Abnehmspritze aus DänemarkTrump droht offen – verteuert er jetzt den Lebensretter für Millionen Menschen?
Petar Marjanović
8.4.2025
Donald Trump will Grönland und droht dafür mit Zöllen auf Pharmaprodukte aus Dänemark.
Bild:Keystone/AP/Jae C. Hong
Donald Trump droht Dänemark mit Pharmazöllen. Diese könnten die ohnehin schon teuren Abnehmspritzen Ozempic und Wegovy verteuern. Diabetes-Patienten und Übergewichtige mit niedrigem Budget können sich das Medikament kaum noch leisten.
Das dänische Unternehmen Novo Nordisk besitzt die Patente für die Abnehmspritzen Ozempic und Wegovy. Wer diese Medikamente in den USA will, kommt an Importen aus Dänemark nicht vorbei.
Trump will diese Pharmaimporte mit Zöllen belegen. Damit würden die US-Preise für Ozempic und Wegovy noch weiter steigern.
Konsumenten, die keine Millionen-Einkommen kassieren, können sich die Medikamente kaum noch leisten.
Die Abnehm- und Diabetes-Medikamente Ozempic und Wegovy könnten bald deutlich teurer werden. Der Grund: Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle von 20 Prozent auf Importe aus Dänemark. Diese sollten nicht nur auf Exportschlager wie Legos gelten. Sondern auch auf Pharmaprodukte, auf die normalerweise Importzölle gemäss internationalen Regeln verboten sind.
Betroffen wäre der dänische Pharmariese Novo Nordisk. Der Hersteller besitzt die Patente zur Herstellung des Wirkstoffs Semaglutid, der Appetit und Kalorienaufnahme wirksam zügeln kann. Zahlreiche Prominente nutzen ihn, um im Jetsetter-Alltag ihr Gewicht zu halten oder zu reduzieren.
Zu den Nutzer*innen zählen laut «Page Six» Stars wie Elon Musk, Oprah Winfrey, Amy Schumer, Fat Joe, Kathy Bates und Meghan Trainor. Elon Musk, der umstrittene Berater des US-Präsidenten, bezeichnete sich gar öffentlich als «Ozempic-Weihnachtsmann».
Elon Musk zeigte sich stolz und vor allem schlank nach (oder während) seiner Ozempic-Therapie.
Bild:Jose Luis Magana/AP/dpa
Abnehmspritze nur noch für Reiche
Doch während Reiche die hohen Preise von derzeit rund 1000 Dollar für Ozempic und über 1300 Dollar für Wegovy pro Packung noch verkraften können, treffen die Preissteigerungen vor allem Menschen, die auf diese Medikamente angewiesen sind.
Besonders schwer ist es für Patient*innen mit Diabetes oder krankhafter Fettleibigkeit. Sie könnten bald gezwungen sein, Alternativen zu prüfen oder ihre Therapie komplett umzustellen. Denn Anfang April entschied die Regierung Trump laut «CBS News», dass staatliche Versicherungen wie Medicare und Medicaid die Kosten für diese Medikamente nicht länger übernehmen sollen.
Zum Vergleich: In der Schweiz kostet eine Packung Ozempic aktuell etwa 115 Franken, für Wegovy liegt der Preis bei rund 179 Franken.
Novo Nordisk ist derzeit konkurrenzlos, was Semaglutid betrifft, und enorm wichtig für Dänemarks Wirtschaft. Laut «Politico» ist der Konzern für fast die Hälfte des dänischen Wirtschaftswachstums verantwortlich und schafft rund die Hälfte aller neuen Arbeitsplätze im Privatsektor. Das Unternehmen machte zuletzt Milliardengewinne.
Trump verteuert Medikamente, um an Grönland zu kommen
Der Ökonom Jacob Funk Kirkegaard vom Peterson Institute for International Economics warnte gegenüber «CNN», dass die Zölle direkt zu höheren Preisen für Konsument*innen führen würden. Novo Nordisk könnte die zusätzlichen Kosten einfach weiterreichen.
«Wenn Donald Trump entscheidet, dass es 50 Prozent mehr kosten soll, kann Novo Nordisk sagen: ‹Gut, dann berechnen wir amerikanischen Verbrauchern eben so viel mehr.›»
Jacob Funk Kirkegaard
Peterson Institute for International Economics
Die Zahlen auf der anderen Seite: Die USA importierten 2023 pharmazeutische Produkte im Wert von rund 5,7 Milliarden Dollar aus Dänemark, wie Daten der Vereinten Nationen zeigen – ein Grossteil davon entfällt auf Novo Nordisk.
Hintergrund für Trumps Entscheidung sind möglicherweise politische Interessen rund um Grönland. Anfang Januar drohte Trump laut «New York Times», Dänemark hohe Zölle aufzuerlegen, sollte das Land nicht bereit sein, Grönland an die USA abzugeben.
Diese Zölle sollten laut Trump auch Pharma-Produkte betreffen. Anfang April erklärte er: «Ich denke, wir werden Zölle auf Pharma-Produkte in einem Ausmass einführen, wie man es noch nie zuvor gesehen hat.»
Falls die USA tatsächlich Zölle auf Pharma-Produkte einführen, wäre auch die Schweiz betroffen. Im vergangenen Jahr exportierte die Schweiz Waren im Wert von 56 Milliarden Franken (ohne Gold) in die USA. Mehr als die Hälfte davon waren Pharma-Produkte. Die Schweizer Börse reagierte bereits auf diese Hiobsbotschaft: Die Aktienkurse der Pharmakonzerne Roche und Novartis verloren im Vergleich zur Vorwoche zweistellig.
Motto «Hände weg»: Landesweite Proteste gegen Trump in den USA
In den USA haben Menschen zu Tausenden gegen die Politik des Präsidenten protestiert. Allein in der US-Hauptstadt Washington nahe dem Weissen Haus waren es mehrere Tausend Demonstranten.