Waffenlieferungen an UkraineWie lange verkraften die USA den Schwund im eigenen Arsenal?
Von Ben Fox, Aamer Madhani, Jay Reeves und Dan Huff, AP
4.5.2022 - 17:57
Die Vereinigten Staaten unterstützen die Ukraine im Kampf gegen Russland mit riesigen Mengen an Waffen. Analysten vermuten, dass das US-Militär bereits Probleme bei den Beständen haben könnte.
DPA, Von Ben Fox, Aamer Madhani, Jay Reeves und Dan Huff, AP
04.05.2022, 17:57
05.05.2022, 09:19
Von Ben Fox, Aamer Madhani, Jay Reeves und Dan Huff, AP/uri
Waffen im Wert von Abermilliarden Dollar aus den USA – das hilft der Ukraine viel bei der Verteidigung gegen die russischen Angreifer. Aber wie lange kann sich Washington das leisten, ohne sein eigenes Arsenal gefährlich auszudünnen?
Sie heben fast täglich auf der Luftwaffenbasis Dover in Delaware ab – wuchtig-schwerfällige C-17-Transportflugzeuge beladen mit Javelin, Stinger, Haubitzen und anderem Material zur Unterstützung der von Russland angegriffenen Ukraine. Bislang haben die Lieferungen wesentlich dazu beigetragen, den Vormarsch der Aggressoren zu verlangsamen und mancherorts sogar zu stoppen – genau das, was US-Präsident Joe Biden auch mit seinem Besuch am Dienstag in einer Lockheed-Martin-Fabrik in Alabama unterstreichen wollte. Sie stellt die tragbaren Javelin-Panzerabwehrwaffen her, die bei der Verteidigung der Ukraine eine äusserst wichtige Rolle spielen.
Aber Bidens Visite lenkte zugleich die Aufmerksamkeit auf eine wachsende Besorgnis: Wie lange können die USA grosse Mengen Waffen an das Land liefern und zugleich ein umfassendes eigenes Arsenal bewahren, das sie im Fall eines plötzlichen schweren Konflikts mit Nordkorea, dem Iran oder einem anderen Gegner benötigen könnten?
Die USA haben die Ukraine bereits mit etwa 7'000 Javelin versorgt, einige wurden ihr schon während der Trump-Präsidentschaft zur Verfügung gestellt. Zusammen machen sie ungefähr ein Drittel des US-Vorrates an diesen Systemen aus, wie aus einer Analyse von Mark Cancian vom Center for Strategic and International Studies (CSIS) hervorgeht. Die Biden-Regierung hat sich nach eigenen Angaben seit Beginn der Ukraine-Invasion vor mehr als zwei Monaten zur Lieferung von 5'500 dieser Panzerabwehrwaffen verpflichtet.
Analysten schätzen ausserdem, dass die USA bereits mehr als ein Viertel ihres Arsenals an Stinger-Raketen, die von der Schulter abgefeuert werden, in die Ukraine geschickt haben. Der CEO der Herstellerfirma Raytheon Technologies, Greg Hayes, sagte kürzlich Investoren, dass das Unternehmen bis zum nächsten Jahr nicht in der Lage sei, die Produktion zu verstärken, weil es an nötigen Komponenten fehle. «Könnte das ein Problem sein? Die kurze Antwort lautet: ‹Wahrscheinlich ja›», sagte der CEO. Bei den Javelin und Stinger gebe es die «bedeutendsten Fragen» in Sachen Vorrat, und beide Systeme wurden in den vergangenen Jahren nur noch begrenzt hergestellt.
Die russische Invasion eröffnet der amerikanischen und europäischen Rüstungsindustrie eine grosse Gelegenheit, ihre Profite zu erhöhen: Im Licht der Moskauer Aggression sind nationale Parlamente von Washington bis Warschau bereit, ihre Verteidigungsausgaben aufzustocken. Allerdings sind Vertragspartner mit denselben Nachschubproblemen bei Komponenten und Mangel an Arbeitskräften konfrontiert, die auch andere Branchen plagen.
Biden will zusätzliche 33 Milliarden Dollar für Hilfen
Militärausgaben der USA und rund um die Welt stiegen schon vor dem Beginn der Invasion am 24. Februar. So hat Biden in seinem Haushaltsvorschlag für das Fiskaljahr 2023 beim Kongress 773 Milliarden Dollar (etwa 734 Milliarden Euro) für das Pentagon beantragt – eine Zunahme von etwa 4 Prozent. Global wuchsen die gesamten Militärausgaben 2021 erstmals um 0,7 Prozent auf mehr als 2 Billionen Dollar an, wie ein Bericht des Stockholm International Peace Research Institute besagt. Russland, das seine Aufwendungen für Rüstung im Vorfeld der Invasion erhöhte, lag an fünfter Stelle.
Der Krieg bedeutet mehr Verkäufe für manche Vertragsnehmer wie Raytheon, der die Stinger-Raketen produziert, die ukrainische Soldaten zur Ausschaltung russischer Flugzeuge einsetzen. Die Firma ist auch Teil eines Joint Venture mit Lockheed Martin, das Javelin herstellt. Die am Dienstag von Biden besuchte Fabrik in Troy (Alabama) kann ungefähr 2'100 dieser Panzerabwehrsysteme im Jahr produzieren.
Der Präsident hat kürzlich beim Kongress die Bewilligung zusätzlicher 33 Milliarden Dollar an Sicherheits- und wirtschaftlichen Hilfen für die Ukraine, westliche Verbündete und für das Wiederauffüllen der Vorräte an Waffen beantragt, die von den USA an diese Länder geliefert worden sind.
Letzte Tranche enthält keine Javelin und Stinger mehr
Pentagon-Sprecher John Kirby versichert derweil, dass Amerikas militärische Einsatzfähigkeit nicht von einem einzelnen Waffensystem wie etwa der Javelin abhänge. Und jedes Mal, wenn das Verteidigungsministerium ein Waffenpaket für die Ukraine zusammenstelle, schätze es zusammen mit dem Generalstabschef die breiteren Auswirkungen ein.
Es sei nicht so, dass man beispielsweise die Javelin zähle und dann zum Schluss komme, dass man nicht mehr einsatzfähig sei, wenn der Vorrat auf eine bestimmte Menge gesunken sei, so Kirby. Die Javelin seien nicht die einzige Antipanzerwaffe im US-Arsenal, und die Systeme würden in ihrer Gesamtheit beurteilt, was die Fähigkeit betreffe, eine Mission zu erfüllen.
Aber Cancian, der CSIS-Experte, verweist darauf, dass die jüngste von Biden verkündete Waffentranche für die Ukraine keine Javelin und Stinger enthalte – und das könne ein Zeichen dafür sein, dass das Pentagon an die verbliebenen Vorräte denke.
Seit Februar rund 3'200 Tonnen in die Ukraine geflogen
Die US-Bemühungen, Riesenmengen an Waffen für die Ukraine nach Osteuropa zu transportieren, sind herkulisch. Von der Luftwaffenbasis Dover aus haben Flieger seit Februar etwa 3'200 Tonnen an Javelin, Stinger, 155-Millimeter-Haubitzen, Helmen und anderer Ausrüstung nach Osteuropa befördert.
Vertreter des Pentagon haben sich kürzlich mit mehreren führenden Vertragspartnern wie Lockheed Martin, Raytheon, Boeing, General Dynamics, BAE Systems und Northrop Grumman zusammengesetzt, um über die Möglichkeit von Produktionssteigerungen zu sprechen. Aber manche der Firmen sind mit grossen Herausforderungen konfrontiert. Raytheon zum Beispiel verfügt nur über einen begrenzten Vorrat an Komponenten zur Herstellung seiner Stinger-Raketen. Nur ein nicht näher bezeichnetes Land hat sie in jüngerer Zeit gekauft und das Pentagon in fast 20 Jahren keine neuen erworben.
Zusätzlich verkomplizieren Sanktionen die Lage. Unternehmen müssen neue Quellen für manche Rohmaterialien wie Titan finden, eine wichtige Komponente für die Luft- und Raumfahrt. Der bisherige Hauptlieferant war Russland.
Halsbrecherisch im Lauterbrunnental: Franzose segelt auf Karton 400 Meter in den Abgrund
Der französische Extremsportler Antony Newton ersetzt den Wingsuit durch ein Stück Karton. So stürzt er sich im Lauterbrunnental in die Tiefe und erntet dafür Kritik.
12.12.2024
An diesem Christbaum hätte sogar Bundesrat Alain Berset Freude
Anderthalb Millionen Weihnachtsbäume landen jedes Jahr im Abfall. Immer öfter setzen Schweizer*innen deshalb auf nachhaltigere Alternativen. blue News-Redaktor Bruno Bötschi hat drei von ihnen getestet.
14.12.2021
Herrenlose Staubsauger und Pool-Tsunamis: Diese Clips posten die Kalifornier vom Erdbeben der Stärke 7
Die Einwohner Kaliforniens wurden am Donnerstag von einem Erdbeben der Stärke 7 überrascht. Viele Kalifornier*innen zückten ihr Smartphone und dokumentierten den Vorfall. blue News zeigt euch die skurrilsten Clips.
06.12.2024
Halsbrecherisch im Lauterbrunnental: Franzose segelt auf Karton 400 Meter in den Abgrund
An diesem Christbaum hätte sogar Bundesrat Alain Berset Freude
Herrenlose Staubsauger und Pool-Tsunamis: Diese Clips posten die Kalifornier vom Erdbeben der Stärke 7