Antrag von Pfizer/Biontech USA wollen Kinder ab 5 Jahren impfen – was plant die Schweiz?

Von Lukas Meyer/dor

27.10.2021

Seit Ende Juli werden in der Schweiz auch 12- bis 15-Jährige geimpft.
Seit Ende Juli werden in der Schweiz auch 12- bis 15-Jährige geimpft.
Bild: Keystone

Die USA beginnen bald mit Corona-Impfungen für Fünf- bis Elfjährige, China will sogar schon Dreijährige piksen. Wo steht die Schweiz? Und wer entscheidet, wenn sich die Eltern uneinig sind? Eine Übersicht.

Von Lukas Meyer/dor

Bald sollen in der EU und den USA Corona-Impfstoffe für Kinder bereitstehen. Pfizer/Biontech hat bei den zuständigen Behörden eine Zulassung ihres Impfstoffs für Kinder von 5 bis 11 Jahren beantragt.

Bisher ist dieser – wie der Impfstoff von Moderna – ab zwölf Jahren zugelassen. So wird er auch in der Schweiz angewendet.

Was ist der Stand?

Pfizer/Biontech hat Studien bei 5- bis 11-Jährigen abgeschlossen und in der EU und den USA ein Gesuch um Zulassung eingereicht. Der Impfstoff ist derselbe wie bei Erwachsenen, aber weniger hoch dosiert: Dieser Altersgruppe wird nur ein Drittel der Dosis verabreicht. Der Impfstoff löse eine robuste Immunantwort aus.

Auch Moderna arbeitet an Studien in dieser Altersgruppe, ist aber noch nicht bereit für einen Zulassungsantrag.

Ab wann impfen die USA?

Am Dienstag (Ortszeit) sprach sich ein Beratergremium der US-Arzneimittelbehörde FDA für eine Notfallzulassung des Pfizer-Biontech-Impfstoffes für Kinder zwischen fünf und elf Jahren aus. Die Entscheidung ist nicht bindend, die FDA folgt den Fachleuten aber in der Regel. Eine endgültige Entscheidung der FDA wird noch in dieser Woche erwartet. Im Anschluss muss sich formell auch noch die Gesundheitsbehörde CDC damit befassen.

Eine Impfkampagne für die etwa 28 Millionen betroffenen Kinder in den USA könnte nach Angaben des Weissen Hauses dann bereits im November starten. Die Regierung werde innerhalb weniger Tage nach einer Zulassung 15 Millionen Dosen Impfstoff an Kinderärzte, Kliniken und Apotheken ausliefern, hiess es. «Wir haben Dosen für 28 Millionen Kinder. Es gibt viele Familien, die darauf warten, ihre Kinder impfen zu lassen», sagte ein Vertreter der US-Regierung der ARD-«Tagesschau».

Gemäss Umfragen würde ein Drittel der Eltern in den USA ihre Kinder sofort impfen lassen, ein Drittel würde noch abwarten, schreibt die «New York Times».

Das Treffen der FDA-Experten am Dienstag kann man auf Youtube verfolgen.

Youtube/U.S. Food and Drug Administration

Welche Länder sind schon dran?

Fünf Provinzen in China wollen Kinder von 3 bis 11 Jahren impfen, berichtet die «South China Morning Post». Das Land verfolgt weiterhin eine strenge Zero-Covid-Politik, 76 Prozent der Bevölkerung sind bisher geimpft. Wie wirksam die Impfstoffe von Sinopharm und Sinovac gegen die Delta-Variante sind, ist allerdings unklar.

Bereits im Juni wurden diese beiden Impfstoffe für Kinder von 3 bis 17 Jahren zugelassen, aber erst ab zwölf angewendet. Andere Länder wie Kambodscha und Chile verabreichten die chinesischen Vakzine in der Folge Kindern ab sechs Jahren, Argentinien sogar Kindern ab 3 Jahren.

Kuba impft seit September ab zwei Jahren mit den im Land entwickelten Impfstoffen Abdala und Soberana, wie die Deutsche Welle berichtet. Die Weltgesundheitsorganisation erkennt diese Vakzine allerdings nicht an.

In Kuba werden Kinder ab zwei Jahren geimpft.
In Kuba werden Kinder ab zwei Jahren geimpft.
Bild: Keystone

Wie wichtig ist es, dass Kinder geimpft werden?

Der Nutzen überwiegt die Risiken bei Weitem, ergab eine vorgängige Analyse der zuständigen US-Behörde. Auch Ulrich Heiniger vom Universitätskinderspital beider Basel (UKBB) würde die Impfung empfehlen, wenn sie ab 5 Jahren zugelassen wird. «Nur, weil es selten schwere Verläufe bei Kindern gibt, soll einen dies nicht vom Impfen abhalten. Man weiss schliesslich nie, wen es trifft», sagte er SRF. Viele Eltern würden ihre Kinder am liebsten jetzt schon impfen lassen, vor allem wenn sie chronisch krank seien.

Wie bei den Erwachsenen müsse vor einer Empfehlung eine Nutzen-Risiko-Abwägung gemacht werden, sagt Christoph Berger CH Media. Der Chef der Eidgenössischen Impfkommission (Ekif) rechnet nicht, dass die Schweiz noch in diesem Jahr Kinder impft.

Wer entscheidet über die Impfung?

Das Kind kann selber entscheiden, wenn es urteilsfähig ist. Das kann schon mit zehn Jahren der Fall sein, dann gilt auch das Arztgeheimnis. Bedingung für die Bejahung der Urteilsfähigkeit ist laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG), dass ein Kind «die Tragweite des Eingriffs für seinen Körper abschätzen» könne.



Am häufigsten seien aber nicht Kinder und Eltern uneinig, sondern die Eltern untereinander, ob sie das Kind impfen lassen wollen, sagt Sura Boz, Leiterin Rechtsdienste des Unikinderspitals Basel, der «Neuen Zürcher Zeitung». Teilweise gingen Eltern in solchen Streitigkeiten bis vor Gericht.

2020 etwa entschied das Bundesgericht bei der Masernimpfung mehrerer minderjähriger Kinder im Sinne des impfwilligen Elternteils, nachdem sich die Eltern in dieser Frage nicht einigen konnten.

Was ist mit den ganz Kleinen?

Auch Studien für die Verabreichung der Impfstoffe an Kleinkindern zwischen 2 und 5 Jahren sowie an Säuglingen und Kleinkindern zwischen sechs Monaten und zwei Jahren laufen – Resultate werden bis Ende Jahr erwartet.

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