Österreich in Aufruhr Kanzler: Arme sollen ihre Kinder mit McDonald's füttern

smi

29.9.2023

Wieder versetzt ein Video Österreich in Aufruhr. Kanzler Nehammer spricht an einer ÖVP-Veranstaltung über Armut in seinem Land.
Wieder versetzt ein Video Österreich in Aufruhr. Kanzler Nehammer spricht an einer ÖVP-Veranstaltung über Armut in seinem Land.
Screenshot X

Ein privates Video schlägt Wellen. Zu sehen ist Österreichs Kanzler Karl Nehammer, der zu Kinderarmut sagt, die billigste warme Mahlzeit sei ein Hamburger bei McDonald's. Das könne sich jede Familie leisten.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Bundeskanzler Österreichs steht in der Kritik. Grund ist ein privates Video von einer Versammlung der Österreichischen Volkspartei ÖVP.
  • In dem Video sagt Kanzler Karl Nehammer zum Thema Kinderarmut, die billigste warme Mahlzeit sei ein Hamburger bei McDonald's. Die könne sich in Österreich jede Familie leisten.
  • Die ÖVP hat bestätigt, dass das Video den Tatsachen entspreche.

Österreichs Kanzler Nehammer muss sich gerade mit Marie Antoinette vergleichen lassen, der französischen Königin zur Zeit der Französischen Revolution. Ihr wird die Aussage zugeordnet, wenn die Armen kein Brot hätten, sollten sie doch Kuchen essen.

Die Aussage Karl Nehammers ist im Unterschied zu jener Marie Antoinettes verbürgt und auf Video festgehalten. An einer Versammlung der Österreichischen Volkspartei ÖVP sprach er über die Armut in seinem Land. Wenn Kinder keine warme Mahlzeit bekämen, frage er sich, was denn mit deren Eltern sei.

Dann fragt er die Anwesenden, ob sie wüssten, was die billigste warme Mahlzeit in Österreich sei. Er beantwortet seine Frage selber: Ein Hamburger bei McDonald's koste 1,40 Euro, mit Pommes Frites 3,50 Euro. «Und jetzt behauptet wirklich einer ernsthaft, wir leben in einem Land, wo Eltern sich dieses Essen für ihr Kind nicht leisten können?»

Das bedeutet zu Ende gedacht, dass Eltern ihren Kindern täglich billigen Fast Food zu essen geben sollen, wenn sie selber keine warme Mahlzeit kochen können.

Es hagelt Kritik

Die Kritik folgt umgehend: «Die Österreicherinnen und Österreicher haben einen Bundeskanzler verdient, der die Menschen respektiert, statt sie zu verachten», schreibt der Chef der Sozialdemokraten auf X (vormals Twitter).

Der Präsident von Caritas Österreich schreibt auf derselben Plattform: «Wer sagt, dass in Österreich niemand hungert oder friert, hat von der Wirklichkeit der Menschen keine Ahnung.»

Und selbst der Obmann der rechtskonservativen Freiheitlichen Herbert Kickl gibt sich auf «OÖNachrichten.at» empört: «Ein Politiker, der derart empathielos, abgehoben, eiskalt und eine derartige Verachtung für die armutsgeplagten Menschen an den Tag legt, ist für den Job als Bundeskanzler ungeeignet.»

Ausführlicher wird ein Meinungsbeitrag der linken Zeitung «Falter». Die Autorin hält dem Kanzler vor, das Problem der Kinderarmut in Österreich nicht ernst zu nehmen. Die Zahl der Familien, die sich nicht jeden zweiten Tag Fleisch, Fisch oder eine gleichwertige vegetarische Mahlzeit leisten könnten, habe 2021 noch bei 267'000 gelegen. Ein Jahr später seien es bereits 447'000 Familien gewesen. Dass sich arme Familien schlecht ernährten, sei genau das Problem, so die Falter-Journalistin.

Das Netz nimmt die Steilvorlage des Kanzlers ebenfalls an

Kanzler Nehammer verteidigt sich

Nehammer verteidigt seine Aussagen auf X: «Ich stehe dazu, dass Eltern eine Fürsorgepflicht für ihre Kinder haben.» Wer sage, dass es in Österreich keine warme Mahlzeit für Kinder gibt, der stelle dieses Land in ein schlechtes Licht.