Versteckte Vermögen In Zürich haben sich schon 25'000 Steuersünder selbst angezeigt

SDA/aka

8.1.2020

Ein Mitarbeiter nimmt auf dem Steueramt im Stadthaus Uster eine Steuererklärung aus einer Schublade.
Ein Mitarbeiter nimmt auf dem Steueramt im Stadthaus Uster eine Steuererklärung aus einer Schublade.
Bild: Keystone

Seit zehn Jahren können sich Steuersünder in der Schweiz einmal selbst anzeigen. Tun sie das, kommen sie ohne Strafe davon. Im Kanton Zürich zeigten sich 25'000 Personen an sowie 200 Unternehmen. 

Wer bei den Steuern gesündigt hat und sich selber anzeigt, kommt straffrei davon. Das gilt hierzulande seit zehn Jahren. Die Steuersünder im Kanton Zürich mussten in dieser Zeit 822 Millionen Franken an Nachsteuern bezahlen, davon 162 Millionen an den Bund. Sich angezeigt haben über 25'000 Personen und 200 Unternehmen.

Die seit 2010 sogenannt «nachhaltig» aufgedeckten Vermögen summieren sich auf stattliche 9,7 Milliarden Franken. Es handelt sich dabei um Vermögen, die nun immer wieder in den Steuererklärungen auftauchen werden, so lange sie bestehen, wie Marina Züger, Chefin des kantonalen Steueramtes, am Mittwoch in Zürich vor den Medien erklärte.

Im Durchschnitt waren nach einer Selbstanzeige 40'000 Franken an Nachsteuern fällig. Die höchsten Nachzahlungen betrugen mehrere Millionen Franken. Mit Abstand am meisten Selbstanzeigen gab es in den Jahren 2017 und 2018, als 6'200 respektive 7'300 Selbstanzeigen eingingen.

Angst vor Automatischem Informationsaustausch

Der neue Automatische Informationstausch (AIA) in Steuerfragen mit einer stetig wachsenden Anzahl von Ländern trieb in diesen beiden Jahren eine Rekordzahl von Steuersündern dem Fiskus in die Arme. Sie fürchteten wegen des neu eingeführten Austausches von Kontodaten zwischen der Schweiz und einer Vielzahl anderer Staaten aufzufliegen und zeigten sich lieber selber an.

2019 gingen die Zahlen wieder zurück, lagen aber immer noch deutlich über den Jahren vor der AIA-Welle. Es zeigten sich 2'350 natürliche und juristische Personen an, also nur ein Drittel so viele wie im Vorjahr.

In weit geringerem Umfang gingen 2019 die daraus resultierenden Nachsteuern zurück. Mit 87 Millionen Franken für Bund, Kanton und Gemeinden lagen sie nur knapp 30 Prozent unter dem Rekordwert von 2018.

Der geringe Unterschied erklärt sich mit der sehr grossen Zahl von Selbstanzeigen von nicht deklarierten Bagatellbeträgen, welche die AIA-Welle im 2017 und 2018 mit sich gebracht hatte. 2019 kamen die Bagatellfälle bereits wieder weit seltener vor.

Insgesamt wurde 2019 ein Vermögen von 1,28 Milliarden Franken zur Nachbesteuerung angemeldet. Das sind 200 Millionen weniger als im 2018.

Entwicklung im Aargau vergleichbar

Eine ähnliche Entwicklung gab es im Kanton Aargau. Mit 777 Selbstanzeigen wurde die Rekordzahl des Vorjahres mit 1'182 Selbstanzeigen nicht erreicht. Das Mittel der vergangen zehn Jahre von 521 Anzeigen wurde aber deutlich überschritten.

Der Gesamtwert des im Jahr 2019 zur Nachbesteuerung angemeldeten Vermögens liegt mit 248 Millionen Franken unter dem Rekordwert des Vorjahrs mit 287 Millionen Franken. Daraus resultieren Steuereinnahmen von 18,6 Millionen Franken für Kanton und Gemeinden.

Nicht vergleichbar mit Zürich und Aargau sind die Zahlen des Kantons Luzern. Dieser gibt nur die Zahl der vom Steueramt abgeschlossenen Fälle an, nicht aber die Anzahl eingegangener Selbstanzeigen.

Demnach schloss die Steuerbehörde letztes Jahr 1'028 Fälle ab nach 644 im Vorjahr. Dabei handelt es sich aber auch um Fälle, die in früheren Jahren eingingen. 2019 resultierte ein Gesamtsteuerertrag von 14,3 Millionen Franken.

Weitere Kantone haben ihre Zahlen noch nicht bekannt gegeben.

Erstmals Daten aus dem AIA ausgewertet

2019 konnten die Steuerbehörden erstmals Daten aus dem Automatischen Informationsaustausch auswerten. Verarbeitet wurden Angaben zu Konten und Wertschriften im Ausland von Schweizer Steuerpflichtigen für das Jahr 2017. Die Daten wurden insbesondere von den Staaten der Europäischen Union übermittelt, mehr als die Hälfte kam aus Deutschland.

Für das Steuerjahr 2017 gingen allein im Kanton Zürich 430'000 Meldungen ein. Die allermeisten betrafen natürliche Personen.

Weil die Verarbeitung dieser Datenflut laut Amtschefin Züger enorm aufwendig ist, ist die Auswertung des ersten AIA-Jahres noch nicht abgeschlossen. Nur die grössten Fälle werden vollständig geprüft, die anderen stichprobenweise. Wie hoch die resultierenden Nachsteuern für das Jahr 2017 sein werden, ist noch unklar.

Bilder des Tages

Zurück zur Startseite