Kostspielige Medizin 14 Prozent der Schweizer Ärzte steigen aus

sob

6.11.2019

Im Ärztehaus Zürich-Seebach bereitet ein Arzt eine Kortisonspritze vor (Symbolbild).
Im Ärztehaus Zürich-Seebach bereitet ein Arzt eine Kortisonspritze vor (Symbolbild).
Keystone

Rund eine halbe Million Franken kostet die Schweizer Steuerzahler die Ausbildung eines Arztes oder einer Ärztin. Nun zeigt eine Studie, dass sich 14 Prozent frühzeitig von Patientenbehandlungen zurückziehen.

Die Schweiz bildet zu wenig Ärzte aus. Jahr für Jahr werden mehrere tausend aus dem Ausland geholt. 23 Prozent der Fachärzte sind Ausländer – Tendenz steigend. Derzeit entspricht die Zahl der ausländischen Mediziner-Diplome, die hierzulande jedes Jahr anerkannt werden, dem Dreifachen der eidgenössischen Diplome. Umso seltsamer mutet es an, dass jeder siebte Mediziner aussteigt, genug hat, Patienten zu behandeln, wie eine unlängst veröffentlichte Studie im Fachblatt «Swiss Medical Weekly» belegt.

Zu diesem Studien-Resultat kamen Forscher um Sven Streit vom Berner Institut für Hausarztmedizin (Biham) der Universität Bern, nachdem sie 23'000 Berufsregistereinträge beim Bund für die Jahre 1980 bis 2009 analysiert hatten. «Besonders in Zeiten des Mangels an gewissen Fachärzten – Hausärzten, Kinderärzten, Psychiatern und anderen – ist jede Person, die den Beruf verlässt, eine zu viel», sagt Streit im «Tages-Anzeiger».

Die Gründe für den Ausstieg wurden bei der Studie nicht erfragt. Aufgrund von anderen Untersuchungen nennt Streit als häufigste Ursachen: familiäre und persönliche Probleme, lange Arbeitszeiten, veränderte Anforderungen – beispielsweise eine Verlagerung zu mehr administrativen Aufgaben statt klinischer Tätigkeit.

Unabhängig davon, wie viele Ärzte und Ärztinnen genau aussteigen: Kritikern sind sie ein Dorn im Auge. Das Geld sei falsch investiert, und die Aussteiger hätten anderen, willigen Interessenten einen der begehrten Studienplätze weggenommen, die durch den Numerus clausus limitiert seien. Experten betonen jedoch, dass die Aussteiger meist nicht verloren seien für die Gesellschaft: «Mediziner, die in die Forschung oder zur Pharma gehen, braucht es ebenfalls.»

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