am Mittwoch bei Unfällen auf vereisten Strassen im Staat Kansas ums Leben.

Fahrzeuge stehen auf der US 131 nördlich der 84th Street. Für Kent County und die umliegende Region ist eine Schneesturmwarnung in Kraft. 
Fahrzeuge stehen auf der US 131 nördlich der 84th Street. Für Kent County und die umliegende Region ist eine Schneesturmwarnung in Kraft. 
Bild: Neil Blake/The Grand Rapids Press/AP/dpa

Die Behörden empfahlen dringend, Vorkehrungen zu treffen, sich um ältere Menschen, Obdachlose und Vieh zu kümmern und – wenn möglich – auf Reisen zu verzichten. In Detroit holten Helfer Obdachlose aus der Kälte. In der einer Unterkunft mit normalerweise 100 Plätzen drängten sich am Freitag fast 170 Kinder und Erwachsene. Man könne die Leute ja jetzt nicht fortschicken, sagte Faith Fowler vom Betreiber Cass Community Social Services. In Portland suchten Unterkunftsbetreiber wegen des Ansturms nach Freiwilligen.