Die Ostschweizer Ärzte haben die regionalen Taxpunktwert-Verträge mit den Versicherern auf Ende Jahr gekündigt. Sie fordern ab 2019 höhere Abgeltungen für ihre Leistungen. Diese seien im Vergleich zur übrigen Schweiz zu tief.
Seit Einführung des Ärztetarifs Tarmed im Jahr 2004 herrsche eine Tarif-Ungerechtigkeit, kritisierten die Ärztegesellschaften der Kantone St. Gallen, beider Appenzell, Thurgau, Schaffhausen, Graubünden und Glarus in einer Mitteilung vom Dienstag. Ärzte in anderen Landesteilen dürften für gleiche Leistungen wesentlich höhere Rechnungen stellen.
Deshalb habe man die geltenden Taxpunktwert-Anhänge zu den kantonalen Verträgen mit den Versicherern gekündigt. Die Kündigungen seien "mit dem Wunsch verbunden, in den nächsten Monaten faire und realistische Taxpunktwerte auszuhandeln", heisst es. Als Reaktion hätten die Versicherer die gesamten regionalen Anschlussverträge mit allen Anhängen gekündigt. Für 2019 drohe damit ein vertragsloser Zustand.
85 Rappen statt einem Franken
2004 hatten die Ostschweizer Ärztegesellschaften an Stelle des Taxpunktwerts von schweizweit einem Franken vorübergehend einen tieferen Taxpunkt von 85 Rappen akzeptiert. Grund dafür sei die damalige Annahme gewesen, ein landesweit einheitlicher Taxpunktwert könnte die Gesundheitskosten in die Höhe treiben, heisst es.
Inzwischen habe sich die Ausgangslage noch verschlechtert, weil verschiedene Tarifpositionen durch Eingriffe des Bundesrats und durch Revisionen ebenfalls nach unten angepasst worden seien. Die Ostschweizer Ärzte seien dabei immer doppelt "bestraft" worden, schreiben die Ärztegesellschaften.
Gleiche Löhne gefordert
Nun machen die Ärztinnen und Ärzte Anspruch auf gleichen Lohn für gleiche Tätigkeit geltend, wie sie betonen. Es sei unfair, dass die damals gewährte, vorübergehende Zurückhaltung, die den Versicherern grosse regionale Einsparungen gebracht habe, nie ausgeglichen worden sei. Über Jahre hinweg seien die bis zu 15 Prozent tieferen Entschädigungen beibehalten worden.
Darunter könnte die Versorgungssicherheit in der Ostschweiz leiden, geben die Ärztegesellschaften zu bedenken. "Mit tieferen Löhnen wandern noch mehr junge Ärztinnen und Ärzte in attraktivere Regionen ab." Da nütze auch die Einführung einer eigenen Ärzteausbildung in St. Gallen über den "Joint Medical Master" wenig.
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