SchwedenPolizei erlaubt Protest mit Thora- und Bibelverbrennung
dpa
14.7.2023 - 21:37
Israelische Vertreter sind entsetzt und rufen Schweden auf, die geplante Aktion eines Mannes in Stockholm zu stoppen. Eine jüdische Organisation verweist auf Erinnerungen an den Holocaust. Auch König Carl XVI. Gustaf wird gebeten, zu intervenieren.
14.07.2023, 21:37
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Die schwedische Polizei hat einen Protest mit einer geplanten Thora- und Bibelverbrennung durch einen Mann genehmigt. Der Antragsteller hat angekündigt, er wolle am Samstag vor der israelischen Botschaft in Stockholm ein Exemplar der Heiligen Schrift der Juden und des Heiligen Buchs der Christen in Brand stecken. Die Polizei der schwedischen Hauptstadt teilte am Freitag mit, dem Antrag sei zugestimmt worden. Der israelische Präsident Izchak Herzog zeigte sich entsetzt.
«Als Präsident des Staats Israel habe ich die Verbrennung des Korans, für Muslime auf der ganzen Welt heilig, verurteilt, und es zerreisst mir jetzt das Herz, dass einer jüdischen Bibel, dem ewigen Buch des jüdischen Volks, das gleiche Schicksal droht», teilte Herzog mit.
Gesetze gegen Blasphemie abgeschafft
Schweden war vor kurzem von muslimischen Ländern kritisiert worden, weil es Demonstranten erlaubte, bei Protesten ein Exemplar des Korans zu verbrennen. Der Mann, der den Antrag für Samstag gestellt hat, begründete diesen damit, dass er eine Reaktion auf die Koranverbrennung durch einen christlichen irakischen Einwanderer vor einer Moschee in Stockholm im Juni plane.
In ihrer Genehmigung teilte die Polizei mit, dass drei Personen an der Demonstration um 13.00 Uhr am Samstag teilnehmen würden. Die Entscheidung der Polizei lag der Nachrichtenagentur AP vor.
In Schweden ist das Recht auf öffentliche Demonstrationen von der Verfassung geschützt. Gesetze gegen Blasphemie wurden dort in den 1970er Jahren abgeschafft.
Israel fordert Stopp der Aktion
Die Polizei von Stockholm ging in einer E-Mail an die AP zu der geplanten Aktion des Mannes auf Distanz. Sie erteile «nicht die Genehmigung für verschiedene Aktionen», teilte sie mit. «Wir erteilen die Genehmigung, ein öffentliches Treffen abzuhalten! Das ist ein wichtiger Unterschied.»
Der israelische Aussenminister Eli Cohen rief Schweden dazu auf, die Aktion zu stoppen. Diese sei eine «verabscheuungswürdige Veranstaltung». Der Chefrabbiner von Israel, Izchak Josef, bat den schwedischen König Carl XVI. Gustaf, zu intervenieren. Josef verurteilte auch die jüngste Verbrennung des Korans vor der Moschee. «Indem Sie verhindern, dass diese Veranstaltung stattfindet, würden Sie eine starke Botschaft an die Welt senden, dass Schweden entschieden gegen religiöse Intoleranz eintritt und dass solche Akte keinen Platz in einer zivilisierten Gesellschaft haben», schrieb der Rabbiner.
Der Rat Schwedischer Jüdischer Gemeinden sprach sich ebenfalls gegen die geplante Verbrennung aus. «Unsere tragische europäische Geschichte bringt das Verbrennen jüdischer Bücher mit Pogromen, Ausweisungen, Inquisitionen und dem Holocaust in Verbindung», teilte er mit.
Der UN-Menschenrechtsrat stimmte am Mittwoch mit überwältigender Mehrheit einer Resolution zu, mit der Länder zu grösseren Anstrengungen gegen religiösen Hass aufgerufen werden. Westliche Länder hatten Einwände dagegen und verwiesen auf Sorgen um die Meinungsfreiheit. Deutschland und die USA gehörten zu den Ländern, die gegen die Resolution stimmten.