Alten- und Pflegeheime 160 Millionen Franken Mehrkosten in Heimen in erster Corona-Welle

jc, sda

10.4.2021 - 14:26

Eine Tochter sitzt in der Besucherbox und spricht im Bürgergut Thun in Steffisburg mit ihren Eltern. (Archivbild)
Eine Tochter sitzt in der Besucherbox und spricht im Bürgergut Thun in Steffisburg mit ihren Eltern. (Archivbild)
Bild: Keystone

Die erste Welle der Corona-Pandemie ab März des vergangenen Jahres hat in den Schweizer Alters- und Pflegeheimen ausserhalb der Pflegefinanzierung zu Mehrkosten von rund 160 Millionen Franken geführt. Der Branchenverband Curaviva erwartet, dass die Kantone ihre Verantwortung bei der finanziellen Unterstützung wahrnehmen.

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Darin eingerechnet sind auch die Mindereinnahmen, wie Daniel Höchli, Direktor des Branchenverbands Curaviva, im Interview mit dem «Tages-Anzeiger» vom Samstag sagte. «Für die zweite Welle sind wir daran, das zu berechnen», sagte Höchli.

Curaviva erwartet, dass die Kantone ihre Verantwortung hinsichtlich einer finanziellen Hilfe wahrnehmen. Es gebe Kantone, welche bereits eine Unterstützung vorbereiteten, und andere, «in denen kein grosser politischer Wille, zu helfen, vorhanden ist», sagte Höchli. «Es wäre aber ein Trauerbild, wenn man sagen müsste, die Sportvereine seien besser finanziell unterstützt worden als systemrelevante Institutionen wie Pflegeheime.»

Gemäss Höchlis Einschätzung ist für den weiteren Umgang mit der Pandemie eine vertiefte Debatte darüber nötig, was die Leute gerade in Alters- und Pflegeheimen wirklich wollten. Man müsse besser hinhören und Schutzkonzepte, welche die unterschiedlichen Haltungen der Bewohnerinnen und Bewohner berücksichtigten, statt einfach über alle hinweg zu bestimmen.

Das sei schwierig. Doch letztlich gehe es um die Frage, wie die Balance zwischen einem möglichst hohen Schutz und einer möglichst kleinen Beeinträchtigung der Lebensqualität erreicht werden könne. In der Vergangenheit waren vermehrt Stimmen laut geworden, wonach Betagte beispielsweise lieber ihre Enkel gesehen hätten, als komplett geschützt und daher abgeriegelt zu werden.

GDK: Kassen hätten mitmachen sollen

Die Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) hielt in einer Stellungnahme gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA fest, sie habe die Kantone bereits im vergangenen Frühjahr auf die Mehrkosten in der Pflege aufmerksam gemacht. Gegenüber den Verbänden machte die GDK geltend, dass Lösungen auf kantonaler oder kommunaler Ebene gefunden werden müssten.

Beim Bund drängten die Gesundheitsdirektoren darauf, dass sich die Krankenkassen an den Mehrkosten beteiligen. Dazu hätten sie die Beiträge aus der obligatorischen Krankenversicherung an die Pflegekosten vorübergehend erhöhen sollen. Die GDK drang mit den Vorschlag aber nicht durch.

Gemäss den Zahlen für 2020 trugen die Versicherer aber in den Pflegeheimen deutlich höhere Kosten. Das lässt gemäss der GDK den Schluss zu, dass die Heime Erkrankte neu einer höheren Pflegstufe zuweisen konnten.