Kritik von SantésuisseApotheken kassieren durch Teilung von Medikamenten ab
uri
3.4.2023
Angesichts Medikamentenknappheit sollen Apotheken die Packungen bestimmter Medikamente teilen. Profitieren tun dadurch nicht nur die Patient*innen, sondern nicht zuletzt die Apotheken, kritisiert Santésuisse.
uri
03.04.2023, 18:12
uri
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Weil bestimmte Arzneimittel derzeit knapp sind, sollen Apotheken sie in Teilmengen an Patient*innen abgeben.
Die Massnahme soll sicherstellen, dass alle Patient*innen die von ihnen benötigten Medikamente bekommen und diese nicht unnötigerweise entsorgt werden.
Von der Massnahme profitieren angeblich auch die Apotheken.
Der Krankenkassenverband Santésuisse bemängelt, dass Apotheken so zusätzliche Gewinne auf Kosten der Versicherten im zweistelligen Millionenbereich machen.
Wegen Medikamentenengpässensind Apotheken seit 23. März angehalten, bestimmte Präparate in Teilmengen abzugeben. So soll verhindert werden, dass im Fall grosser Originalpackungen nicht mehr Medikamente als für die Therapie notwendig ausgegeben und anschliessend entsorgt werden.
Mit der Massnahme möchte man in erster Linie sicherstellen, dass Patienten ihr benötigtes Mittel erhalten, denn die verfügbaren Mengen knapper Medikamente werden auf mehr Personen verteilt. Das Verfahren soll sich indes auch für Apotheken lohnen, berichtet der «Blick». Sie könnten nämlich einen höheren Gewinn durch den sogenannten Packungszuschlag, einen Teil der Vertriebsmarge, erzielen.
Eine Beispielrechnung hat der «Blick» dabei am Schmerzmedikament MST Continus 30 Milligramm vorgenommen, von dem die 60er-Packung derzeit 59.05 Franken kostet. Mache eine Apotheke nun zwei 30er-Packungen aus der Originalpackung, würden diese nicht je 29.52 Franken kosten, wie man annehmen könne, sondern 40.33 Franken.
Der Packungszuschlag wird nicht halbiert
Der Grund dafür sei unter anderem, dass der Packungszuschlag von 16 Franken nicht halbiert, sondern neu voll auf beide 30er-Packungen fällig werde. So steige die Marge für den Apotheker. Laut «Blick» liegt diese im Fall einer verkauften 60er-Packung derzeit bei 26.32 Franken. An zwei 30er-Packungen verdiene die Apotheke laut Berechnungen des Krankenkassenverbands Santésuisse indes 47.45 Franken.
Zwar hätten die Apotheken auch einen Mehraufwand durch das Teilen, gibt «Blick» zu. So müsste etwa der Originalbeipackzettel abgegeben und auch die Teilmengen beschriftet, kontrolliert und dokumentiert werden. Allerdings würden sie dafür ohnehin bereits extra entschädigt, indem sie für jede Teilpackung etwas mehr als fünf Franken erhielten.
Mehrkosten von bis zu 32 Millionen Franken
Santésuisse-Chefökonom Christoph Kilchenmann unterstützt die Teilabgabe zwar als «sinnvolle Massnahme», kritisierte gegenüber dem «Blick» aber, dass mit der Lösung die Apotheker übermässig profitieren würden und die Prämienzahler*innen die Leidtragenden seien. Der Krankenkassenverband rechnet bei einem realistischen Volumen von einer Million geteilter Packungen demnach auch mit Zusatzeinnahmen von bis zu 32 Millionen Franken für die Apotheken.
Beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), das für die Vergütung zuständig ist, geht man laut «Blick» unterdessen nicht von Mehrkosten durch die Massnahme aus. Eine Sprecherin erklärte, dass ohne die Teilabgaben den Patienten eben ganze Packungen gegeben würden. Und das wiederum bedeute, dass die Apotheken dann ebenfalls «den Vertriebsanteil zweimal verrechnen» würden.