Paul Alexander spricht über sein Leben in der eisernen Lunge
Paul Alexander konnte sein Leben nicht ohne seine eiserne Lunge leben. Trotzdem hat er Millionen von Menschen berührt. Nun ist der US-Amerikaner am Montag verstorben. Er erzählt aus seinem bewegten Leben.
14.03.2024
Paul Alexander konnte nicht ohne seine Eiserne Lunge leben. Damit hat er Millionen von Menschen berührt. Nun ist der US-Amerikaner am Montag verstorben. Ein Blick auf ein bewegtes Leben.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Paul Alexander lebte seit 1952 in einer Eisernen Lunge. Er war eine der letzten Personen, die noch auf diese alte Maschine setzten.
- Am Montag ist der Texaner verstorben.
- Alexander lebte ein spannendes Leben, war als Autor, Anwalt und TikTok-Star tätig.
- Behilflich war ihm dabei eine spezielle Atemtechnik, mit der er die Röhre für kurze Zeiten verlassen konnte.
Es sei ein feuchter, regnerischer Tag gewesen, der Paul Alexanders Leben im Jahr 1952 auf den Kopf gestellt hat.
Wie der US-Amerikaner in seiner Autobiografie schreibt, aus der etwa «The Sun» zitiert, habe er draussen vor dem Haus seiner Familie gespielt. Als der 6-Jährige schliesslich wieder reingekommen sei, habe er sich fiebrig gefüllt, Kopf- und Nackenschmerzen gehabt.
Fünf Tage später musste er notfallmässig ins Spital eingeliefert werden. Die Diagnose: Kinderlähmung. Alexander hatte sich mit dem Poliovirus angesteckt.
Nach drei Tagen im Koma erwachte er schliesslich in der Maschine, die ihn sein Leben lang begleiten würde: eine Eiserne Lunge.
72 Jahre verbrachte Paul Alexander in der Eisernen Lunge
72 Jahre lang musste Paul Alexander, der nach der Ansteckung querschnittgelähmt war, immer wieder in die Röhre zurückkehren. Er konnte sie nur für wenige Stunden verlassen. Am Montag ist der Rentner nun nach einer Corona-Infektion gestorben. Er wurde 78 Jahre alt.
Der US-Amerikaner lebte ein beeindruckendes Leben, trotz der besonderen Umstände. Der Schlüssel dafür lag in einer speziellen Atmungsmethode.
Durch die «Frosch-Methode», wissenschaftlich als glossopharyngeale Atmung bekannt, konnte er selbst Luft in seine Lungen führen, indem er seine Backen aufpumpte und die Luft dann «schluckte». Mit acht Jahren brachte er sich diese Technik selbst bei, weil seine Mutter ihm versprochen habe, dass er einen Hund haben darf, wenn er sie meistert. Ein Jahr lang habe er dafür gebraucht.
«Frosch-Methode» ermöglichte Jura-Studium
Doch die «Frosch-Methode» ermöglichte ihm vieles. So besuchte er, nachdem er sein High-School-Diplom durch Hausunterricht erlangt hatte, die Universität von Dallas und studierte Jura. Und das, obwohl ihn die Schule zunächst ablehnte, weil er «zu behindert» gewesen sei. «Das hat mein Herz gebrochen. Ich habe zwei Jahre gekämpft, immer wieder angerufen», wird Paul von «The Sun» zitiert. Schliesslich nahm ihn die Universität auf.
Was ist eine Eiserne Lunge?
Eine Eiserne Lunge ist ein Gerät, die das maschinelle Beatmen von Menschen möglich macht. In der Maschine herrscht ein Unterdruck. So kann die Eiserne Lunge den Brustkorb des Patienten anheben, worauf Luft in dessen echte Lunge gesogen wird. Entwickelt wurde sie in den 1930er Jahren. In den 1960er Jahren beendeten die letzten Hersteller die Produktion.
Mit seinem Rollstuhl konnte er den Campus besuchen, am Abend musste er aber immer wieder in seine Eiserne Lunge zurückkehren. Diesen Rhythmus behielt Alexander sein Leben lang bei, arbeitete so auch 30 Jahre als Anwalt.
Die Eiserne Lunge wollte er dabei niemals hinter sich lassen – obwohl die Technik rasant Fortschritte machte. So gibt es inzwischen viel kleinere Beatmungsgeräte, die die Menschen mit sich herumtragen können. Alexander hätte so nicht immer wieder in die Röhre zurückkehren müssen.
Aber laut dem verstorbenen 78-Jährigen habe er sich an die Methode gewöhnt. Durch ein Kindheitstrauma hatte er ausserdem Angst, noch einmal am Hals operiert werden zu müssen. Als er mit 6 ins Spital eingeliefert wurde, musste ein Arzt eine Not-Tracheotomie durchführen, also ein Loch in Alexanders Hals schneiden, damit dieser besser atmen konnte. Der Rentner wollte dieses Trauma niemals wieder erleben.
Die Eiserne Lunge sei ausserdem die einzige Maschine, die die natürliche Atmung durch das Heben und Senken des Brustkorbs imitiere, erklärte Alexander dem «Guardian». Darum fühle er sich so am wohlsten.
Über diese Erlebnisse und mehr sprach Paul Alexander auch auf seinem eigenen TikTok-Account. Dort hörten über 360'000 Follower den Geschichten des pensionierten Anwalts zu, die er aus seiner Eisernen Lunge erzählte.
Dabei machte sich Alexander auch dafür stark, dass Eltern ihre Kinder impfen. «Sie müssen geschützt werden, bevor es wieder eine Pandemie gibt», sagt er etwa in einem Video, das über 58 Millionen Mal aufgerufen wurde.
Inzwischen sammeln sich auf dem TikTok-Account die Beileids-Bekundungen. «Ruhe in Frieden, Paul. Keine andere Person hat mich so inspiriert wie du», schreibt etwa eine Person. Und eine andere: «Danke für alles. Du hast meine Perspektive auf das Leben verändert.»