Pläne der Politiker Wo Berset und Co. ihre Sommerferien verbringen

dpa/twei

28.7.2020

Besser nicht zu luxuriös und nicht zu lang: Viele europäische Spitzenpolitiker geben sich in Sachen Ferien bodenständig. Es gibt allerdings Ausnahmen – auch während der Coronakrise.

Ferien machen in Zeiten von Corona: Gerade für Spitzenpolitiker ist das eine heikle Angelegenheit. Doch nach den schwierigen Zeiten in der Coronakrise brauchen auch Regierungschefs und andere hochrangige Politiker eine Auszeit. Wer plant etwas in diesem sehr besonderen Sommer? Ein Überblick:

Schweiz

Aktuell befindet sich der Bundesrat in der Sommerpause. Bevor es am 12. August mit der nächsten Sitzung weitergeht, haben die Delegierten Zeit, ein wenig auszuspannen. Im Interview mit der «Aargauer Zeitung» verriet Karin Keller-Sutter, sie werde die Auszeit nutzen, um mit ihrem Mann ins Tessin zu reisen. «Wir wollten bereits über Ostern ins Tessin, mussten dies aber annullieren», berichtete die Bundesrätin.

Ferien im eigenen Land seien aber keineswegs eine Notlösung. Ihr Mann würde generell gerne die Ferien in der Schweiz verbringen, wie Keller-Sutter berichtete.

Ein bisschen Ferienstimmung verbreiten die Mitglieder des Bundesrats – hier Alain Berset und Simonetta Sommaruga im Jahr 2019 – auf der traditionellen Bundesratsreise. (Archiv)
Ein bisschen Ferienstimmung verbreiten die Mitglieder des Bundesrats – hier Alain Berset und Simonetta Sommaruga im Jahr 2019 – auf der traditionellen Bundesratsreise. (Archiv)
Bild: Keystone

Gesundheitsminister Alain Berset liess sich nicht derart in die Karten schauen und gab im Interview mit «Blick» kein konkretes Ziel an. «Ich freue mich sehr darauf, etwas Ruhe zu haben. Ehrlich gesagt, brauche ich wirklich Erholung», sagte er.

Für Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga war trotz Sommerpause hingegen noch Arbeit angesagt. In der vergangenen Woche ging es für die 60-Jährige in die Ukraine.

Italien

Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte hat zwar wegen der Coronapandemie harte Monate mit nächtlichen Krisensitzungen hinter sich – er wäre vermutlich absolut ferienreif. Trotzdem will sich der 55-jährige, parteilose Jurist wohl «nur ein paar Tage frei» gönnen, so beschrieb es ein Sprecher. Er werde wahrscheinlich in der Nähe Roms bleiben, vielleicht auch zu seinen Eltern fahren. Schliesslich hat auch die Hauptstadt einiges zu bieten: Unlängst hatte Conte sich beim Open-Air-Kino mit seiner Freundin amüsiert. Den 60 Millionen Italienern riet er im Frühjahr, sie sollten im eigenen Land Ferien machen. Denn Italiens Tourismusbranche kommt wegen der Coronakrise nicht in Schwung.



Contes politischen Gegner, Oppositionsführer Matteo Salvini von der rechten Lega, zieht es an die Riviera der Adria. Aber nur für «einige Tage», wie ein Sprecher betonte. Der 47-Jährige werde im Sommer in den Wahlkampf für Regionalwahlen ziehen, die im September geplant sind. «Ganz sicher wird er in Italien bleiben, wie immer!» Im Vorjahr hatte Salvini, damals noch Innenminister, Wahlkampf in Badehose am Sandstrand und im Gummiboot gemacht. Seine Gegner sahen darin einen Tiefpunkt in Sachen des guten Geschmacks. Salvini kippte in dieser Phase die Koalition – und kämpft nun um neue Aufmerksamkeit und ein Comeback.

Spanien

Das spanische Staatsoberhaupt, König Felipe VI., und seine Familie verbringen ihre Sommerferien traditionell auf Mallorca. Auf der Baleareninsel im Mittelmeer sind die Temperaturen erträglicher als in der Bruthitze der Hauptstadt Madrid, wo das Thermometer tagsüber im August oft fast 40 Grad anzeigt. Auf Mallorca steht dem Staatsoberhaupt (52) sowie Königin Letizia (47) und ihren beiden Töchtern, Kronprinzessin Leonor (14) und Sofía (13), und dem emeritierten Königspaar Juan Carlos I. (82) und Sofía (81) ein kleiner Palast zur Verfügung. Er heisst Marivent, was so viel wie Meer und Wind bedeutet, und liegt auf einem Felsen direkt am Wasser.



Marivent gilt vor allem als Lieblingsort der Mutter des Königs, der in Griechenland geborenen Sofía. Ausserhalb der Sichtweite der Öffentlichkeit können die Mitglieder der königlichen Familie dort auch mal barfuss gehen und entspannt sein, schrieben spanische Medien in früheren Jahren. Der Königsfamilie steht auch eine Yacht für Segelausflüge zur Verfügung.

An den öffentlichen Stränden oder gar am Ballermann sind die Royals während ihrer Ferien noch nie gesehen worden. Und ob es in diesem Coronasommer, der anders als alle früheren ist, überhaupt etwas mit den Ferien am Mittelmeer wird, darüber hat die Königsresidenz Palacio de la Zarzuela in Madrid noch nichts mitgeteilt. Andere bekannte Politiker wie Regierungschef Pedro Sánchez oder sein Vize Pablo Iglesias teilen nie vorher mit, ob, wie und wo sie Ferien machen.

Dänemark

Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen (42) hat den schönsten Tag des Sommers vermutlich schon hinter sich. Sie heiratete am 15. Juli nach mehrmaligem Aufschub wegen beruflicher Verpflichtungen endlich ihren Lebensgefährten Bo Tengberg. Die beiden liessen sich in einer kleinen Kirche auf der Ostsee-Insel Møn trauen, wo sie ein Sommerhaus haben. Eigentlich hatte die Hochzeit erst ein paar Tage später gefeiert werden sollen, für diesen Termin wurde dann aber der EU-Sondergipfel zum milliardenschweren Coronahilfspaket einberufen.

Schweden

Für den schwedischen Regierungschef Stefan Löfven (63) könnte der Brüsseler Gipfel die einzige Auslandsreise des Sommers bleiben: Viele Länder in Europa lassen die Schweden weiterhin wegen ihrer vergleichsweise hohen Infektionszahlen nicht ins Land – das gilt auch für Toppolitiker, sofern sie sich nicht auf Dienstreise befinden. Den Sommer verbringt Löfven nach Angaben seines Büros diesmal sowohl in Stockholm als auch in der nahe gelegenen Region Sörmland sowie in nördlicheren Gefilden, nämlich in der Kleinstadt Örnsköldsvik, in der er früher als Schweisser gearbeitet hatte.



Ganz abschalten wird der Sozialdemokrat nicht können: Er und sein Kabinett haben keine Ferien im klassischen Sinne, sondern immer Bereitschaft – und zwar jeden Tag, das ganze Jahr über.

Frankreich

Wo Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (42) und seine Ehefrau Brigitte ihre Sommerferien verbringen werden, ist noch offen. Medien spekulieren aber, dass es sie wieder in die malerische Mittelmeerresidenz Fort Brégançon an der Riviera ziehen könnte. Die Macrons hatten dort bereits in den vergangenen Jahren ihre Ferien verbracht. Das der Küste vorgelagerte historische Gebäude aus dem 17. Jahrhundert mit einem grossen Garten dient seit rund 50 Jahren als gelegentliche Unterkunft der französischen Staatschefs.

Macron hatte dort im vergangenen Sommer den Gipfel der grossen Industrieländer (G7) vorbereitet und Russlands Präsident Wladimir Putin empfangen. Wegen der Coronakrise ist auf jeden Fall zu erwarten, dass die Macrons ihre Ferien in Frankreich verbringen werden.

2019 besuchte Wladimir Putin (links) den französischen Präsidenten Emmanuel Macron auf Fort Brégançon. 
2019 besuchte Wladimir Putin (links) den französischen Präsidenten Emmanuel Macron auf Fort Brégançon. 
Bild: Keystone

Grossbritannien

Der britische Premier Boris Johnson hat offiziell keine Ferienpläne verkündet. Vielleicht stehen aber in den Ferien verstärkt Windelwechseln und Kuscheln an: Ein Regierungssprecher hatte nach der Geburt von Johnsons Sohn Wilfred nämlich angekündigt, dass der Premier später im Jahr eine kurze Auszeit für den Nachwuchs nehmen wolle. Bislang habe er noch keine Zeit gefunden, sich damit zu befassen, sagte Johnson (56) kürzlich dem Radiosender LBC. Er und seine 24 Jahre jüngere Verlobte Carrie Symonds waren Ende April Eltern geworden – erst kurz zuvor war Johnson nach einer Covid-19-Erkrankung in seinen Amtssitz zurückgekehrt.

EU

Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (61) würde im August gerne zwei Wochen zu Hause auf dem Dorf bei Hannover mit Familie, Garten und Tieren verbringen. So verbringt sie seit Jahren ihre Ferien – wenn es denn ihr Job ermöglicht. Letztes Jahr gab es für sie beispielsweise keinen einzigen Tag richtige Sommerferien.

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